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Nicht nur Eishockey-WM – die schmerzhaftesten Niederlagen der Schweiz

Roman Josi, Roger Federer und Ruben Vargas – drei enttäuschte Gesichter nach einer schmerzlichen Niederlage.
Roman Josi, Roger Federer und Ruben Vargas – drei enttäuschte Gesichter nach einer schmerzlichen Niederlage.bild: keystone/watson
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Diese Schweizer Niederlagen tun uns immer noch weh – und dir?

Die Schweiz ist an der Eishockey-WM ausgeschieden. Die Tränen sind fast getrocknet, die Enttäuschung bleibt jedoch. Wie bei diesen Niederlagen, die auf unserer Redaktion noch immer nachwirken. Und welche Niederlage schmerzt dich immer noch?
26.05.2023, 11:3326.05.2023, 13:48
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Federer im Wimbledon-Final 2019

Bei der schmerzhaftesten Niederlage aller Zeiten gibt es keine zwei Meinungen: Das ist der verlorene Wimbledon-Final von Roger Federer gegen Novak Djokovic. Der «Maestro» zeigte mit fast 38 Jahren beim 6:7, 6:1, 6:7, 6:4, 12:13 noch einmal sein ganzes Können und war eigentlich der klar bessere Spieler. Zwei Matchbälle hatte Federer im 5. Satz beim Stand von 8:7 und 40:15 bei eigenem Aufschlag, doch dann spielte ihm die Nervosität einen Streich. Den ersten Matchball vergab er wegen unsauberer Beinarbeit, den zweiten nach einem überstürzten und halbherzigen Netzangriff. Im Match-Tiebreak flatterten bei Federer dann erneut die Nerven, während Djokovic wie schon in den ersten beiden Tiebreaks absolut fehlerlos blieb. Für mich brach nach dieser Niederlage eine kleine Welt zusammen. Nie davor und nie danach war ich nach einer Niederlage, die auf mein Leben eigentlich keinen Einfluss hat, so am Boden zerstört.
Philipp Reich
Diese Niederlage von Roger Federer schmerzt wohl nicht nur Philipp Reich nach wie vor.Video: YouTube/Wimbledon

Achtelfinal-Aus an der WM 1994

Schlimm fand ich das WM-Achtelfinal-Aus 1994 in den USA. Da war ich 12 und zum ersten Mal war die Schweizer Fussballnati ein bisschen gut. Mit Suter, Sforza, «Chappi» und so. Es war nicht wirklich eine Euphorie, die da aufkam, als man die Rumänen 4:1 schlug und in die K.o.-Phase einzog, aber die Freude war schon gross. Weil sie ja auch gut gespielt hatten, phasenweise. Und dann hatte man plötzlich Hoffnungen und begann, von WM-Höhenflügen zu träumen – bis die Spanier uns drei Töpfe eingeschenkt haben und wir heftig untergingen. Die Art und Weise, wie die Schweiz da gegen Spanien verlor, erinnert mich sehr an die Klatschen gegen die Deutschen. So à la: Du hattest deinen Spass Kleiner, jetzt sei ruhig und lass die Grossen spielen.
Adrian Eng
Begiristain, links, schiesst am 2. Juli 1994 im Achtelfinalspiel an der Fussball-Weltmeisterschaft in den USA mit einem Penalty das 3 zu 0 fuer Spanien. Mit dieser Niederlage scheidet die Schweiz aus  ...
Ein langes Gesicht nicht nur bei unserem Adrian Eng – Alain Geiger (r.) nach dem Tor zum 0:3.Bild: KEYSTONE

Achtelfinal-Aus an der WM 2006

Ich war 13 und es war schlimm: die Penalty-Schlappe 2006 gegen die Ukraine. Mit einer Freundin durfte ich – Nati-Fangirl der ersten Stunde, mit Wicky-Poster über dem Bett – das Spiel auf einem Screen im Wankdorf-Stadion schauen gehen. Ich glaube, mich zu erinnern, dass wirklich Tränen geflossen sind, und mein Schulalltag war eine ganze Woche lang betrübt.
Lara Knuchel
Drei Schweizer Schützen, alle vergeben – die Ukraine ist weiter.Video: YouTube/World Cup Goals

