Als Novak Djokovic sein Tagwerk vollbracht hatte, als er den Dänen Holge Rune in drei Sätzen 6:3, 6:4, 6:2 bezwungen hatte, da tat er zunächst das, was Sieger auf dem Centre Court immer tun: Der 37-Jährige bedankte sich bei jenen, die ihn im Wimbledon-Achtelfinal lautstark unterstützt hatten.
Warmer Applaus brandete durchs Rund. Dann aber brach es aus Djokovic heraus. «An alle, die sich dazu entschieden haben, die Spieler, in diesem Fall mich, nicht zu respektieren: Habt eine guuuuuuute Nacht!» Djokovics Wahrnehmung ist, dass er während der Partie ausgebuht worden war.
Den Einwand, das Publikum habe womöglich «Ruuuune» gerufen, um seinen Gegner zu unterstützen, verhöhnt Djokovic. «Nein, das akzeptiere ich nicht. Ich weiss, dass sie für Rune waren, aber das war eine Ausrede, um auch zu buhen. Ich bin seit zwanzig Jahren auf der Tour. Ich kenne alle Tricks.» Er fokussiere sich auf die Fans, die Tennis lieben und den Spielern gegenüber Respekt zeigen würden. Dafür gibt es Applaus.
Nach der Partie gegen Rune darauf angesprochen, ob er im Alter von 37 Jahren, als Inhaber sämtlicher bedeutender Rekorde im Männertennis, entspannter sei als zu Beginn seiner Karriere, sagt er:
Es sei Teil des Sports, dass das Publikum den einen unterstützten und den anderen nicht, sagte Djokovic nach dem Spiel.
Womöglich war die heftige Reaktion auf die vermeintlichen Buhrufe in Wimbledon vielmehr aus dem Gefühl geboren, in der Gunst des Publikums Zeit seines Lebens immer im Schatten anderer gestanden zu haben – in jenem von Rafael Nadal, vor allem aber in jenem von Roger Federer.
Wie 2015 im Final der US Open zum Beispiel. Oder vier Jahre später in Wimbledon. Beide Male hiess sein Gegner Roger Federer. Beide Male war das Publikum auf der Seite des Schweizers. Beide Male gewann Djokovic. Nach dem Triumph 2019, wo er zwei Matchbälle abgewehrt und 14 Punkte weniger verbucht hatte, erklärte der Serbe, wie er damit umgehe: «Es mag dumm klingen, aber Wenn die Leute ‹Roger› rufen, höre ich ‹Novak›.»
Jahrelang vermittelte Djokovic den Eindruck, darunter zu leiden, dass er trotz seiner Erfolge und trotz seiner Versuche, das Publikum von sich zu überzeugen, nicht den Respekt erhielt, den er zu verdienen glaubt.
Inzwischen, das zeigt die jüngste Episode, scheint sich der Serbe nicht mehr verbiegen zu wollen. Es scheint ihm weniger wichtig zu sein, wie er in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Anders ist nicht zu erklären, dass er sich nach einem Sieg mit dem Publikum in Wimbledon anlegte.
Schon in wenigen Tagen könnte er beim bedeutendsten Tennisturnier mit dem bisherigen Rekordsieger Roger Federer gleichziehen. Der Schweizer hat das Turnier im Südwesten Londons acht Mal gewonnen. Djokovics nächster Gegner ist der 25-jährige Australier Alex De Minaur (ATP 9). (aargauerzeitung.ch)
Auch Djokovic: Aber wenn jemand eine Linie übertritt wie es heute der Fall war, dann reagiere ich darauf
Irgendwie würde ich dem etwas mehr Gelassenheit und Grösse wünschen.
als Spitzensportler muss man auch mit Neidern und Kritikern umgehen können, Nole kann das nicht.
deshalb ist er für mich kein Superstar / GOAT.
er schleppt eine gehörige Portion Aggression / Unzufriedenheit mit sich herum...