Die Hürde war für den letzten im Turnier verbliebenen Qualifikanten etwas zu hoch, zumal Riedi in New York seinen bereits siebten Match innerhalb von 13 Tagen bestritt. Der 23-jährige Schweizer hatte trotz Müdigkeit gute Phasen, in denen er De Minaur ärgern konnte. Ernsthafte Siegchancen besass er aber nicht, dafür agierte er vor allem bei eigenem Service zu wenig sicher und sein hoch dotierter Kontrahent aus Sydney zu konsequent.
In allen drei Umgängen geriet Riedi früh entscheidend in Rückstand. Achtmal musste er seinen Service abgeben. Nach gut anderthalb Stunden beendete er den Match mit einem Doppelfehler. Es war ein höchst unpassender Schlusspunkt einer fantastischen Geschichte.
Für Riedi bleibt von den Tagen in Flushing Meadows trotz des deutlichen Verdikts zum Schluss wohl nur Positives. Ein Jahr nachdem er sich an gleicher Stätte in der Qualifikation verletzt hatte und danach monatelang pausieren musste, erlebte der Schweizer die erfolgreichsten Tennis-Tage seiner bisherigen Profi-Karriere. Er qualifizierte sich zum zweiten Mal nach Wimbledon im Juni für ein Major-Turnier, schlug erstmals einen Top-20-Spieler (Francisco Cerundolo in der 2. Runde nach 0:2-Satzrückstand) und spielte seine erste Partie gegen einen Top-10-Star.
Vor 23 Jahren war letztmals ein Achtelfinalist an einem Grand-Slam-Turnier schlechter klassiert gewesen als Riedi, der als Nummer 435 der Welt ins Turnier gestartet war und nur dank einem wegen seiner langen Verletzungspause geschützten Ranking an der Qualifikation teilnehmen konnte. Mit 400'000 Dollar Preisgeld und 271 Weltranglisten-Positionen ist der Lohn für den New Yorker Höhenflug gewaltig.
Um sich in diesen ATP-Sphären zu etablieren, braucht es aber noch einigen Effort. Das Beispiel von Dominic Stricker, der 2023 am US Open auch sensationell bis in den Achtelfinal vorgestossen war, zeigt, wie schwierig die Bestätigung sein kann. Für den Berner, der 2020 im French-Open-Juniorenfinal gegen Riedi als Sieger hervorgegangen war, lief es auch wegen Verletzungen seit dem New Yorker Exploit nicht mehr wunschgemäss.
Riedi hofft, die Verletzungen hinter sich zu haben. In der langen Zeit der Rehabilitation verbrachte er viel Zeit im Fitnessraum und ist deshalb bestens gerüstet für die anstehenden Aufgaben - bis auf Weiteres wieder vor weniger Publikum als am Montag im 14'000 Zuschauer fassenden Louis-Armstrong-Stadium gegen De Minaur. (sda)