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Kicker sind «keine echten Footballer», aber oft das Zünglein an der Waage

epa10439409 Kansas City Chiefs kicker Harrison Butker (R) kicks a field goal against the Cincinnati Bengals during the first quarter of the AFC Championship game at GEHA Field at Arrowhead Stadium in  ...
Chiefs-Kicker Harrison Butker tritt in Aktion.Bild: keystone

«Keine echten Footballer», aber oft das Zünglein an der Waage – Kicker haben's schwer

Kicker sind die einzigen Football-Spieler, die dem Namen entsprechend mit dem Fuss zu Werke gehen. Im Fokus stehen sie aber oft nur, wenn sie versagen.
12.02.2023, 15:37
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Drei Sekunden zeigt die Spieluhr im eisig kalten Arrowhead Stadium in Kansas City noch an. 20:20 lautet der Spielstand gegen die Cincinnati Bengals, als Harrison Butker anläuft und das Ei aus 45 Yards (gut 41 Meter) zwischen die zwei Torstangen zirkelt.

Dank seinem erfolgreichen Kick ziehen die Kansas City Chiefs in die Super Bowl ein, in der sie in der Nacht auf Montag (Schweizer Zeit) auf die Philadelphia Eagles treffen.

Nach dem Spiel spricht trotzdem kaum einer von Butker. Die Helden und Bösewichte sind andere. Doch wehe, er hätte seinen Kick verhauen. Dann wäre ihm die unliebsame Aufmerksamkeit sicher gewesen.

Filigrantechniker unter Kriegern

Die Kicker sind in der Regel die Aussenseiter in einer Football-Mannschaft. Sie trainieren kaum je mit dem Rest des Teams, da sie nicht in die Spielzüge involviert sind. Sie haben nur einen Auftrag: den Extrapunkt nach einem Touchdown zu kicken und Field Goals zu erzielen.

Im vielleicht physisch härtesten Teamsport sind die Kicker jene Spieler, die kaum je Körperkontakt haben. Für viele gelten sie denn auch nicht als echte Football-Spieler.

Gold: Fans, die behaupten, jeden Kick zu versenken, kommen auf die Welt. Video: YouTube/ESPN

Da passt es, dass viele auch tatsächlich vom Fussball kommen. Butker war mit seiner High School in Atlanta dreimal Staatsmeister von Georgia. Und auf keiner anderen Position ist der Anteil im Ausland geborener Spieler annähernd so gross. In der Geschichte der NFL sind die 40 (!) besten Punktesammler allesamt Kicker, in die Hall of Fame (sie zählt immerhin 362 Mitglieder) schafften es bisher aber gerade deren zwei: der Däne Morten Andersen (1982 bis 2007 aktiv) und der Norweger Jan Stenerud (1967 bis 1985).

Immerhin dürfte das Duo bald Zuwachs erhalten. Von Adam Vinatieri, der zwei Super Bowls entschied und als bester Kicker der Geschichte gilt, wird erwartet, dass er 2024 zum erstmöglichen Zeitpunkt, fünf Jahre nach dem Rücktritt, in die Ruhmeshalle aufgenommen wird.

Die «gelernten» Fussballer revolutionierten das Kicken, indem sie den Ball mit der Innenfläche des Fusses treffen. Bis in die 1960er-Jahre wurde der Ball mit der Spitze des Fusses gekickt, also als «Spitzguuge».

Vier verschossene «Penaltys»

Entscheidend für einen Kicker ist, dass er auch unter grösstem Druck seine Leistung bringt. Geht das Vertrauen einmal verloren, droht ein Albtraum, wie ihn Brett Maher von den Dallas Cowboys Mitte Januar erlebte. Er vermasselte in der ersten Runde der Playoffs vier von fünf Extrapunkten – aus einer Distanz von gut 22 Metern eigentlich einfacher zu versenken als ein Penalty im Fussball, weil es im Football keinen Goalie gibt. In der Regular Season hatte Maher sein Ziel nur in einem von 53 Versuchen verfehlt. Da war ihm die Aufmerksamkeit für einmal gewiss.

Harrison Butker wird nicht der Star des Super Bowl sein, aber vielleicht dennoch entscheidend. Er gehört in der sechsten Saison zu den Zuverlässigsten seiner Branche und gewann 2020 mit Kansas City bereits einmal den Super Bowl.

Seinen Wechsel vom Fussball zum Football mit dem irreführenden Namen dürfte er nie bereut haben. Mit gut 5,1 Millionen Dollar Jahreslohn muss Butker nicht darben. Zum Vergleich: Der Durchschnittslohn in der deutschen Fussball-Bundesliga beträgt rund eineinhalb Millionen Euro. (ram/sda)

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1 Kommentar
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Alles eine Frage der Dosierung – spielen die Refs im Final eine Rolle?
Die Schiedsrichter waren während der Qualifikation meistens gut und berechenbar und während der Playoffs bisher sogar sehr gut. Die grosse Bewährungsprobe folgt ab heute im Final zwischen den ZSC Lions und Lausanne.

Wer eine lose Umfrage über die Qualität der Schiedsrichter macht – am Stammtisch, bei Sportchefs oder Managern –, bekommt in der Regel Antworten, die zwischen «miserabel» und «völlig ungenügend» tendieren. Die Beurteilung wird natürlich stark vom Ausgang des vorangehenden Spiels beeinflusst – alle sind ja mehr oder weniger Sympathisanten eines Klubs und alle gehören halt hin und wieder oder manchmal auch meistens zu den Verlierern.

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