Einer musste schon wieder nach Hause, einer gewann mit seinem Team die ersten beiden Etappen und einer war fast immer dann zu sehen, wenn der Regisseur der Fernsehübertragung das Ende des Hauptfelds zeigte. Dies ist die Kurzfassung des Grand Départs der 112. Tour de France aus Schweizer Sicht.
Der Thurgauer Stefan Bissegger erlitt bei einem Sturz in der Auftaktetappe eine Gehirnerschütterung, er musste die Frankreich-Rundfahrt deshalb aufgeben. Für Silvan Dillier, das Aargauer Arbeitstier von Alpecin-Deceuninck, gab es zum Znacht zwei Mal Champagner dank der Etappensiege von Jasper Philipsen und Mathieu van der Poel.
Bei Mauro Schmid machte sich wohl der eine oder andere Zuschauer Gedanken über dessen Formzustand. Denn der 25-jährige Zürcher gondelte stets am Ende des Feldes herum. Hatte er bei seiner ersten Tour-Teilnahme etwa Mühe, den anderen zu folgen?
Ganz und gar nicht. Dass Schmid sich so weit hinten aufhält, hat System. Er fahre grundsätzlich nicht allzu gerne mitten im Feld, das sei ihm oft etwas zu hektisch, erklärte der Fahrer des Teams Jayco AlUla im Radsport-Podcast «Besenwagen»:
Die Taktik scheint nicht die schlechteste zu sein. Schmid geht Stürzen erfolgreich aus dem Weg und wenn er in einem Rennen die Chance auf einen Sieg sieht, versucht er sie zu nutzen. «Ich habe schon einen ziemlich guten Riecher dafür, die richtige Gruppe zu erwischen», sagt er. «Ich bin gerne in Spitzengruppen, da hat man etwas mehr Ruhe, das geniesse ich.»
In diesem Jahr gewann Schmid in Australien das Cadel Evans Great Ocean Road Race, zuletzt verteidigte er seinen Schweizer Meistertitel. Ein Etappensieg am Giro d'Italia und die Gesamtsiege an drei kleineren Rundfahren stehen unter anderem in seinem Palmarès.
Wenn Mauro Schmid die Gelegenheit sieht, sich in Szene zu setzen, wird er auch an der Tour de France versuchen, sie zu ergreifen. Am ehesten kommen hügelige Etappen in Frage, auf denen eine Chance besteht, dass Ausreisser durchkommen. Auf einen Überraschungseffekt darf er dann nicht hoffen: Wenn die Gegner sehen, dass der Schweizer Meister sich für einmal vorne aufhält, wissen sie auch, was es geschlagen hat.
🏁 FINISH
— GreenEDGE Cycling (@GreenEDGEteam) July 6, 2025
A tough final to conclude stage two with Mauro Schmid & Ben O’Connor our first riders home safely in the chasing group.
🇫🇷 #TDF2025 Stage 2️⃣ pic.twitter.com/U4A2TPP6cT
Die 3. Etappe der Tour de France führt heute Montag über 178,5 Kilometer von Valenciennes nach Dünkirchen. Das Teilstück ist überaus flach und wohl ein Fall für die Sprinter. Allerdings könnte es in der Schlussphase Windkanten-Situationen geben – und die ersten beiden Tage der «Grande Boucle» haben gezeigt, dass die Anwärter auf den Gesamtsieg gewillt scheinen, schon vor den hohen Bergen jede sich bietende Möglichkeit zu nutzen, um Sekunden herauszuholen.