Zum ersten Mal seit dem Australian Open 2021 steht Stan Wawrinka an einem Grand-Slam-Turnier wieder in der 2. Runde. Der Romand setzt sich gegen Albert Ramos-Viñolas mit 7:6 (7:5), 6:4, 6:7 (2:7), 1:6, 6:4 durch.
Obwohl Ramos-Viñolas (ATP 67) 22 Weltranglistenplätze besser klassiert ist als Wawrinka (ATP 89) stellt der Sieg des Schweizers keine Überraschung dar. Der 38-jährige Routinier hatte schon die vorangegangenen sieben Duelle gegen den nur drei Jahre jüngeren Spanier gewonnen.
Der Parcours zum Weiterkommen verlief aber bemerkenswert. Am Ende gewann der Spanier acht Ballwechsel mehr als Wawrinka (192:184). Wawrinka sah im dritten Satz schon wie der sichere Sieger aus. Nach dem vierten Satz hätten indes nicht mehr viele Leute auf Wawrinka gewettet.
Der Reihe nach: Wawrinka führte gegen Ramos-Viñolas 7:6, 6:4, 3:1. Der Schweizer kam zu weiteren Breakbällen für eine 4:1- und 5:2-Führung. Stattdessen gewann der Spanier den dritten Satz im Tiebreak und den vierten Satz gleich 6:1. Im Entscheidungssatz erwischte Wawrinka den besseren Start. Aber wieder machte es der Romand nach einer 5:2-Führung nochmals spannend (von 5:2 auf 5:4). Schliesslich nützte Stan Wawrinka den dritten Matchball.
Der Sieg stellt für Wawrinka im Spätherbst seiner Karriere ein Grosserfolg dar. Im Januar am Australian Open gab der dreimalige Grand-Slam-Turniersieger in der Startrunde gegen Alex Molcan eine Partie aus den Händen, die er wie das Spiel gegen Ramos-Viñolas in Roland-Garros lange dominiert hatte. Zuvor hatte Wawrinka 2022 schon am French Open (gegen Corentin Moutet), in Wimbledon (gegen Jannik Sinner) und am US Open (wieder gegen Moutet) Auftaktspiele verloren.
Wawrinka wähnt sich im Frühling 2023 endlich wieder soweit, um mit den Besten mithalten zu können. Aber die Konstanz fehlt dem Sieger von Roland-Garros 2015 und Paris-Finalisten von 2017 noch. An den Vorbereitungsturnieren in Monte Carlo, Madrid und Rom verlor Wawrinka ausschliesslich gegen formstarke Spieler und erspielte sich in diesen Partien stets seine Chancen.
In Paris geht es für Wawrinka am Mittwoch gegen den Australier Thanasi Kokkinakis weiter.
Simona Waltert (WTA 128) folgt Stan Wawrinka am French Open in die 2. Runde. Die Grand-Slam-Premiere der 22-jährigen Bündnerin verläuft bislang perfekt.
Im siebenten Anlauf seit Wimbledon vor zwei Jahren schaffte Simona Waltert erstmals die Qualifikation für ein Grand-Slam-Turnier. Das günstige Los, bei diesem Debüt gegen eine andere Qualifikantin antreten zu dürfen, nützte Waltert zum 6:1, 4:6, 6:2-Sieg über Elizabeth Mandlik (WTA 119), die Tochter der ehemaligen tschechoslowakischen Grand-Slam-Siegerin Hana Mandlikova. Gegen Mandlik hatte Waltert im letzten Sommer an einem ITF-Turnier noch klar verloren.
Simona Waltert 🇨🇭 edges the battle of the qualifiers, defeating Elizabeth Mandlik 🇺🇸 6-1, 4-6, 6-2 to reach the second round at a slam for the first time. #RolandGarros #RG2023 pic.twitter.com/1bT0ti3bsL
— First Serve Tennis (@FirstServeTnnis) May 29, 2023
Die Sieg über Mandlik war Walterts fünfter Erfolg an einem Tour-Turnier. Die beste Gegnerin, die Waltert bislang geschlagen hat, war die Amerikanerin Danielle Collins nach drei abgewehrten Matchbällen im letzten Sommer am WTA-Event in Lausanne. Collins gehörte damals zu den Top 10.
In der 2. Runde trifft Waltert nicht erneut auf den Gegnerin aus den Top 10 des Rankings. Denn Petra Kvitova (WTA 10) unterlag der Italienerin Elisabetta Cocciaretto (WTA 44) 3:6, 4:6. Das Zweitrundenduell zwischen Waltert und Cocciaretto wird am Mittwoch angesetzt.
