Das junge, von Fabian Cancellara geleitete Schweizer Team hat in den letzten zwei Monaten einen harten Lernprozess hinter sich. Dennoch reist es mit einem unerwarteten Erfolgserlebnis zur «Primavera» am Samstag an.
Der Niederländer Arvid de Kleijn gewann am Mittwoch im Sprint das Eintagesrennen Mailand – Turin. Er sorgte damit für den ersten Saisonsieg von Tudor.
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— Milano-Torino (@MiTo1876) March 15, 2023
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In den Tagen und Wochen zuvor zeigten allerdings World-Tour-Rennen wie die UAE Tour, Strade Bianche und Tirreno-Adriatico auf, dass die Kluft zwischen einem aufstrebendem Rennstall und den Besten der Welt noch gross ist.
Er sei zufrieden, denn «wir bewegen uns in die richtige Richtung. Natürlich gibt es nicht nur Positives, aber wir arbeiten intensiv auf allen Ebenen», sagt Fabian Cancellara, der sich selbst gerne als präsidialer Berater des Teams bezeichnet.
Für den Berner ist es kein Fehler, mit einem jungen Team an solch renommierten Rennen teilzunehmen. Im diplomatischen Spiel mit den Veranstaltern sollte man eine Einladung nicht ablehnen. Denn dieser Veranstalter weiss auch, dass er in ein paar Jahren wohl eine ganz andere, stärkere Mannschaft begrüssen wird.
Was kann man von den sieben Tudor-Fahrern, unter ihnen mit Simon Pellaud, Tom Bohli und Roland Thalmann drei Schweizer, auf den 294 km von Mailand nach Sanremo erwarten? Cancellara sagt, für ihn sei es «das schwierigste Rennen. Wir müssen als Team ein gutes Gesamtverhalten an den Tag legen. Wenn wir einen Fahrer in der Ausreissergruppe des Tages platzieren könnten, wäre das sehr schön, um zu lernen.»
Der zweifache Olympiasieger hofft, dass seine Fahrer vor der Cipressa – die Hauptschwierigkeit vor dem abschliessenden Poggio – noch präsent sind. Aber er sei nur «ein Teil des Puzzles» und nicht für die Taktik verantwortlich, betont Cancellara. «Dafür haben wir die sportlichen Leiter.» Gleichzeitig sagt der Berner, der am Samstag 42 Jahre alt und seinen Geburtstag in Mailand feiern wird, dass «ich immer weiss, was passiert, weil ich täglich Kontakt mit ihnen habe».
Der Start erfolgt dieses Jahr nicht wie üblich auf der Piazza Castello in Mailand, sondern etwas weiter südlich in Abbiategrasso. Nach rund 30 km kehrt das Feld auf die traditionelle Route zurück, die über den Turchino-Pass an die ligurische Küste und dort entlang bis nach Sanremo führt.
Mit den fünf «Capi» – den kurzen, aber steilen Anstiegen auf den letzten rund 50 km bis zum Ziel – beginnt das Finale des Rennens. Der vorletzte Anstieg ist die Cipressa. Das grosse Feuerwerk gibt es meist erst am Poggio, dem letzten Hindernis des Tages, ehe «la Classicissima» nach 294 km und fast sieben Stunden Fahrzeit auf der Via Roma endet.
Mailand-Sanremo war einst ein Terrain für die Sprinter. Mittlerweile führt kein Weg an den Classique-Jägern mehr vorbei. Vor einem Jahr gewann überraschend der Slowene Matej Mohoric, nachdem er in der Abfahrt vom Poggio angegriffen hatte.
In der Liste der Sieganwärter 2023 führt kein Weg an Mohorics berühmten Landsmann Tadej Pogacar vorbei. Der zweifache Tour-de-France-Gewinner fuhr in den ersten Wochen dieser Saison in einer eigenen Liga. Als grösste Herausforderer Pogacars werden der Belgier Wout van Aert (Sieger von 2020) und dessen Dauerrivale Mathieu van der Poel (Dritter im Vorjahr) aus den Niederlanden genannt. (ram/sda)