Die 19-jährige Amerikanerin Coco Gauff gewinnt erstmals das US Open. Im Final setzt sich die Nummer 6 der Welt 2:6, 6:3, 6:2 gegen die neue Weltranglistenerste Aryna Sabalenka aus Belarus durch.
In ihrem zweiten Grand-Slam-Final nach dem French Open im letzten Jahr feierte der Teenager aus Florida vor gut 23'000 begeisterten Zuschauern im New Yorker Arthur Ashe Stadium den grössten Erfolg ihrer noch jungen Karriere. Die Australian-Open-Siegerin Sabalenka übernimmt trotz der Niederlage am Montag von Iga Swiatek die Spitze des WTA-Rankings.
Dabei sprach lange wenig für Gauff, die als eigentliches Wunderkind bereits mit 15 Jahren die Achtelfinals von Wimbledon erreicht hatte. Sie blieb im ersten Satz gegen das druckvolle Spiel der sechs Jahre älteren Sabalenka chancenlos und sah sich auch im ersten Games des zweiten Durchgangs gleich zwei Breakchancen gegenüber. Sie wehrte beide ab und nahm der Belarussin zum 3:1 ihrerseits erstmals den Aufschlag ab.
Danach änderte sich die Spielrichtung radikal. Angefeuert vom frenetisch mitgehenden Publikum begeisterte Gauff mit Ruhe, einer enormen Laufarbeit und Spielübersicht und erzwang so auch viele Fehler der Gegnerin. Die Partie war unter dem wegen Regens geschlossenen Dach so nicht immer hochklassig, aber umso spannender.
Im Entscheidungssatz zog Gauff gleich mit einem Doppel-Break auf 4:0 davon. Der Teenager legte eine eindrückliche Reife an den Tag, während Sabalenka im Tollhaus von Flushing Meadows zunehmend die Nerven verlor. Nach 2:06 Stunden holte sich die Amerikaner, die vom Spanier Pere Riba und der US-Trainerlegende Brad Gilbert betreut wird, mit einem Rückhand-Passierball ihren ersten ganz grossen Titel.
Erst danach war die Coolness dahin, erlaubte sie sich die grossen Emotionen. Noch auf dem Platz vergoss Gauff die ersten Tränen, danach schloss sie auf der Tribüne ihre Eltern, Verwandten und Coaches in die Arme.
Bei ihrer Rede galt der erste Dank ihrer Familie: «Heute war das erste Mal, dass ich meinen Vater weinen gesehen habe. Er will nicht, dass ich euch das erzähle, aber er wurde erwischt!» Ausserdem fügte Gauff an: «Danke auch an alle, die nicht an mich glaubten. Ihr dachtet, ihr löscht mein Feuer mit Wasser, stattdessen habt ihr Öl hinzugefügt.»
Sabalenka sagte an der anschliessenden Pressekonferenz, die Niederlage sei eine «Lektion» für sie gewesen und sie habe im zweiten Satz angefangen, «zu viel zu denken». Gauff habe sich sehr gut bewegt und «besser verteidigt als alle anderen». Sie selbst habe aber auch gegen das Publikum gespielt, fügte sie hinzu.
Trotz der Niederlage wird der weissrussische Star am Montag zur Nummer 1 der WTA-Einzelrangliste aufsteigen und damit die 75 Wochen andauernde Regentschaft von Iga Swiatek beenden. Sabenka gratulierte ihrer Konkurrentin mit den Worten: «Ich hoffe, dass wir noch viele Endspiele bestreiten werden und» nannte Gauff «unglaublich».
Coco Gauff ist in den letzten fünf Jahren der dritte Teenager nach Bianca Andreescu (2019) und Emma Raducanu (2021), der die US-Open-Krone bei den Frauen holt. Die Chancen stehen gut, dass noch einige mehr dazukommen werden. (lak/sda)