Verpasster Vierfachsieg an der Ski-WM 1989

In einer Zeit, in der die Schweizer Ski-Stars praktisch alles abräumen, verhindert in der Männer-Abfahrt eine deutsche Eintagsfliege den nächsten Vierfach-Sieg nach der WM 1987. Der 21-jährige Hansjörg Tauscher findet in der «Rattle Snake Alley» die Linie seines Lebens, er gewinnt völlig überraschend vor Peter Müller, Karl Alpiger, Dani Mahrer und William Besse. Tauscher gewinnt nie mehr ein wichtiges Rennen und steht danach auch nur einmal auf dem Weltcup-Podest.
Ralf Meile

Achtelfinal-Aus an der WM 2014

DZEMAILI! TOR! NEIN! NEIN! NEIN!
An gewisse Szenen erinnert man sich sein Leben lang. An die Geburt der Tochter zum Beispiel. Oder an die Geburt der zweiten Tochter. Und an die 120. Minute (und 43 Sekunden) an diesem Dienstag, 1. Juli 2014, als Blerim Dzemaili, damals in Diensten der SSC Neapel, an den 12 Zentimeter breiten linken Pfosten köpfte. Es wäre das Tor zum Elfmeterschiessen gewesen, das Tor zum WM-Titel, das Tor, das unser Leben verändert hätte. In diesem Moment waren wir uns jedenfalls ziemlich sicher. Was bleibt, ist die Erinnerung an Sascha Ruefers Emotionen, an diesen kollektiven Aufschrei in der Zürcher Mars-Bar, an diese Mutter aller Pfostenschüsse.
Marius Egger
Diese Szene hat sich im Schweizer Fussball-Gedächtnis eingebrannt.Video: YouTube/Bugsy Power

Niederlage im WM-Final 2018

Fast hätte es geklappt. Die Schweiz – Weltmeister! Etwas lange Unvorstellbares. Doch dann, fünf Jahre nach dem ersten WM-Final, ist die Eishockey-Nati wieder dort. Wieder heisst der Gegner Schweden und wieder ist die Schweiz der Aussenseiter. «Dieses Mal schaffen wir es», dachte ich, vor allem nach den zwei zwischenzeitlichen Führungen. Dann in der Verlängerung diese Riesenchance von Kevin Fiala, doch der Puck geht nicht rein. Im Penaltyschiessen dann die Ernüchterung – obwohl die Schweiz wieder im Vorteil war. Noch immer tut es weh, wenn ich daran denke. Die Schweiz als Weltmeister bleibt auch fünf Jahre später nur ein Traum.
Niklas Helbling

Wieder kein grosses Turnier für die Schweiz

Während einer gefühlten Ewigkeit von 25 Jahren war die Fussball-Nati nie mehr an einem grossen Turnier vertreten. In der Qualifikation für die EM 1992 in Schweden aber spielt sie unter dem unverbrauchten Nationalcoach Uli Stielike gross auf. Im letzten Gruppenspiel gegen Rumänien in Bukarest hätte ein Punkt genügt, doch die Nati kann mit dem ungewohnten Druck nicht umgehen und verliert mit 0:1. Schottland fährt nach Schweden, und dem Schweizer Rekord-Nationalspieler Heinz Hermann bleibt der späte Karriere-Höhepunkt versagt. Drei Jahre später ist die Schweiz unter Roy Hodgson an der WM in den USA endlich wieder dabei. Und holt ausgerechnet gegen die Rumänen einen begeisternden 4:1-Sieg.
Peter Blunschi
Rumaenische Fans jubeln nach dem Tor zum 1:0 ihrer Mannschaft im EM-Qualifikationsspiel Rumaenien gegen die Schweiz, aufgenommen am 13. November 1991 in Bukarest. Es fallen keine weiteren Tor und Ruma ...
Jubeln durften die andern – «Romania» schlägt «Elvetia» 1:0.Bild: KEYSTONE

