Auf Instagram, TikTok und Snapchat sind sie allgegenwärtig: Filter, die eine makellose Haut, volle Lippen, kleine Nasen machen. Gleichzeitig gehen Vorher-Nachher-Clips von Schönheitseingriffen von Stars wie Lindsay Lohan oder Kris Jenner viral.
Über 90'000 Schönheitseingriffe werden in der Schweiz pro Jahr durchgeführt, wie die Gesellschaft Swiss Plastic Surgery ausweist. Rund die Hälfte davon sind nicht invasive Behandlungen, wie etwa das Spritzen von Hyaluron oder Botox.
85 Prozent der Kundschaft sind Frauen. watson hat mit zwei von ihnen über ihre Eingriffe gesprochen.
«Ich habe nur einmal etwas an meinem Körper machen lassen. Als ich 21 Jahre alt war, liess ich mir die Lippen mit Hyaluron aufspritzen. Ich hatte die Eingriffe ständig auf Instagram und TikTok gesehen und überall poppten plötzlich diese Walk-in-Salons in Zürich auf. Ich dachte: Ich probiere das jetzt einfach mal aus. Ohne viel darüber nachzudenken, ohne grosse Aufklärung, was im Nachhinein echt dumm war.
Bezahlt habe ich 150 Franken für 1 Milliliter Filler. Die Spritze hat extrem weh getan. Der Arzt hat die Behandlung innerhalb von 15 Minuten durchgezogen. Und wohl nicht sauber gearbeitet. Ich bereute den Eingriff sofort. Rückblickend finde ich, dass mein Lipfiller fake aussah. Direkt nach dem Eingriff fand ich es aber nicht so schlimm.
Doch mein Umfeld hat sofort gefragt: ‹Warum hast du das gemacht?› Ich musste mich dauernd rechtfertigen. Trotzdem waren viele Freundinnen auch interessiert an einer Behandlung. Vermutlich, weil es halt total im Trend war. Aber mir wurde schnell klar: Es passt nicht zu mir. Trotzdem habe ich das Hyaluron nie auflösen lassen, weil ich nicht nochmal eine Nadel an meine Lippen lassen wollte.
Seit meinem Eingriff vor über zwei Jahren hat sich das meiste wieder abgebaut, nur ich selbst sehe noch Überreste innerhalb der Lippen. Ich würde die Behandlung definitiv nicht mehr machen. Das Ganze hatte aber auch etwas Gutes, wie ich finde: Für mich war’s das mit Schönheitseingriffen.»
«Zum ersten Mal darüber nachgedacht hatte ich, als ich 14 Jahre alt war. Ich war gross, schlank, aber hatte ein A-Körbchen. Ich wurde deswegen zwar nicht gemobbt, doch musste mir immer wieder dumme Sprüche anhören. Das hat dazu geführt, dass ich mich ständig mit anderen Frauen verglich und fand: Meine Proportionen stimmen einfach nicht überein.
Nach jahrelangem Überlegen, Informieren und Sparen habe ich mir mit 21 Jahren dann endlich meine Brüste vergrössern lassen. Von A auf C. Meine Familie hatte damals Angst, dass ich mir ein Doppel-D machen lasse und danach aussehen würde wie Pamela Anderson. Auch mein damaliger Freund wollte nicht, dass ich mir die Brust vergrössern lasse. Mir war der Eingriff aber wichtig. Ich wollte ein natürliches Ergebnis, das zu meinen Körperproportionen passt. Deshalb entschied ich mich für Tropfenimplantate statt grosser, runder Implantate. Diese liess ich mir oberhalb der Brustmuskeln einsetzen statt unterhalb.
Den Eingriff konnte ich ambulant in Zürich für 9800 Franken durchführen lassen. Die OP dauerte 1,5 Stunden unter Vollnarkose. Nach etwa sechs Stunden in der Klinik durfte ich wieder nach Hause. Die Regenerationszeit war nicht einfach. Vor allem die ersten zwei Wochen waren schmerzhaft: Muskelkater-artige Schmerzen, ein Spannungsgefühl, ein Brennen in den Brustwarzen. Acht Wochen nur auf dem Rücken schlafen zu können, war das Mühsamste. Und ich musste monatelang einen speziellen Stütz-BH tragen.
Zwei Monate nach der OP wollte ich am liebsten alles rückgängig machen. Die Brust sah unnatürlich aus, war geschwollen, fühlte sich einfach falsch an. Ich weinte deswegen praktisch täglich. Aber alle Ärzte versicherten mir, dass es neun bis zwölf Monate dauert, bis alles verheilt ist und die Brust so aussieht, wie ich mir das vorgestellt habe. Und so war es dann auch. Knapp ein Jahr später sah meine Brust so aus, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Darum kann ich heute sagen: Ich würde die Brustvergrösserung sofort wieder tun.
Seither haben auch sechs Frauen in meinem Umfeld denselben Eingriff vorgenommen. Keine hat es bereut. Eine Bekannte hat ihre Brust in drei Operationen von einem A-Körbchen auf ein D vergrössern lassen, das sehe ich etwas kritisch. Aber es ist nicht an mir, das zu beurteilen. Denn was ich sagen kann: Für mein Selbstwertgefühl hat der Eingriff viel verändert. Gerade im Sommer im Bikini fühlte ich mich heute viel wohler als früher.
Und natürlich, ich gebe es zu: Ich habe den Eingriff auch wegen gesellschaftlicher Schönheitsideale gemacht. Wären wir alle blind, hätte ich meine Brüste vermutlich nicht vergrössert. Und auch wenn ich heute zufrieden bin: Der Gedanke, noch mehr machen zu lassen – etwa an der Nase –, war danach da. Es ist wie beim Tätowieren: Man will immer noch eines mehr.
Aber ich habe mir gesagt: Ich bin ein Mensch, keine Barbie. Ich leide nicht unter meiner Nase, also lasse ich es. Jetzt, mit 31, kommen langsam Stirnfalten. Freundinnen lassen sich Botox spritzen. Vielleicht mache ich das irgendwann auch. Aber nur, wenn es natürlich bleibt und ich es für mich mache.» (kma)
*(Namen von der Redaktion geändert)
....Aber nur, wenn es natürlich bleibt und ich es für mich mache....
Uff...
Es zwingt die Damen ja niemand, einem bestimmten schönheitsideal zu folgen.