Wawrinka (ATP 95) steht beim einzigen Grand-Slam-Turnier, das er in seiner Karriere nie gewinnen konnte, zum elften Mal in der 2. Runde. Gegner wird am Mittwoch der unverwüstliche Franzose Gaël Monfils (ATP 33) sein.
Nachdem er im ersten Satz alles im Griff gehabt hatte, geriet Wawrinka im zweiten Durchgang wie aus heiterem Himmel in Rücklage. Er gab zu Beginn erstmals einen Aufschlag ab, und beim Stand von 2:5 wehrte er bei eigenem Service drei Satzbälle ab, im folgenden Game einen vierten. Der 26-jährige Engländer, nur die Nummer 248 der Welt, wurde in seinem ersten Spiel auf Grand-Slam-Stufe auch ein Opfer seiner Nerven.
Im dritten Satz zog Wawrinka dann mit zwei frühen Breaks schnell wieder davon und nutzte nach nur 1:50 Stunden seinen ersten Matchball mit einem Rückhand-Winner. Nachdem er im letzten Jahr erst in der 3. Runde an Novak Djokvoic gescheitert war, braucht er nun die Punkte, um sich als einziger Schweizer in den Top 100 der Weltrangliste zu halten.
So cool er im letzten Jahr seinen Finalsieg gegen Novak Djokovic nach Hause gebracht hatte, so sehr war selbst ein Carlos Alcaraz nervös, als er nun das Turnier auf dem Centre Court als Titelverteidiger eröffnen konnte. Der Qualifikant Mark Lajal (ATP 269) verblüffte nicht nur mit einer exzentrischen Hochsteckfrisur, sondern zeigte auch tolles Tennis, ehe er sich 6:7 (3:7), 5:7, 2:6 geschlagen geben musste.
«Er hat sehr gut gespielt und mich auch etwas überrascht, da ich ihn zuvor nicht oft habe spielen gesehen», lobte Alcaraz seinen Gegner. «Es ist der schönste Court, auf dem ich gespielt habe. Ich werde immer noch nervös, wenn ich hier spiele», meinte er weiter. Selbst beim Training auf dem Centre Court sei er nervös geworden.
Die grösste Überraschung des ersten Tages gelang einer Spielerin, die noch bis vor sechs Monaten unter Schweizer Flagge spielte. Die 23-jährige Qualifikantin Lulu Sun (WTA 123) schaltete mit einem 4:6, 6:2, 6:4-Sieg die Australian-Open-Finalistin und Weltnummer 8 Zheng Qinwen aus.
Für die Linkshänderin ist es der erste Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier, nachdem sie am Australian Open ebenfalls als Qualifikantin in der 1. Runde verloren hatte – damals noch für die Schweiz. Kurz darauf entschied sich die am Genfersee wohnhafte Sun für einen Nationenwechsel zu ihrem Geburtsland Neuseeland.
Die Australian-Open-Siegerin und Weltnummer 3 Aryna Sabalenka kann wegen einer Schulterverletzung in Wimbledon nicht antreten. Nach einem letzten Versuch im Training musste sie am Montagnachmittag das Handtuch werfen. Sie hätte wenig später gegen die Amerikaner Emina Bektas zu ihrer 1. Runde antreten sollen.
Ganz überraschend kommt der Entscheid nicht. Die Belarussin, die im letzten Jahr in Wimbledon zum zweiten Mal den Halbfinal erreicht hatte, liess bereits am Wochenende durchblicken, dass es schwierig sein würde, rechtzeitig fit zu werden. (ram/sda)