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«Wie ein Familienmitglied» Was Becker seinem Ex-Schützling Djokovic rät

epa05663144 (FILE) A file picture dated 22 November 2015 shows Novak Djokovic of Serbia (R) hugs his coach Boris Becker (L) after winning against Roger Federer of Switzerland during the final at the A ...
Boris Becker und Novak Djokovic feiern den Sieg des Serben an den ATP Finals in London 2016.Bild: EPA/EPA FILE

«Er macht einen grossen Fehler» – was Becker seinem Ex-Schützling Djokovic rät

Boris Becker arbeitete lange erfolgreich als Trainer mit Novak Djokovic zusammen. Der Deutsche hat eine klare Meinung zur Corona-Impfung und wünscht sich, sein früherer Schützling würde auf ihn hören.
07.01.2022, 12:0907.01.2022, 12:15
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Nach wie vor sitzt Novak Djokovic in einem Hotelzimmer in Melbourne, bevor sein Rekurs verhandelt und er am Montag vermutlich ausser Landes verwiesen wird. Der Fall der serbischen Weltnummer 1, die sich um eine Ausnahmebewilligung für die Teilnahme an den Australian Open bemüht hatte, beschäftigt Menschen weltweit.

Im besonderen Mass trifft dies auf all jene zu, die Djokovic persönlich kennen und schätzen. So wie Boris Becker. «Wir stehen uns so nahe, dass ich ihn schon beinahe als Familienmitglied betrachte», schreibt der 54-jährige Deutsche in einem Gastbeitrag bei der englischen «Daily Mail».

Serbia's Novak Djokovic, right, walks with his coach Boris Becker during a training session on Rod Laver Arena ahead of the Australian Open tennis championships in Melbourne, Australia, Thursday, ...
Beim Training in Melbourne vor sechs Jahren.Bild: AP

Rest der Karriere in Gefahr

Wie in jeder Familie gäbe es manchmal Uneinigkeiten. «Und in diesem Fall macht er einen grossen Fehler, indem er er sich nicht gegen Covid-19 impfen lässt», hält Becker fest. «Das ist ein Fehler, der den Rest seiner Karriere gefährdet und seine Möglichkeit, sich als ‹Greatest Player of All Time› (‹GOAT›) zu etablieren.»

Djokovic habe eine extreme Diät und einen extremen Lebensstil, um sich auf dem Platz die besten Chancen zu verschaffen, erläutert Becker. «Letztendlich muss man sagen, dass er die richtigen Entscheidungen getroffen hat, das zeigen die Resultate. In diesem Fall jedoch macht er sich das Leben selbst sehr schwer.» Selbst wenn er nun doch noch in Australien bleiben dürfe, werde dies die schlechteste Vorbereitung sein, die er je auf ein Grand-Slam-Turnier gehabt habe. «Aber wenn sich jemand davon erholen kann, dann er.»

«Ich würde ihm dringend raten, sich impfen zu lassen»

Becker war zwischen 2013 und 2016 Djokovics Trainer, in jener Phase war der Serbe höchst erfolgreich. Ihm gelang damals unter anderem der Karriere-Grand-Slam, also Turniersiege an den wichtigsten vier Events des Jahres. Nun wird Djokovic vom Kroaten Goran Ivanisevic trainiert, mit dem Becker nach der Ankunft des Trosses in Melbourne Kontakt hatte. «Ich tauschte Nachrichten mit ihm aus, während Novak in einem anderen Raum am Flughafen sass.»

Mit Djokovic selber habe er bislang nicht reden können, so «Bobbele» in der «Daily Mail» weiter. «Ich würde ihm dringend raten, sich impfen zu lassen», schreibt Becker und weiss gleichzeitig: «Ob er auf mich hören würde, ist eine andere Frage.»

Er akzeptiere, dass er als Mensch in den Fünfzigern einen anderen Blick auf die eigene Gesundheit habe als Zwanzig- und Dreissigjährige, «die sich unbesiegbar fühlen». Seine eigenen Kinder in diesem Alter habe er in Gesprächen überzeugt, sich impfen zu lassen. «Wird Novak diesen Schritt wagen? Ich bin mir nicht sicher, ob er das tun wird.»

epa09308638 Former German tennis player Boris Becker (L) watches the 1st round match between Sloane Stephens of the USA and Petra Kvitova of the Czech Republic at the Wimbledon Championships, Wimbledo ...
Becker im vergangenen Sommer als Zuschauer in Wimbledon.Bild: keystone

«Man muss Regeln akzeptieren»

Wenn er sich nicht impfen lasse, werde Djokovic dies eines Tages bereuen. «In zehn Jahren wird er zurückblicken und feststellen, dass er einen Fehler gemacht hat.» Denn es gehe nicht nur um Australien. Es sei eine Tatsache, dass wir derzeit in einer anderen Welt leben würden als vor der Corona-Pandemie, «und es wird ihm sehr schwer fallen, das Leben eines Tennisprofis zu führen, der ohne Impfung herumreist. Es gibt Regeln, und egal ob man diese mag oder nicht, man muss sie akzeptieren.»

Djokovic sei nun 34 Jahre alt, viel Zeit bliebe ihm nicht mehr, um seine Ziele zu erreichen. «Als jemand, der ihn gern hat, weiss ich, dass er leiden wird. Er wird schockiert sein über die Behandlung, die er erfährt, in einem trostlosen Zimmer, wo die Mahlzeiten durch die Tür geschoben werden.» (ram)

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Butternut
07.01.2022 14:51registriert Februar 2014
Wenn ich Djiokovic PR-Berater wäre würde ich eine Pressekonferenz abhalten . Mit diesen Aussagen .
Habe das falsche Visum beantragt.
Bin Genesen aber wusste nicht dass es nicht älter als sechs Monaten her sein muss . Das hat mein Team beim beantragen des Visum versagt.
Am Schluss das wichtigste. Ich entschuldige mich beim Australischen Volk und der Welt . Viele haben und werden wegen Corona leiden und ich habe Respekt vor dieser Krankheit .
Wäre besser so ,als irgendwelche Jesus oder Spartakus Vergleiche . Vielleicht macht er es ja noch .
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Aurorahunter
07.01.2022 12:50registriert August 2018
Der GOAT- Zug ist schon längst abgefahren..
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stegiKnüller
07.01.2022 16:12registriert Dezember 2020
Mahlzeiten durch die Tür geschoben... klingt tatsächlich wie Knast, ist es aber nicht, weil er jederzeit abreisen darf (sollte) wenn er sein Gesicht wahren wollte.

unabhängig vom australischen Bescheid: er hat seiner „Rolle“ als Unsympath volles Gewicht gegeben.

ich hoffe nur, dass seiner arroganten Zwängerei nicht stattgegeben wird.
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