Stan Wawrinka kann Jannik Sinner in New York nicht stürzen. Der Waadtländer unterliegt in der 3. Runde dem Italiener, der hinter Carlos Alcaraz und Novak Djokovic als Favorit auf den Turniersieg gilt.
Wawrinka (ATP 49) verlor gegen die Nummer 6 der Welt mit 3:6, 6:2, 4:6, 2:6. Bis zum 4:4 im dritten Satz war es ein Spiel auf Augenhöhe. Dann schlug Jannik Sinner «den Schlag des Spiels», einen herrlichen Konter mit der Vorhand. Dadurch verschaffte sich der Italiener einen Breakball, den er auch verwertete.
«Ich konnte mein Spielniveau erhöhen und lieferte einen schönen Kampf», sagte Stan Wawrinka am Mikrofon von RTS. «Auf der anderen Seite stand ein Spieler mit viel Selbstvertrauen, einer der stärksten momentan. Er setzt viel Intensität ein. Und er hört nie auf.»
Die Herausforderung war immens gegen Sinner, diesen aufstrebenden Südtiroler mit dem Können für die ganz grossen Erfolge. Doch Wawrinka mag Herausforderungen, er mag den Kampf gegen einen scheinbar übermächtigen Kontrahenten, er mag die Momente auf dem Platz als Aussenseiter, als der er in seinem fortgeschrittenen Alter mittlerweile oft antritt. Und er mag den Kampf vor allem vor stimmungsvoller Kulisse, die ihm zusätzliche Motivation verleiht, die in ihm Emotionen weckt, dank denen es sich für ihn immer noch lohnt, den Abschied von den Courts dieser Welt hinauszuschieben.
Es war eine Partie ganz nach dem Geschmack der gut 14'000 Zuschauer im vollen Louis Armstrong Stadium, dem zweitgrössten Stadion auf der Anlage in Flushing Meadows, in jenem Kessel, in dem sich Wawrinka und Sinner schon einmal gegenübergestanden waren. Vorab Sinner erinnerte sich gut an jene Begegnung vor vier Jahren. Es war sein erster Auftritt im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. Der damals 18-jährige Sinner musste sich in vier Sätzen geschlagen geben.
Wie schon in Wimbledon, wo er in der gleichen Phase des Turniers von Novak Djokovic ausgeschaltet wurde, machte Wawrinka seinem Rang als dreifacher Grand-Slam-Sieger alle Ehre. Mit 38 Jahren ist er immer noch ein sehr grosser Tennisspieler, der in der Lage ist, die Besten in Bedrängnis zu bringen. Bis zum letzten Punkt war Jannik Sinner auf der Hut.
Der Schützling von Darren Cahill wusste, dass er einem Mann gegenübersteht, der den Ball mit der gleichen Kraft schlagen kann wie er selbst. Ausserdem ist der Westschweizer immer in der Lage, mit seiner aussergewöhnlichen Rückhand grossartige Schläge zu landen. «Am Ende ist es eine echte Enttäuschung», sagte Wawrinka. «Ich konnte mit ihm konkurrieren, ihn herausfordern. Aber nicht mehr.»
Das Ende der Karriere wird für Wawrinka umso weniger zum Thema, je häufiger er so spielt wie in diesem neuerlichen Generationenduell gegen den 16 Jahre jüngeren Sinner. Er sorgte dafür, dass das sechste Aufeinandertreffen mit dem Pustertaler, der im Juli in Wimbledon die Halbfinals erreicht und danach in Toronto erstmals bei einem Masters-1000-Turnier triumphiert hatte, eine ausgeglichene und entsprechend lange umstrittene und spannende Angelegenheit war.
Wawrinka, der in Cincinnati auf dem Weg in den Achtelfinal mit Frances Tiafoe die Nummer 10 der Welt aus dem Turnier geworfen und sich beim US Open tapfer geschlagen hat, macht sich nicht wirklich etwas aus seinem Alter. «Ich bin überzeugt, dass mein Spielniveau in diesem Jahr bei jedem Grand-Slam-Turnier gestiegen ist», so der Waadtländer. «Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr noch eine Stufe höher gehen kann.» (sda)
New York. US Open.
Grand-Slam-Turnier (65 Mio. Dollar/Hart).
Männer. 3. Runde: Jannik Sinner (ITA/6) s. Stan Wawrinka (SUI) 6:3, 2:6, 6:4, 6:2.
Daniil Medwedew (RUS/3) s. Sebastian Baez (ARG) 6:2, 6:2, 7:6 (8:6).
Alexander Zverev (GER/12) s. Grigor Dimitrov (BUL/19) 6:7 (2:7), 7:6 (10:8), 6:1, 6:1.
Frauen. 3. Runde: Jessica Pegula (USA/3) s. Jelina Switolina (UKR/26) 6:4, 4:6, 6:2.
Ons Jabeur (TUN/5) s. Marie Bouzkova (CZE/31) 5:7, 7:6 (7:5), 6:3.
Marketa Vondrousova (CZE/9) s. Jekaterina Alexandrowa (RUS/22) 6:2, 6:1.
Zheng Quinwen (CHN/23) s. Lucia Bronzetti (ITA) 6:4, 4:6, 6:4.
Peyton Stearns (USA) s. Katie Boulter (GBR) 6:4, 6:3.
Männer. Doppel. 2. Runde: Hugo Nys/Jan Zielinski (MON/POL/9) s. Laslo Djere/Marc-Andrea Hüsler (SRB/SUI) 6:3, 7:6 (7:4). (sda)