Stan Wawrinka ist am French Open in der 3. Runde ausgeschieden. Der Lausanner verlor gegen den 20-jährigen französischen Aussenseiter Hugo Gaston nach längerem Regenunterbruch in 3:10 Stunden 6:2, 3:6, 3:6, 6:4, 0:6.
Nein, der Freitag der ersten Turnierwoche in Paris war nicht Stan Wawrinkas Tag. Hatte er der herbstlichen Tristesse und den Diskussionen über die schwierigen Bedingungen und Bälle in seinen ersten beiden Partien erfolgreich getrotzt und mit starken Auftritten Zuversicht versprüht, folgte das abrupte Aus in jener Begegnung, in der es am wenigsten hatte erwartet werden können. Noch nie hatte Wawrinka an einem Grand-Slam-Turnier gegen einen so tief klassierten Gegner verloren.
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— Roland-Garros (@rolandgarros) October 2, 2020
Le 🇫🇷 Hugo Gaston, 239e joueur mondial, vient juste de sortir le match de sa carrière ! Il élimine Stan Wawrinka en 5 sets 2-6 6-3 6-3 4-6 6-0.#RolandGarros pic.twitter.com/VyXvNOf8TZ
Der Waadtländer unterlag dem in der Weltrangliste 222 Plätze hinter ihm geführten Hugo Gaston nicht unverdient. Im Nieselregen stellte sich heraus, dass die noch langsameren Verhältnisse dem flinken Gegner doch eher in die Karten spielten als Wawrinka, der zuvor den Anschein vermittelt hatte, ausgezeichnet damit zurecht zu kommen. Konnte er anfangs oft mit seinem Service vorlegen, wurde er dieser Waffe durch die schwer gewordenen Bälle beraubt. Im Bestreben selbst zu punkten, griff Wawrinka zusehends zur Brechstange. Die Folge war eine Häufung von Eigenfehlern, ohne dass er dabei bedeutend mehr Winner schlug als Gaston. «Ich machte zu viele Fehler, definitiv», befand Wawrinka.
Den letzten Satz verlor der Schweizer zu Null. Hätten die Organisatoren Gaston und Wawrinka statt Caroline Garcia und Elise Mertens auf dem über ein Dach verfügenden Court Philippe-Chatrier eingeteilt, wäre es womöglich anders herausgekommen. Doch Wawrinka wollte keine Ausreden suchen: «Hugo hat den Sieg verdient. Er spielte sehr gut, variierte viel, war mutig und zog sein Spiel bis zum Schluss durch. Letztlich lag es an mir. Ich hatte meine Möglichkeiten, vor allem um im zweiten Satz zurückzukommen, nutzte diese aber nicht.»
Das heraufbeschworene Achtelfinalduell zwischen Wawrinka, dem Roland-Garros-Sieger von 2015, und Dominic Thiem, dem Finalisten der letzten beiden Jahre und US-Open-Sieger von 2020, ist damit geplatzt. «Natürlich bin ich enttäuscht. Ich hatte im Sinn, länger dabei zu sein in Paris. Wie es jetzt weitergeht bei mir, weiss ich nicht. Das hängt sicher auch von der Entwicklung der Corona-Situation ab», erklärte Wawrinka, der sich vor dem French Open von Trainer Magnus Norman getrennt hatte. Schweizer sind nun sowohl im Turnier der Männer als auch der Frauen keine mehr vertreten.
Nach überzeugenden Auftritten gegen Andy Murray und Dominik Koepfer hatte Wawrinka gegen Gaston zu beissen. Bei schwierigen Verhältnissen mit Regen und wieder tieferen Temperaturen um 13 Grad schlichen sich bedeutend mehr leichte Fehler in sein Spiel ein. Bei noch trockenen Verhältnissen lief die Partie mit dem 6:2 gut an. Im Regen gelang es Wawrinka nicht mehr, die Ballwechsel gegen den frech dagegenhaltenden Linkshänder wie gewünscht zu diktieren. Nach dem zweieinhalbstündigen Regenunterbruch veränderte sich das Bild nicht.
Der nur 1,73 m grosse Gaston, der erst sein zweites Grand-Slam-Turnier bestreitet, spielte aber auch gross auf. Immer wieder durchbrach er mit Stoppbällen und variantenreichem Spiel Wawrinkas Rhythmus und punktete er aus der Defensive. Als letzter verbliebener von 18 Franzosen im Tableau der Männer ist er nun der Hoffnungsträger des Gastgeberlandes - und der am tiefsten klassierte Spieler in den Achtelfinals von Roland-Garros seit 18 Jahren. (dab/sda)