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Bowling-Star Pete Weber sorgt für den legendärsten Jubel der Sportgeschichte

Bildnummer: 06907174 Datum: 14.11.2010 Copyright: imago/Geoff Martin
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Bekannt für aufbrausende Emotionen: Bowling-Legende Pete Weber.Bild: imago images
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Der legendärste Jubel der Sportgeschichte passierte im … Bowling?!

26. Februar 2012: Pete Weber wird beim US Open zum Rekordsieger und legt sich beim Jubel mit einem Zuschauer an. So sorgt er für einen der ikonischsten Momente nicht nur im Bowling, sondern im Sport überhaupt.
26.02.2025, 00:0126.02.2025, 14:30
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Wenn am meisten auf dem Spiel steht, sind auch die Emotionen am höchsten. So entstehen die besten Jubelszenen meist in den wichtigsten Momenten und auf den grössten Bühnen des Sports.

Dies war auch bei Pete Weber der Fall. Der US-Amerikaner betreibt zwar keinen Weltsport wie Fussball oder Basketball, sondern ist in der Randsportart Bowling zu Hause. Dennoch sorgte er für einen der, wenn nicht gar den, legendärsten Jubel der Sportgeschichte.

«Who do you think you are? I am!»: Pete Weber lässt die aufgestaute Wut beim Jubel raus.Video: twitter/ESPN

Beim allerletzten Wurf im Final der US Open 2012 gelang dem damals 59-Jährigen ein Strike, womit er Mike Fagan knapp mit 215:214 bezwang. Bereits zum fünften Mal gewann Weber das Major, welches aufgrund der mindestens 56 Spiele, die bis zum Triumph absolviert werden müssen, als eines der am schwersten zu gewinnenden Turniere gilt. Damit krönte sich Pete Weber zum alleinigen Rekordsieger – und liess die Welt dies sogleich wissen:

«Ja, verdammt! Ja!
Richtig, ich habe es getan! Nummer 5!»
Pete Weber

Dann schrie er in Richtung des Publikums: «Who do you think you are? I am!» Obwohl – oder gerade weil – die Aussage eigentlich keinen Sinn macht, ging sie im Internet viral, wurde sie auf T-Shirts und Tassen gedruckt, und erinnern sich noch immer viele Sportfans an diese zurück. Zusammen mit seiner lebhaften Gestik und Mimik sorgte der aufbrausende US-Amerikaner für den ikonischsten Moment seines Sports.

Bildnummer: 06907210 Datum: 14.11.2010 Copyright: imago/Geoff Martin
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Lange war Pete Weber weder bei Fans noch bei der Konkurrenz besonders beliebt.bild: imago

Weshalb er nach seinem grossen Erfolg so wütend war und was er überhaupt sagen wollte, erklärte er erst später. So hätte ihn ein Kind während des Spiels provoziert und ausgepfiffen, teilweise gar bei seinem Anlauf vor dem Wurf. «Das hat mich wütend gemacht, und die Leute wissen ja, dass sie mich nicht wütend machen sollten, da ich besser werde», so Weber.

Eigentlich wollte er dem Plagegeist deshalb sagen: «Who do you think you are, rooting against me? I am the man of this tournament!» Oder auf Deutsch in etwa: «Wer glaubst du, wer du bist, dass du gegen mich hetzt? Ich bin der Mann dieses Turniers!»

«Deshalb lieben sie es, ihn zu hassen. Das ist einfach Pete.»
ESPN-Kommentator

Wer Weber gestört hat und ob es diesen Zwischenrufer überhaupt gab, ist nicht geklärt. Ein 12-jähriger Junge war aber so verängstigt, dass er womöglich versehentlich etwas getan hatte, was den Bowler gestört haben könnte, dass er sich hinter der Werbebande versteckte. Weber schenkte ihm später einen signierten Kegel.

Dass er das Publikum gegen sich hatte, war sich der «Bad Boy» gewöhnt. So legte er sich regelmässig mit Fans an, womit er diese oftmals noch weiter anstachelte. Der ESPN-Kommentator sagte nach einer neuerlichen Auseinandersetzung Webers mit einem Zuschauer in einem anderen Spiel der US Open 2012: «Deshalb lieben sie es, ihn zu hassen. Das ist einfach Pete.»

Pete Weber legte sich regelmässig mit den Fans an.Video: YouTube/bowlingmaniacs

Auch bei seinen Gegnern war Pete Weber nicht besonders beliebt. Obwohl er einer der erfolgreichsten Athleten in der Geschichte der Pro Bowlers Association (PBA) ist, mit 37 Titeln insgesamt die viertmeisten und mit 14 Major-Turniersiegen gar die zweitmeisten erreichte, ging er bei der Wahl zum «Spieler des Jahres» immer leer aus. Marshall Holman, einer von Webers Konkurrenten, bezeichnete diesen gegenüber dem Magazin «People» bereits 1988 als «echte Peinlichkeit für die Tour». Dies lag wohl auch an Webers Problemen neben der Bowlingbahn.

Peter David Weber litt nämlich an Alkohol- und Kokainsucht. Zwischen 1982 und 1984 habe er schätzungsweise 150'000 Dollar für Kokain ausgegeben, offenbarte er einst. Im März 1984 begab er sich dann in eine Entzugsklinik und beendete damit eine Zeit, welche sein Vater Dick Weber, ebenfalls eine Bowling-Legende, als «achtjährige Hölle» bezeichnete. Gemäss eigener Aussage konsumierte Pete Weber danach nie mehr, der Alkohol blieb jedoch ein Problem, das auch seiner Karriere schadete.

«Er war in den letzten 40 Jahren die beachtenswerteste Figur des Sports. Er machte Bowling wieder interessant.»
Konkurrent Mike Fagan

Unter anderem wurde er mehrmals gesperrt, weil er sich unprofessionell verhalten hatte. So verpasste er das Jahr 2000 wegen alkoholbedingter Beleidigungen während eines Turniers fast komplett. Danach gelangen ihm aber noch weitere grosse Erfolge, unter anderem gewann er drei weitere Male das US Open – ausserdem war er unbestritten eine der schillerndsten Figuren im Bowling, diente als Zugpferd des in den USA einst sehr beliebten TV-Sports und verdiente sich auch bei seinen Gegnern immer mehr Respekt.

Finalgegner Mike Fagan, der Weber nach dem exzessiven Jubel im US-Open-Final 2012 noch kritisiert hatte, sagte später: «Er war in den letzten 40 Jahren die beachtenswerteste Figur des Sports. Manchmal gut, manchmal schlecht. Aber durch ihn hat Bowling wieder Spass gemacht.»

2021 beendete Weber seine Karriere auf der PBA Tour und wechselte auf die Ü50-Tour. Neben dem Rekord am US Open wurde er auch zweimal Weltmeister und gewann das Tournament of Champions zweimal. Als einziger Bowler triumphierte er an jedem dieser drei Turniere, welche die renommierte «Triple Crown» bilden, mehrmals.

Vor seinem letzten Frame auf der Profitour sagte er in für ihn typischer Manier:

«Ob ihr mich hasst oder liebt, ihr habt mir zugeschaut. Das war alles, was ihr tun konntet.»
Pete Weber
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