Sie galt als Juniorin nicht als grösstes Talent und war schon 23, als sie erstmals in die Top 100 der Weltrangliste vorstiess. Nun steht Viktorija Golubic im Alter von 28 Jahren in Wimbledon erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier in den Achtelfinals. Sie besiegte die Amerikanerin Madison Brengle (WTA 82) mit 6:1, 6:2 und trifft nun auf die Amerikanerin Madison Keys (26, WTA 27), die sich gegen die Belgerin Elise Mertens durchsetzte.
«Von mir hiess es immer, ich sei eine Spätzünderin», sagte die Zürcherin. «Vielleicht hat sich das in meinem Kopf verankert.» Sie habe mehr Zeit gebraucht, um sich und ihr Spiel weiterzuentwickeln. «Wenn ich mich mit den 14, 15-jährigen von heute vergleiche, sind das Welten. «So sah ich mit 20 Jahren aus. Ich war extrem klein und dünn», sagt Golubic, die im Alter von 11 Jahren von einer beidhändigen auf eine einhändige Rückhand umstellte, was ebenfalls viel Zeit in Anspruch genommen habe.
Lange stand Golubic im Schatten von Timea Bacsinszky und Belinda Bencic, die sie in der Woche vor Wimbledon in Eastbourne erstmals bezwingen konnte. Den Erfolg in Wimbledon sieht sie als Resultat ihrer Fähigkeit, immer weiter verbessern zu können. «Ich brauchte mehr Zeit, mehr Reife, bis alle Puzzlesteine zusammenpassten. Aber ich habe immer darauf vertraut, dass dieser Moment und dieser Erfolg kommen wird.»
Another maiden R4 at a Slam 🤩
— wta (@WTA) July 2, 2021
What it means to 🇨🇭 Viktorija Golubic, who defeats Brengle 6-2, 6-1! 👇#Wimbledon pic.twitter.com/lueJd9qHrt
Bei den French Open hatte Golubic in der ersten Runde gegen die Gesetzte Anett Kontaveit einen Matchball nicht verwerten können, in Wimbledon setzte sie sich in der ersten Runde mit 11:9 gegen die Gesetzte Veronika Kudermetova durch, und sagte danach, sie habe sich gefreut, einmal Teil eines solchen Spiels gewesen zu sein. In den beiden folgenden Partien gegen Danielle Collins und Madison Brengle gab sie nur noch fünf Games.
Grand-Slam-Turniere sind Anlässe mit zwei verschiedenen Gesichtern. Zu Beginn herrscht auf der Anlage viel Betrieb, es ist ein Kommen und Gehen, die Plätze im Aorangi Park, in dem trainiert wird, immer ausgelastet. Alle zwei Tage halbiert sich die Anzahl der Teilnehmer und es wird ruhiger. «Ich freue mich extrem, das einmal zu erleben. Das wird ein ganz anderer Vibe sein, eine neue Atmosphäre», sagt Viktorija Golubic.
Im Jahr 2020 hatte sie immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen gehabt. In der Weltrangliste war sie so weit abgerutscht, dass sie bei den Grand-Slam-Turnieren die Qualifikation bestreiten musste. Zudem fiel es ihr schwer, im Jahr der Pandemie die Motivation aufrecht zu erhalten. Golubic zog die Notbremse und beendete die Saison vorzeitig. «Ich brauchte einen Neustart und wollte wieder dieses Feuer spüren, das es braucht.»
Anfang Jahr lag Golubic in der Weltrangliste noch im 138. Rang, dann erreichte sie in Lyon und Monterrey jeweils den Final. Nun verbessert sie sich mindestens auf Platz 60. Ihre beste Klassierung hatte sie 2017 mit Platz 51 erreicht. Nun passen die Puzzlesteine ihres Spiel so gut wie nie zuvor zusammen Wie weit sie das noch tragen kann? Golubic lässt diese Frage unbeantwortet. Die Spätzünderin startet gerade durch.