Belinda Bencic (WTA 12) verliert in der Startrunde des French Open gegen Jelina Avanesjan (WTA 134) mit 3:6, 6:2, 4:6.
Die Niederlage gegen die 20-jährige Russin, die in der letzten Runde der Qualifikation verlor und als glückliche Verliererin (Lucky Loser) doch noch ins Hauptfeld rutschte, ist für Belinda Bencic ein Debakel. Trotz Wettkampfpause seit dem 9. April (Final in Charleston) wegen einer Oberschenkelverletzung – diese Partie hätte Bencic nie und nimmer verlieren dürfen.
Die Schweizerin leistete sich einen Fehlstart und lag nach weniger als einer Viertelstunde 0:4 in Rückstand. Diesen Rückstand vermochte Bencic im ersten Satz nicht mehr aufzuholen. Ab dem zweiten Satz dominierte die Favoritin aber die Partie. Sie führte auch noch im Entscheidungssatz mit 4:2, verlor die Partie wegen viel zu vieler Fehler doch noch.
Letztmals verlor Belinda Bencic im letzten Sommer in der Startrunde von Wimbledon gegen eine ähnlich schwach klassierte Gegnerin. Damals ging Bencic gegen die Chinesin Wang Qiang, die Nummer 140 der Welt, 4:6, 7:5, 2:6 ein. Heuer verlor Bencic auch in Dubai gegen Karolina Muchova gegen eine Spielerin von ausserhalb der Top 100 (damals 112). Aber Muchova, erst vor kurzem noch eine Top-20-Spielerin, stellt ein ganz anderes Kaliber als Avanesjan dar. Die Russin besiegte vor Bencic noch keine Gegnerin aus den Top 50 der Weltrangliste.
Die Niederlage wird nachwirken. Belinda Bencic verspielte in Paris eine riesige Chance – trotz gestörter Vorbereitung. Das Losglück und die Niederlagen der grössten Rivalinnen in ihrer Sektion der Draw (Sakkari, Linette) nützten nichts. Für die nächsten zwei Wochen bis zum Beginn der Rasensaison bleiben Belinda Bencic wegen dieser Partie gegen Avanesjan primär Frust und Ärger.
Auch bei der vierten Grand-Slam-Teilnahme hintereinander schied Marc-Andrea Hüsler (ATP 84) in der 1. Runde aus. Dem nur unwesentlich besser klassierten Deutschen Daniel Altmaier (ATP 79) unterlag er in 2:07 Stunden 3:6, 4:6, 4:6. Für den 26-jährigen Zürcher war es die zehnte Erstrundenniederlage in dieser Saison und die vierte hintereinander.
Ohne Satzverlust kam der zweimalige Sieger Novak Djokovic weiter. Der Weltranglistendritte aus Serbien besiegte den Amerikaner Aleksandar Kovacevic 6:3, 6:2, 7:6 (7:1). Djokovic kassierte ein Break, als er im dritten Satz zum Sieg aufschlug, verhinderte gegen den 24-jährigen Amerikaner aber mit einem blitzsauberen Tiebreak einen Satzverlust. Der zweimalige Turniersieger Djokovic trifft in der 2. Runde auf den Ungar Marton Fucsovics.
Auch der Weltranglisten-Erste Carlos Alcaraz startete mit einem 6:0, 6:2, 7:5 über den italienischen Qualifikanten Flavio Cobolli souverän ins Turnier. Alcaraz trifft in der 2. Runde auf den Japaner Taro Daniel.
Ungewöhnlich für eine Amerikanerin – aber Sloane Stephens spielt am liebsten auf Sand. Die Finalistin von 2018 (Niederlage gegen Simona Halep) fand auf dem «Court Central» ihre Sandform sofort wieder: Sie besiegte die als Nummer 16 gesetzte ehemalige Weltranglistenerste Karolina Pliskova in weniger als anderthalb Stunden 6:0, 6:4.
Eine Überraschung gelang Fabio Fognini (ATP 130). Der Italiener eliminierte den als Nummer 10 gesetzten Kanadier Felix Auger-Aliassime mit 6:4, 6:4, 6:3. Fognini, einst ein Sandhase erster Güte und in der Weltrangliste die Nummer 9 der Welt, trifft in der 2. Runde auf den Australier Jason Kubler. Auger-Aliassime kassierte auf Sand die dritte Startniederlage nach Madrid und Rom. Letzte Woche in Lyon verzichtete er nach einem Startsieg auf die Achtelfinals. (nih/sda)