Sport
Tennis

Tennis: Novak Djokovic steht vor einem Scherbenhaufen in Millionenhöhe

Novak Djokovic looks as his documents after landing in Belgrade, Serbia, Monday, Jan. 17, 2022. Djokovic arrived in the Serbian capital following his deportation from Australia on Sunday after losing  ...
Bei der Impffrage geht es für Novak Djokovic auch um viel Geld.Bild: keystone

Novak Djokovic steht vor einem Scherbenhaufen in Millionenhöhe

Lässt sich Tennisspieler Novak Djokovic nicht gegen das Coronavirus impfen, entgeht ihm Preisgeld in Millionenhöhe. Sein grösster Sponsor Lacoste lässt durchblicken, dass er Djokovic fallen lassen wird.
19.01.2022, 22:04
Simon Häring / ch media
Mehr «Sport»

Am Donnerstag in den frühen Morgenstunden legt das Bundesgericht Australiens im Fall Novak Djokovic die schriftliche Urteilsbegründung vor. Es ist der letzte formale Akt. Der serbische Tennisspieler war am Montag aus Australien abgeschoben worden, nachdem es das Gericht als erwiesen betrachtet hatte, der Serbe werde in Australien als «Ikone für Impfgegner» gesehen und stelle damit eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar. Zwei Stunden später reiste Djokovic über Dubai nach Belgrad aus.

Den Titel an den Australian Open kann Djokovic nicht verteidigen. Sollten Daniil Medwedew oder Alexander Zverev gewinnen, würden sie Djokovic an der Spitze der Weltrangliste ablösen. Diese führt der Serbe seit August 2020 und damit seit 74 Wochen an. Das sind die sportlichen Folgen.

FILE - Serbia's Novak Djokovic holds the Norman Brookes Challenge Cup after defeating Russia's Daniil Medvedev in the men's singles final at the Australian Open tennis championship in M ...
2021 hatte Djokovic die Australian Open zum neunten Mal gewonnen.Bild: keystone

Impfpflicht in Madrid und Paris

Auf dem Platz ist Novak Djokovic kaum beizukommen, daneben steht er vor einem Scherbenhaufen. Am Ursprung steht seine Entscheidung, sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen zu wollen. Anfang Woche hatte Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu angekündigt, dass nur Geimpfte an den French Open teilnehmen können. Gleiches gilt für die Madrid Open im Mai. Alleine dadurch entgingen ihm mehrere Millionen Franken Preisgeld. Bei beiden Turnieren ist Djokovic Titelverteidiger.

Auf den einschlägig bekannten Kanälen wird Djokovic von Impfgegnern und Massnahmenkritikern instrumentalisiert und als Held stilisiert, der sich gegen staatliche Eingriffe auflehnt und für sein Recht auf eine freie Entscheidung bereit war, in Abschiebehaft zu gehen. Er wird damit zu dem, als was ihn Australien abgestempelt hat: eine Ikone der Querdenker.

epa09688442 Serbian tennis player Novak Djokovic is photographed as he is transported from an Immigration Hotel in Melbourne, Australia, 16 January 2022. Novak Djokovic still faces uncertainty as to w ...
In Australien wurde Djokovic von seinen Fans gefeiert.Bild: keystone

Neun-Millionen-Deal mit Lacoste läuft aus

Das dürfte für Djokovic auch am Verhandlungstisch unliebsame Folgen haben. 38 Millionen Franken verdiente er 2021 gemäss «Forbes», wovon «nur» acht Millionen auf Preisgelder entfallen. 30 Millionen verdiente er dank lukrativer Sponsorenverträge mit Marken wie Lacoste, Head, Asics und Peugot. Sein umfangreiches Portfolio rundete Djokovic im letzten Jahr mit neuen Verträgen mit der Raiffeisen Bank International, dem Schweizer Uhrenhersteller Hublot und Druckerpatronenhersteller Lemero ab.

Bisher hüllen sich Head, Asics und Peugot in Schweigen, wenn es um die Beurteilung des Bildes geht, das der prominente Werbeträger abgegeben hat. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte eine Hublot-Sprecherin: «Wir können seine Entscheidungen nicht kommentieren. Hublot wird seine Partnerschaft mit der Nummer eins der Tenniswelt fortsetzen.» Und die Raiffeisen Bank teilte mit, der Sponsoringvertrag sei lange vor der aktuellen Berichterstattung um Novak Djokovic, seinen Impfstatus oder seiner Teilnahme an den Australian Open abgeschlossen worden.

epa09681756 Novak Djokovic of Serbia in action during a training session at Melbourne Park in Melbourne, Australia, 13 January 2022. Defending Australian Open champion Djokovic remains in limbo awaiti ...
Das Krokodil von Lacoste ist untrennbar mit Novak Djokovic verbunden. Doch der Sportartikelhersteller könnte ihn fallen lassen.Bild: keystone

Bezahlte Tennis Australia Gerichtskosten?

