Bei den Partien der Oakland Athletics erinnert gerade nichts daran, dass das Team in der MLB spielt. Besonders die Kulisse ist der besten Baseball-Liga der Welt nicht würdig. Gerade einmal 2583 Fans seien beim letzten Heimspiel im Stadion gewesen. Die Bilder lassen vermuten, dass es eher weniger gewesen sind. Sogar die Farmteams der Athletics ziehen ein grösseres Publikum an.
You've probably heard that Oakland's AAA affiliate often brings in more fans than the MLB team.
— Joe Pompliano (@JoePompliano) May 3, 2023
But last night's Oakland A’s game only had 2,583 fans, which is less than their AAA, AA, and A+ affiliates averaged last season.
This has become a disaster.
(🎥: u/rjohnstone13) pic.twitter.com/2tm33kVjbh
Die wenigen Seelen, die sich doch noch ins Oakland Coliseum verirren, sind dem Verein zudem alles andere als gut gesinnt. Vielmehr sind sie wütend – auf die Besitzer und die Führung. Denn diese versuchen, den Klub nach Las Vegas zu zügeln, wie sie vor einigen Wochen offiziell bekannt gegeben haben. Dort locken die Möglichkeit, eine neue Arena zu bauen, und vor allem höhere Einnahmen.
Für die Bevölkerung Oaklands wäre der Verlust der Athletics eine mittlere Katastrophe. War die Stadt nahe San Francisco einmal Heimat von drei Teams aus den vier grossen US-Ligen, die alle mindestens einen Titel holten, würde mit einem Wegzug des Baseball-Teams auch das letzte dieser Teams Oakland verlassen. Es geht aber nicht nur um den Sport. «Wir verlieren mehr als nur ein Team, wir verlieren unseren bürgerlichen Stolz», sagt ein Bewohner gegenüber der «New York Times».
Auch deshalb wehren sich viele Fans nun noch stärker als bei den Umzügen der Raiders (NFL) nach Las Vegas und der Golden State Warriors (NBA) nach San Francisco. Banner mit den Aufschriften «Verkauft das Team» oder «Fisher raus» sind bei jedem Heimspiel zu sehen. John Fisher ist der Besitzer der «A's». In den Augen der Fans ist er der Hauptverantwortliche für den geplanten Umzug. Seit der US-Unternehmer den Verein im Jahr 2005 übernommen hat, hat Oakland gerade einmal eine Playoff-Serie gewonnen.
Dabei wurde das Team durch das erstmalige, konsequente Nutzen von Daten und Statistiken dafür bekannt, aus einem verhältnismässig geringen Budget viel herauszuholen. Daraus entstand gar der Film «Moneyball» mit Brad Pitt in der Rolle des legendären General Managers Billy Beane. Nun sind die Athletics allerdings nur noch dafür bekannt, wenig Geld auszugeben. Die Gehälter des aktuellen 26-Mann-Kaders kosten in der laufenden Saison gemäss Spotrac rund 35,7 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Die beiden Topverdiener der MLB verdienen bei den New York Mets je 43,3 Millionen Dollar pro Jahr.
Dass Oakland in dieser Saison mit bisher acht Siegen aus 34 Spielen das schlechteste Team der Liga ist, wundert in der kalifornischen Stadt daher kaum noch jemanden. Viele Fans glauben gar, dass Fisher absichtlich schlechte Teams zusammengestellt hat, damit immer weniger Zuschauerinnen und Zuschauer kommen. So könnte er einen Umzug nach Las Vegas mit dem fehlenden Faninteresse begründen. Die Abgänge einiger der besten Spieler in den letzten beiden Jahren nähren diesen Verdacht umso mehr.
Der amtierende Präsident Dave Kaval wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die Athletics hätten dafür gekämpft, in Oakland zu bleiben, doch ein Stadionneubau würde viel zu lange dauern. In Las Vegas dagegen soll schon zur Saison 2027 eine neue Arena bezugsbereit sein. Dass die Athletics ein neues Stadion brauchen, ist allen klar. Das Coliseum ist heruntergekommen, letztmals wurde es 1996 renoviert. Ein Bau in Oakland gestaltete sich jedoch als schwierig, auch weil die Stadt die hohen Geldforderungen des Klubs nicht erfüllen will. Für den früheren Vizepräsidenten des Teams, Andy Dolich, ist dennoch klar: «Ich glaube, dass die aktuelle Situation selbstverschuldet ist – und zwar absichtlich.»
Um zu zeigen, dass die Fans nicht Teil des Problems sind, plant die Fan-Organisation Rooted in Oakland nun einen umgekehrten Boykott. Bei einem Spiel im Juni sollen so viele Menschen wie möglich ins Stadion kommen, um zu zeigen, dass die Unterstützung noch immer vorhanden wäre – sollte das Team wieder wettbewerbsfähig sein. Im letzten Jahr betrug der Zuschauerschnitt mit knapp 10'000 nicht einmal mehr die Hälfte von 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie.
«Wir wollen dem Narrativ, dass die Athletics in Oakland keine Fans mehr haben, ein Ende setzen», erklären die Organisatoren des Boykotts der «New York Times» und stellen klar: «Das stimmt einfach nicht.» Dabei verweisen sie auch auf das letzte Playoff-Heimspiel vor Publikum, welches 2019 von 54'000 Fans besucht wurde. Vielmehr seien die schlechte Führung und der Fakt, dass trotz Erfolglosigkeit die Preise erhöht wurden, für die schlechten Zuschauerzahlen verantwortlich.
You can’t tell Oakland #Athletics fanbase is passionate about our team?! Ownership has pushed most of this fanbase out and to other teams. You cannot alienate your fanbase at all!
— MistaMacc #HiJackerMike (@MistaMacc) May 4, 2023
10/2/2019 5:07p Oakland Coliseum #MLB #WildCard Round #TampaBay #Rays vs #Oakland #Athletics 🔥🔥🔥… pic.twitter.com/loWCSKGb1L
Auch viele der Spieler fühlen mit den Fans, die ihr Team, das seit seiner Gründung 1901 in Oakland zu Hause ist und neun Meisterschaften gewann, zu verlieren drohen. So ist der Wunsch der Anhängerschaft in Oakland vor allem ein neuer Besitzer oder eine neue Besitzerin für ihr Team, und dass diese dann für einen Verbleib in der 433'000-Einwohner-Stadt kämpfen.