Sport
Velo

Nicole Reist kämpft am RAAM nach zwei Stürzen ums Durchkommen ins Ziel

Nicole Reist RAAM Race Across America
Teile der Begleitcrew mit RAAM-Fans, die Nicole Reist mitten im Nirgendwo anfeuern.Bild: Noah Diesing

Nach Stürzen kämpft «Berggeiss» Nicole Reist ums Ankommen

Das Race Across America wird seinem Ruf als härtestes Velorennen der Welt einmal mehr gerecht. In Führung liegend, musste die Zürcherin Nicole Reist zwei Mal zu Boden, weshalb die restlichen Kilometer ins Ziel für sie noch strapaziöser wurden.
24.06.2022, 14:3424.06.2022, 15:11
Ralf Meile
Mehr «Sport»

Mit dem Velo von der West- an die Ostküste der Vereinigten Staaten, nonstop, ohne Etappen, so schnell wie möglich. Das ist, in aller Kürze, das Race Across America (RAAM).

Nicole Reist aus Weisslingen bei Winterthur hat das Rennen bei ihren ersten beiden Teilnahmen 2016 und 2018 gewonnen, in diesem Jahr setzte sich die selbsternannte «Berggeiss» schon rasch nach dem Start in Oceanside (Kalifornien) ab. Nicht nur von den anderen Frauen der Solo-Kategorie, sondern auch von allen Männern.

Sturz bei einem Ausweichmanöver

Für etwa 15.30 Uhr am Freitagnachmittag (Schweizer Zeit) prognostizierten die Organisatoren am Donnerstag ihre Zielankunft in Annapolis (Maryland). Doch die am Sonntag 38 Jahre alt werdende Ausdauersportlerin wird nach 4963 Kilometern später im Ziel in der Nähe von Washington ankommen.

Die Strecke 2022: rund 4800 km mit etwa 54'000 Höhenmetern.
Die Strecke 2022: rund 4800 km mit etwa 54'000 Höhenmetern.bild: raam

Der Grund: zwei Stürze. Der erste passierte in den Appalachen, diesem Mittelgebirge im Osten der USA, wo es für die RAAM-Teilnehmer stetig auf und ab geht. «Nicole ist bei einem Ausweichmanöver gestürzt», teilte das Begleitteam mit. Deshalb habe sie einige Zeit benötigt, ehe sie weiterfahren konnte.

Mit dabei im Team ist aus Sicherheitsgründen eine Ärztin. Diese checkte die Athletin vollständig durch und gab schliesslich von ihrer Seite aus grünes Licht fürs Weitermachen. «Nicoles Wille ist stark und wir fahren nun Kilometer für Kilometer dem Ziel entgegen», kündigte die Crew danach an.

Zweiter Sturz, aber ein ungebrochener Wille, anzukommen

Lange führte die Zürcherin überlegen vor allen Kontrahenten, die das RAAM als Einzelstarter in Angriff nahmen. Doch ihr Vorsprung wurde stetig geringer und schliesslich wurde sie vom Neuseeländer Allan Jefferson überholt. Diese beiden sowie der Tscheche Svata Bozak, knapp 60 Kilometer hinter Reist, fahren in einer eigenen Liga. Wenn Reist durchhält, ist ihr der Sieg in der Frauen-Kategorie nicht zu nehmen.

Doch es wird ein harter Kampf bleiben – einer, in dem Nicole Reist noch ein zweites Mal unliebsamen Kontakt mit dem amerikanischen Asphalt machte. Seit diesem zweiten Sturz könne die Velofahrerin nicht mehr eigenständig auf- und absteigen, meldet das Begleitteam, das ihr dabei hilft. Aber: «Der Wille, anzukommen, ist ungebrochen.»

Auch nach dem zweiten Sturz bringt Reist immer noch ein Lächeln über die Lippen.

Nicht mehr realistisch ist das zweite Ziel, das sich die Schweizerin gesteckt hatte: die Verbesserung des Frauen-Rekords. Diesen hält die amerikanische RAAM-Legende Seana Hogan, die 1995 eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 21,3 km/h schaffte. Aktuell ist Reist mit 20,4 km/h unterwegs. Alle Schlaf- und sonstigen Pausen sind dabei eingerechnet, auf dem Velo ist ihr Schnitt entsprechend höher; er beträgt derzeit 23,3 km/h.

Am frühen Freitagnachmittag kann die Zielankunft von Nicole Reist auf etwa Mitternacht (Schweizer Zeit) vorausgesagt werden. Auf dem Livetracker kann die Entscheidung mitverfolgt werden.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Fernweh? Ferien sind auch nicht immer lustig
1 / 28
Fernweh? Ferien sind auch nicht immer lustig
Endlich am Strand angekommen.
quelle: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Du fährst übers Wochenende kurz weg? Na dann «Stau zäme»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Gandalf-der-Blaue
24.06.2022 15:33registriert Januar 2014
Ist auch so ein Rennen, bei dem es am Ende gar nicht mehr so sehr auf das Resultat ankommt: Wer sowas schafft ist einfach unglaublich. Allergrössten Respekt!

viel Glück für die letzten Stunden!
380
Melden
Zum Kommentar
avatar
stormcloud
24.06.2022 15:02registriert Juni 2021
Die Radsportlerinnen und Radsportler sind echt hart im Nehmen.
Man muss sich nur die Narben an Ellenbogen und Knien anschauen...😧
Definitiv eine "harte" Sportart!
Ich wünsche allen eine Unfall freie Fahrt und große Erfolge.
290
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chrisbe
24.06.2022 15:05registriert Oktober 2019
RESPEKT für diese unglaubliche Leistung!
Schmerzen / leiden scheinen ein fester Bestandteil ihres Sports zu sein.
230
Melden
Zum Kommentar
6
    Die Zeit wird knapp: Shiffrin und Vlhova zittern weiterhin um die WM-Teilnahme
    Für die Ski-Stars Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova kommt es bis zum Start der WM am 4. Februar in Saalbach-Hinterglemm zum erwarteten Wettlauf mit der Zeit.

    Vor allem hinter Shiffrins Start stehen nach ihrem verhängnisvollen Sturz von Ende November grosse Fragezeichen. Ein Comeback-Fahrplan gebe es nicht, erklärte eine Sprecherin der Amerikanerin der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Man bewerte die Situation Tag für Tag neu. «Die WM ist das Ziel», sagte Atomic-Rennchef Christian Höflehner am Rande des Weltcup-Slaloms in Flachau. Shiffrin mache auf der Piste wieder verschiedene Übungen. «Aber rennmässig trainiert sie noch nicht. Es war und ist mit dieser Verletzung schwer zu kalkulieren, weil man wenig Erfahrungswerte hat.»

    Zur Story