«Noch im Januar gab es Momente, in denen ich darüber nachgedacht habe, mit dem Fussball aufzuhören», sagte Chloe Kelly, nachdem sie England am Dienstag in den Final geschossen hatte. Seit sie über einen möglichen Rücktritt nachdachte, ist erst ein halbes Jahr vergangen, doch in diesen sechs Monaten ging es für die 27-Jährige mehr als nur steil nach oben.
Bei Manchester City erhielt Kelly immer weniger Einsatzzeit und erlebte – wie sie selbst sagt – «dunkle Zeiten». Anfangs Jahr wechselte die Engländerin deshalb zu ihrem Jugendverein Arsenal zurück. Mit den «Gunners» gewann sie Ende Juni die Champions League.
Für die Europameisterschaft war Kelly nur als Ersatzspielerin vorgesehen und stand auch in keinem Spiel von Anfang an auf dem Platz. Doch am Turnier zeigte die Offensivspielerin immer wieder ihre Qualitäten als Edeljoker. Im Viertelfinal bereitete Kelly kurz nach ihrer Einwechslung den 1:2-Anschlusstreffer gegen Schweden vor und im Halbfinal erzielte sie in der Verlängerung den Siegtreffer.
Im Final wurde Kelly bereits nach 41 Minuten eingewechselt, da es für die verletzte Lauren James nicht mehr weiterging. Zu diesem Zeitpunkt lag England 0:1 zurück. Wie in jedem K.-o.-Spiel an der diesjährigen Europameisterschaft kam Kelly aufs Feld, als ihr Team im Rückstand war. Mit einer wunderbaren Flanke auf Alessia Russo bereitete sie in der 57. Minute den Ausgleichstreffer vor.
Im Penaltyschiessen kam es für die 27-Jährige wieder zum ganz grossen Moment. Als fünfte Schützin konnte sie den Final entscheiden und sie schoss den Ball mit dem schärfsten Schuss des Turniers in die Maschen. Wie bereits 2022 war Kelly also die entscheidende Frau. Im EM-Final vor drei Jahren schoss sie in der Verlängerung das entscheidende Tor.
Nach der Titelverteidigung beschrieb Kelly ihre Gemütslage vor dem Elfmeter: «Ich war cool, gelassen. Ich wusste, dass ich den Ball versenken würde. Ich verschiesse nicht zwei Penaltys.» Im Halbfinal war sie in der Verlängerung zunächst an der italienischen Torhüterin gescheitert, bevor sie den Nachschuss verwandelte.
Auch von ihren Mitspielerinnnen erhielt die Siegtorschützin viel Lob. «Ich bin nur dankbar, dass Chloe getroffen hat, denn ich war die Nächste! Meine Nerven hätten das nicht ausgehalten», verriet Jess Carter. «Aber in dem Moment, als es zum Penaltyschiessen kam, wusste ich, dass wir gewinnen würden.»
Das Beispiel von Chloe Kelly zeigt einmal mehr, wie schnell es im Fussball oft gehen kann: innerhalb von wenigen Monaten vom Fast-Rücktritt zum Champions-League- und Europameisterschaftstitel. Nach ihrer Leihe darf Kelly bei Arsenal bleiben, sie verlässt Manchester City nach fünf Jahren definitiv.