Die Spannung war gross vor der 107. Ausgabe der Flandern-Rundfahrt. Ein Trio stand im Fokus: Wout van Aert, Mathieu van der Poel und Tadej Pogacar. Weil auch alle Kontrahenten um deren Stärke wussten, und weil sie deshalb in die Offensive gingen, entwickelte sich ein spannendes Rennen.
Der Schweizer Stefan Küng gehörte zu den Fahrern, die knapp hundert Kilometer vor dem Ziel zu einer Spitzengruppe aufschloss, der mit Filippo Colombo schon ein anderer Schweizer angehörte. Die Gruppe mit vielen renommierten Fahrern hatte zwischenzeitlich rund drei Minuten Vorsprung auf die drei Topfavoriten.
Diese griffen später an und schafften den Anschluss. Als erster der drei verlor der Belgier van Aert den Anschluss, bei der entscheidenden Attacke Pogacars am Oude Kwaremont konnte auch der Niederländer van der Poel, der Sieger von Mailand-Sanremo, das Tempo nicht mehr mitgehen. So gewann der Slowene mit 16 Sekunden Vorsprung solo. Rang 3 sicherte sich im Sprint der Verfolger eine Minute später Mads Pedersen, ein ehemaliger Weltmeister aus Dänemark.
Pogacar goes solo on Oude Kwaremont! 🔥 #RVVmen #RVV23 pic.twitter.com/wMTP4UNGGU
— Ronde van Vlaanderen (@RondeVlaanderen) April 2, 2023
Stefan Küng belegte Rang 6. «Es war ein sehr harter Tag im Sattel», sagte der Thurgauer bei GCN. «Wir waren eine gute Gruppe, alle etwa gleich stark. Ich gab mein Bestes, Glückwunsch an den Sieger.» Küng darf in dieser Form auch bei Paris-Roubaix in einer Woche mit einem Spitzenplatz rechnen. Im Vorjahr wurde er Dritter.
«Ich werde diesen Tag nie vergessen», sagte Pogacar im Sieger-Interview. «Würde ich heute zurücktreten, könnte ich zufrieden mit meiner Karriere sein.» Der 24-Jährige hat bereits Siege bei Lüttich-Bastogne-Lüttich (2021) und bei der Lombardei-Rundfahrt (2021 und 2022) in seinem Palmarès.
Noch fehlen ihm Erfolge bei Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix, um alle fünf Monumente gewonnen zu haben. «Sanremo ist am schwierigsten zu gewinnen, ich war in diesem Jahr in einer sehr guten Form da. Ich gebe nicht auf. Um Roubaix zu gewinnen, muss ich wohl einige Kilos zunehmen, mal schauen.»
Filip Maciejuk war bislang kein bekannter Name im Peloton. Das änderte sich an der Flandern-Rundfahrt. Der 23-jährige Pole war neben der Strasse unterwegs, wo er in eine tiefe Pfütze geriet. Maciejuk verlor daraufhin die Kontrolle über sein Rad und raste von der Seite ins Fahrerfeld:
The moment Bahrain Victorious rider Filip Maciejuk caused the crash in the peloton, attempting to ride back onto the road 💥#RVV23 pic.twitter.com/ixym03232A
— Eurosport (@eurosport) April 2, 2023
Dutzende Fahrer stürzten, für einige war das Rennen dadurch frühzeitig vorbei. Unter anderem musste der dreifache Weltmeister Peter Sagan verletzt aufgeben.
Chaos!! pic.twitter.com/AAhxbVMtNr
— Dieter Vanthourenhout (@vanthourenhout) April 2, 2023
Unfallverursacher Maciejuk wurde von der Jury disqualifiziert und aus dem Rennen genommen. Der Fahrer des Teams Bahrain Victorious entschuldigte sich umgehend. «Mein Fehler tut mir wirklich sehr leid. Ich hoffe, allen Gestürzten geht es gut», schrieb er auf Twitter. «So etwas sollte nicht passieren und war ein grosses Versehen meinerseits. Ich hatte keinerlei Absicht, so etwas zu verursachen. Ich kann mich nur entschuldigen und daraus für die Zukunft die richtigen Lehren ziehen.»
Im Rennen der Frauen wiederholte Lotte Kopecky ihren Vorjahressieg. Die Belgierin hatte sich – wie vor ihr Pogacar – am Oude Kwaremont alleine an die Spitze gesetzt, indem sie rund 20 Kilometer vor der Ziellinie ihre italienische Begleiterin Silvia Persico abschüttelte.
Mit Marlen Reusser und Elise Chabbey zeigten sich auch zwei Schweizerinnen aktiv. Reusser gehörte zur Verfolgerinnengruppe, die um Platz 2 kämpfte. Sie bereitete den Sprint für ihre niederländische Teamkollegin Demi Vollering vor, die diesen für sich entscheiden konnte – und damit für einen Doppelsieg der Mannschaft SD Worx sorgte. Die Bernerin Reusser belegte Rang 7.