Dominic Stricker behält im zweiten Fünf-Satz-Match am diesjährigen US-Open die Oberhand und steht damit im Achtelfinal. Es war keine leichte Aufgabe, die Stricker zwei Tage nach dem Coup gegen den Weltranglisten-Siebten Stefanos Tsitsipas vorgesetzt bekam.
Der Fünf-Satz-Sieg gegen den Griechen hatte dem 21-jährigen Berner nicht nur körperlich alles abverlangt. Stricker war nach dem bisher grössten Erfolg seiner noch jungen Karriere auch mental gefordert. Es war mit Sicherheit kein Leichtes, sich damit abzufinden, dass die Erwartungen in dieser kurzen Zeit gestiegen waren – zumal gegen einen Kontrahenten, gegen den er sich durchaus Chancen ausrechnen durfte.
Es schien vorerst eine zu schwere Bürde zu sein, die Stricker mit sich auf den Platz trug. Er tat sich schwer, fand den Tritt nicht. Er musste sich von Bonzi dominieren lassen. Nach 13 Minuten lag er 0:4 hinten, nach einer halben Stunde hatte der dank einer Wildcard ins Hauptfeld gerückte Franzose den ersten Satz 6:2 unter Dach und Fach gebracht.
Stricker war noch mehr gefordert. Verbesserungen mussten her – und der Linkshänder vermochte sich zu steigern. Die Dominanz von Bonzi, derzeit als Nummer 108 der Welt 20 Plätze vor dem Schweizer klassiert, Anfang Februar aber schon einmal als Nummer 42 im Ranking geführt, begann zu bröckeln. Stricker begegnete dem Franzosen, der wegen einer Verletzung am linken Handgelenk von Mitte April für zwei Monate pausieren musste und nach seiner Rückkehr auf die Wettkampfplätze den Tritt bis zum Beginn des US Open nicht wieder gefunden hatte, auf Augenhöhe.
Mit dem 7:5 im zweiten und dem 7:6 (7:4) im dritten Satz hatte er die Vorteile auch resultatmässig auf seine Seite gezogen. Diese Vorteile entglitten ihm im vierten Umgang zwar nochmals. Auf das 3:6 zeigte er aber die nächste, die entscheidende Reaktion. Dank dem 6:2 im fünften Satz geht sein erstaunlicher Parcours weiter. Die märchenhaften Tage in New York haben eine Fortsetzung.
Ungeachtet des Ausgangs des Achtelfinals wird Stricker in der nächsten Weltrangliste zum ersten Mal zu den besten 100 Spielern gehören. Er wird auf jeden Fall etwa auf Platz 85 vorstossen. Sein nächster Gegner ist entweder der Amerikaner Taylor Fritz, die Weltnummer 9, oder Jakub Mensik. Der seit Freitag 18-jährige Tscheche, im Ranking auf Platz 206 zu finden, hat in der zweiten Runde der Qualifikation Leandro Riedi bezwungen.
Olympiasiegerin Belinda Bencic (WTA 15). steht beim US Open in den Achtelfinals. Die 26-jährige Ostschweizerin setzt sich in der 3. Runde gegen die Chinesin Lin Zhu (WTA 44) 7:6 (7:1), 2:6, 6:3 durch.
Im ersten Satz machte Bencic zweimal einen Breakrückstand wett, im Tie-Break liess sie dann ihrer Gegnerin keine Chance. Im zweiten Durchgang passte dann nach dem 2:2 nicht mehr viel zusammen. Die Schweizerin kämpfte sich jedoch zurück, wehrte beim Stand von 0:1 im entscheidenden Satz einen Breakball ab und schaffte zum 3:2 den entscheidenden Servicedurchbruch. Nach 2:39 Stunden verwertete sie den zweiten Matchball.
Bencic gewann bloss vier Punkte mehr als Zhu, was unterstreicht, wie eng die Partie war. Zwar schlug sie fünf Winners (33:28) mehr, ihr unterliefen aber auch mehr nicht erzwungene Fehler (53:46). «Es war definitiv ein Stück Arbeit», sagte Bencic gegenüber dem Schweizer Fernsehen. «Es gibt sehr wenig Spiele in einem Jahr, an denen alles klappt. Die meisten Matches muss man sich durchkämpfen, ich bin froh, das in einer solch wichtigen Partie geschafft zu haben.»
Bencic steht bei ihrer achten Teilnahme an diesem Turnier zum vierten Mal in den Achtelfinals. Ihre nächste Gegnerin ist überraschenderweise die Rumänin Sorana Cirstea (WTA 30), welche die als Nummer 4 gesetzte Kasachin Jelena Rybakina (WTA 4) 6:3, 6:7 (6:8), 6:4 bezwang.
Gegen Cirstea liegt Bencic im Head-to-Head 1:2 zurück. Das letzte Duell entschied sie allerdings zu ihren Gunsten, und das vor einem Jahr in drei Sätzen am US Open. Ein weiteres gutes Omen ist, dass Bencic sämtliche drei Achtelfinals in New York gewonnen hat, 2019 erreichte sie dann zum bisher einzigen Mal an einem Grand-Slam-Turnier die Halbfinals.
Auch am Samstag spielt ein Schweizer am US Open: Stan Wawrinka trifft in der 3. Runde des vierten und letzten Grand-Slam-Turniers auf die Weltnummer 6 Jannik Sinner.
Der 16 Jahre jüngere Südtiroler gewann vor drei Wochen in Toronto erstmals ein Masters-1000-Turnier und gilt als einer der grossen Stars der Zukunft. Auch Wawrinka, der US-Open-Champion von 2016, befindet sich in guter Form, geht aber als klarer Aussenseiter in die Partie.
(yam/sda)