Auf Trennung stehen die Zeichen bei Sportartikelhersteller Lacoste. «Wir werden uns so bald wie möglich mit Novak Djokovic in Verbindung setzen, um die Ereignisse zu besprechen, die seine Anwesenheit in Australien begleitet haben», richteten die Franzosen aus. Eine Vertragsauflösung wäre zwar möglich, wenn ein Sonderkündigungsrecht vereinbart worden ist. Doch davon wird Lacoste kaum Gebrauch machen müssen. Denn der mit neun Millionen Franken jährlich dotierte Vertrag läuft in diesem Jahr aus.

Derweil verdichten sich die Anzeichen, dass Djokovic die Gerichtskosten, die im Zusammenhang mit dem Versuch, den Entzug des Visums mit vier Spitzenanwälten ein zweites Mal für ungerechtfertigt erklären zu lassen, nicht selber begleichen wird. Wie John Locco, der frühere Bürgermeister des Melbourner Stadtteils Brighton, behauptet, übernehme der Ausrichter der Australian Open die Kosten, die auf über 500'000 Franken geschätzt werden. Locco beruft sich dabei auf Quellen bei Tennis Australia.

Pikant: Die ebenfalls abgeschobene Tschechin Renata Voracova hatte ebenfalls um Rechtsbeistand gebeten, was Tennis Australia ablehnte.

A person believed to be Renata Voracova, a tennis player from the Czech Republic, looks out of a window at the Park hotel immigration detention centre in Melbourne, Australia, Saturday, Jan. 8, 2022.  ...
Die Tschechin Renata Voracova erhielt keinen Rechtsbeistand.Bild: keystone

Das Visum für Djokovic und sein Team habe Tennis Australia ausgefüllt, behauptet Locco. Zudem habe man die Ankunft bewusst auf Randzeiten geplant, wenn weniger Grenzpersonal im Einsatz steht. Djokovic habe gar nicht gewusst, was in seinen Papieren stehe. «Er kam im guten Glauben und wurde verleumdet», sagt Locco. Was auch immer sich von seinen Anschuldigungen gegen Tennis Australia erhärten oder sogar beweisen lässt, der Schaden ist bereits angerichtet. Getragen wird er von Novak Djokovic. Und am Ursprung steht seine Ablehnung einer Impfung. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle Grand-Slam-Titel von Novak Djokovic
1 / 26
Alle Grand-Slam-Titel von Novak Djokovic
US Open 2023: Djokovic – Medwedew 6:3, 7:6, 6:3.
quelle: keystone / justin lane
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Djokovic wird abgeschoben – die Reaktion von Federer und Nadal ist herrlich
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
71 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pezzotta
19.01.2022 23:41registriert März 2014
Am Ursprung steht nicht seine Ablehnung einer Impfung, die kann er haben, sondern dass er einen Sonderweg als Nr.1 haben wollte und trotz klarer Vorgaben nach Australien reiste.
24714
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ganjaflash
20.01.2022 01:02registriert Dezember 2015
Werde mir niemals eine Hublot Uhr kaufen. Wer mit Schwublern Geschäfte macht wird von mir boykottiert.
19123
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hunter Stockton
20.01.2022 02:50registriert September 2015
Wenn er nicht wusste, was in seinen Papieren steht, hätte er besser mal nachgeschaut. Dafür ist man als Reisender doch selbst verantwortlich. Wie unselbstständig ist dieser Mann bitte? Bindet ihm Mami morgens auch noch die Schuhe zu..?🤦‍♀️
18215
Melden
Zum Kommentar
71
Jetzt ist es fix: Das NHL-Team der Arizona Coyotes zieht nach Salt Lake City um

Der Schweizer NHL-Spieler Janis-Jérôme Moser hat ab diesem Sommer eine neue Heimat. Wie die NHL heute bestätigt hat, wird die Franchise der Arizona Coyotes eingestampft und nach Salt Lake City verkauft. Im US-Bundesstaat Utah übernimmt Ryan Smith, bereits Besitzer des NBA-Teams der Utah Jazz, die Geschicke unter neuem, noch nicht bekanntem Namen.

Zur Story