Für Coco Gauff wiederholte sich die schöne Geschichte vom US Open 2023 auf der Anlage von Roland Garros. Wie damals in New York kam sie im Final gegen Aryna Sabalenka nach Satzrückstand zum grossen Erfolg, dem zweiten Grand-Slam-Titel ihrer noch jungen Karriere.
«Zuallererst möchte ich Gott danken», sagte Gauff, nachdem sie die Coupe Suzanne Lenglen von der früheren Seriensiegerin Justine Henin entgegengenommen hatte. «Ich musste nach meiner Niederlage vor drei Jahren eine Menge durchmachen, hatte Selbstzweifel. Ich bin einfach glücklich, hier zu sein.» Das brutale 1:6, 3:6 im Pariser Final 2022 gegen Iga Swiatek kann sie nun definitiv ad acta legen.
Im ersten Finalduell in Paris zwischen den beiden topgesetzten Spielerinnen im Tableau seit 2013 war es zuerst die Nervosität, die Regie führte. Abwechselnd schlichen sich im Spiel der Weltranglisten-Ersten Sabalenka und ihrer ersten Verfolgerin Gauff bei schwierigen, windigen Verhältnissen viele unerzwungene Fehler ein. Die Belarussin verspielte einen 4:1-Vorsprung und verpasste zwei Gelegenheiten, den Satz bei eigenem Service für sich zu entscheiden, bevor sie im Tiebreak doch noch das bessere Ende für sich beanspruchte.
Trotz Satzführung blieb die Partie für Sabalenka eine emotionale Achterbahnfahrt. Die zweifache Australian-Open-Siegerin und Gewinnerin des letzten US Open haderte fast ununterbrochen mit sich und liess ihren Frust auch Richtung Trainer Anton Dubrow aus. Die nötige Konstanz, um einen Major-Final für sich zu entscheiden, fand sie nie. Dabei hatte die 27-Jährige in den zwei Wochen in Roland Garros in den ersten sechs Partien nur einen Satzverlust hinnehmen müssen und auf diesen mit einem 6:0 im Entscheidungssatz des Halbfinals gegen die Seriensiegerin Swiatek reagiert.
Coco Gauff präsentierte sich drei Jahre nach dem in nur 68 Minuten verlorenen Final gegen Swiatek auf dem Pariser Sand zunehmend gefestigt. Ohne überragend aufzuspielen, bekam sie die Partie in den Griff und verdiente sich den ersten amerikanischen Sieg auf der Anlage seit 2015 mit ihrer Ruhe. Das Verhältnis der Winner und unerzwungenen Fehler gibt einen guten Überblick über das Duell: 30:30 für Gauff und 37:70 für Sabalenka, welche die Partie beim zweiten und entscheidenden Matchball nach 2:38 Stunden mit einem Fehler beendete.
Sabalenka zeigte sich bei der Siegerehrung untröstlich. Unter Tränen entschuldigte sie sich mehrfach für den «grauenhaften Final», den sie bei diesen «schrecklichen Bedingungen» gezeigt habe. «Es schmerzt besonders, nachdem ich zwei Wochen lang grossartiges Tennis gezeigt habe. Ich denke, es ist das schlechteste Endspiel, das ich jemals gezeigt habe», meinte die Belarussin.
Die Weltranglisten-Erste ging mit sich selber hart ins Gericht und liess gleichzeitig den Respekt vor der Gegnerin vermissen. «Sie hat nicht gewonnen, weil sie ausserordentlich gut gespielt hat, sondern weil ich Fehler gemacht habe, die von aussen gesehen leicht waren», führte Sabalenka aus und meinte auch: «Wenn Iga (Swiatek) mich im Halbfinal geschlagen hätte, hätte sie heute gewonnen.»
Trotz Niederlage bleibt Sabalenka unangefochten an der Spitze des WTA-Rankings, der Vorsprung auf Gauff beträgt fast 3500 Punkte. Nun heisst es für sie: Abschalten. «Ich habe schon einen Flug nach Mykonos gebucht, mit Zucker und Alkohol. Ich brauche einige Tage, um diese verrückte Welt zu vergessen.» Bevor die Rasensaison beginnt, stehen für Sabalenka «Tequila, Gummibärchen und ein bisschen Touristin sein» auf dem Programm. (ram/sda)