Mannschaftsport ist im Jahre 1992 in der Schweiz populär wie vielleicht nie zuvor. Die Eishockey-Nationalmannschaft stürmt bei der WM in Prag bis ins Halbfinale und auf den 4. WM-Schlussrang. Die Fussballer starten mit einem 6:0 in Estland, einem 3:1 über Schottland, einem 2:2 auswärts gegen Weltmeister Italien und einem 3:0 gegen Malta sensationell in die WM-Qualifikation.
Die Nati wird sich unter Trainer Roy Hodgson schliesslich erstmals seit 28 Jahren wieder für eine Endrunde qualifizieren. Und schliesslich erreicht die Schweiz im Tennis den Davis-Cup-Final gegen die USA.
Auf dem Weg ins Endspiel eliminieren die Schweizer nacheinander Holland (4:1), Frankreich (3:2) und im Halbfinale in einem wahren Volksfest in Genf Brasilien 5:0. Die Amerikaner sind im Finale in Fort Worth (Texas) haushohe Favoriten. Sie treten unter anderem mit der Weltnummer 1, Jim Courier, und mit Wimbledon-Sieger Andre Agassi an. Leitwolf der Schweizer ist Olympiasieger Marc Rosset, immerhin die Nummer 8 der Welt.
Die arroganten Amerikaner unterschätzen die Schweizer. Courier hatte angekündigt, man werde kein Spiel verlieren. Tatsächlich fegt Agassi zum Auftakt Jakob Hlasek mit 6:1, 6:2 und 6:2 vom Platz.
Aber dann besiegt Rosset in einem grandiosen Kampf Courier sensationell 6:3, 6:7, 3:6, 6:4 und 6:4 und gleicht zum 1:1 aus. Courier jammert bei der anschliessenden Pressekonferenz über den Lärm der Schweizer Schlachtenbummler, ganz speziell über das Gebimmel der Kuhglocken. Unter den 12'000 Zuschauern sind 1500 Schweizer Fans.
Auf die Frage eines Schweizer Chronisten, ob bereits das Gebimmel von ein paar Kuhglocken genüge, um die Nummer eins der Welt zu destabilisieren, verlässt er wortlos die Medienkonferenz.
Die Lokalpresse fordert in ihrer Ausgabe vom nächsten Tag bessere Unterstützung durch die Fans. Die sonst bei Tennis-Partien übliche vornehme Zurückhaltung sei abzulegen. Aus Denver werden 2000 zusätzliche US-Wimpel eingeflogen und unter den Zuschauern verteilt. Der Titan wankt. Aber er fällt nicht.
Die Entscheidung fällt am zweiten Tag im Doppel. Es ist zugleich der Höhepunkt dieses Finals. John McEnroe und Pete Sampras entscheiden dieses Drama knapp für sich (6:7, 6:7, 7:5, 6:1, 6:2). Nur wenig fehlt zur Sensation. Die Schweizer, mit Jakob Hlasek und Marc Rosset auch damals ein Zweimann-Team wie zwei Jahrzehnte später mit Roger Federer und Stan Wawrinka, führen 2:0, ehe die Kräfte schwinden.
Vor allem Rosset geht die Puste aus und seine Hammer-Aufschläge verlieren an Wirkung. Nach 4 Stunden und 17 Minuten sind die Schweizer besiegt. Die USA führen 2:1. Am dritten Tag entscheidet Courier den Davis Cup gegen Hlasek (6:3, 3:6, 6:3, 6:4).
Die Schweiz muss 22 Jahre warten, bis sie den Nationen-Wettbewerb gewinnen kann. 2014 schlägt in Lille die grosse Stunde von Roger Federer und Stan Wawrinka.