Action vor Fairness im WM-Final – der Modus der Verlängerung ist Quatsch
Kein Tor in sechzig Minuten. Der WM-Final in Stockholm zwischen der Schweiz und den USA wird in einer Verlängerung entschieden werden. Angesichts des überragenden Goalies Leonardo Genoni und der fehlenden Durchschlagskraft der Schweizer Offensive stellen sich die Zuschauer darauf ein, dass diese Partie womöglich noch lange dauern kann.
Die Extraschicht dauert dann bloss zwei Minuten und zwei Sekunden. Tage Thompson schiesst die USA zum Titel.
Der Stürmer der Buffalo Sabres hat viel Platz – weil die Verlängerung im WM-Final mit drei gegen drei Feldspielern absolviert wird. Ein Modus, der dem Charakter eines Finals nicht gerecht wird.
Eishockey wird mit einem Torhüter und mit fünf Feldspielern gespielt. Stehen nur noch sechs statt zehn Akteure auf dem Eisfeld, verändert das den Charakter des Spiels massiv. Ein WM-Final sollte die besten Teams in ihrer Paradedisziplin messen – nicht in einem Sonderformat, das Räume öffnet und Einzelaktionen belohnt.
In der ewig dauernden Regular Season ist die 3-gegen-3-Verlängerung ein Hit. Spektakulär, schnell, oft ein Hin und Her. Fast wie eine andere Sportart.
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Die Teams gehen mit einer offensiven Einstellung in die Overtime, weil verhältnismässig wenig auf dem Spiel steht. Eine Niederlage in der ewig dauernden Regular Season? Jänu.
Ganz anders ist die Ausgangslage, wenn es wirklich um etwas geht. In den Playoffs wird auch in der Verlängerung mit jeweils fünf Feldspielern gespielt – und das so lange, bis ein Tor fällt. Das kann dauern. Manchmal ist Mitternacht schon vorbei, ehe der Sieger feststeht.
Ein Penaltyschiessen soll unter allen Umständen verhindert werden, weil es als nicht fair erachtet wird, den Sieger auf diese Art zu küren. Das Penaltyschiessen ist schliesslich fast eine andere Sportart – so wie das 3-gegen-3-Format.
Vielleicht schafft es die Schweiz auch an der nächsten WM – dem Heimturnier in Zürich und Freiburg – wieder in den Final. Vielleicht steht es erneut nach drei Dritteln unentschieden und es muss eine Verlängerung entscheiden. Im WM-Final sollte wie in den Playoffs mit voller Besetzung und klassischer Overtime begonnen werden – erst wenn das nicht reicht, kann man über Alternativen wie 3-gegen-3 oder ein Penaltyschiessen nachdenken.
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