Viertelfinal-Aus an der EM 2021

Meine ersten grauen Haare gehen wohl auf die K.o.-Phase der Euro 2020 zurück. Zuerst boxt die Schweiz in einem unfassbaren Spiel Weltmeister Frankreich aus dem Rennen, dann kämpft sie sich im Viertelfinal trotz unfairer Roter Karte gegen Freuler noch in die Verlängerung, nur um dann im Penaltyschiessen die Nerven zu verlieren. Dabei verschossen die Spanier zwei Elfmeter! Leg das Ding ins Netz und ab in den Halbfinal – aber es sollte mal wieder nicht sein.
Leo Helfenberger
Dieses Spiel sorgte bei Leo Helfenberger für graue Haare.Video: YouTube/SRF Sport

Zülle bei der Tour de France 1999

Alex Zülle hat gegen Lance Armstrong, der so gedopt war, dass ihm sämtliche Tour-de-France-Siege aberkannt wurden, verloren. Zülle hat also eigentlich gewonnen, aber nichts davon gehabt. :(
Maurice Thiriet
Tour de France winner Lance Armstrong of the U.S., center, poses with second-placed Alex Zuelle of Switzerland, left, and third-placed Fernando Escartin of Spain after the 20th and final stage of the  ...
Nur dem gedopten Lance Armstrong musste sich Alex Zülle (l.) geschlagen geben – Zülle hatte kurz zuvor eine Sperre wegen Dopings absitzen müssen.Bild: AP

Die «Luxemburgerli» wehren sich

Gut in Erinnerung ist bei mir das 1:2 gegen Luxemburg im Jahr 2008. Die Niederlage fiel in eine Zeit, als sich das Schweizer Selbstvertrauen im Fussball noch im Aufbau befand. Dementsprechend unbeholfen agierte Captain Gökhan Inler vor dem Spiel. Im «Blick» zeigte er sich, wie er eine Handvoll «Luxemburgerli» verspeist. Und dann das. Eine Blamage bis auf die Knochen – und schon kamen wieder Zweifel auf. Zum Glück verflogen die dann aber nach der geglückten Qualifikation für die WM in Südafrika wieder. Für einmal ist der Begriff «Heilsame Niederlage» angebracht.
Patrick Toggweiler

Bonus

Unser Daten-Journalist Reto Fehr konnte sich vor lauter Enttäuschungen gar nicht auf eine einzelne Niederlage festlegen. Deshalb hat er gleich eine Auswahl der Spiele geschickt, die noch immer an ihm nagen:

Es gab so viele schmerzhafte Niederlagen. Das Internet würde explodieren. Federer 2019 im Wimbledon-Final gegen Djokovic und 2008 gegen Nadal, die Fussball-Nati gegen Argentinien, die Ukraine, Italien, Polen etc. Beat Feuz gegen Marcel Hirscher 2012, Martina Hingis gegen Steffi Graf, Eishockey-Nati: alle gegen Deutschland. Nino Schurter zweimal bei Olympia, Mike Kurt bei Olympia – und die Fechter (fast) jedes Mal bei Olympia. Alles tut so weh. Ah, und die Fussball-Nati verlor doch mal in goldenen Trikots gegen die Ösis, Mann war das schlecht. Oder jetzt die U17-Frauen im EM-Halbfinal gegen Frankreich: 2:10 – ich bin sprachlos.

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Vortex86
26.05.2023 11:50registriert Juli 2016
Das verlorene Eishockey Viertelfinale an der WM2019 gegen Kanada. Als die Kandier die Scheibe 0.4s vor Ablauf der Regulären Spielzeit noch reindrücken konnten... Da die Nati über 60min klar die bessere Mannschaft und Spielbestimmend war und ich für diesen Match extra nach Kosice gereist bin ist dies mein persönliches Waterloo.
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Hyper80
26.05.2023 13:13registriert Juni 2020
Und wo sind die 0 Punkte von Francine Jordi mit Dans Le Jardin beim Eurovision 2002? :-)
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Johnny Geil
26.05.2023 12:34registriert November 2016
Alles Nasenwasser, ich bin FCZ Fan :-)
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