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Tirreno-Adriatico: Neuer Zeitfahr-Helm von Team Visma sorgt für Aufsehen

Denmark's Jonas Vingegaard starts a 10km individual time trial, first stage of the 59th Tirreno-Adriatico cycling race, in Lido di Camaiore, Italy, Monday, March 4, 2024. (Gian Mattia D'Albe ...
Jonas Vingegaard vor dem Start der ersten Etappe am Tirreno-Adriatico mit dem neuem Zeitfahrhelm.Bild: keystone

Der «Darth-Vader-Helm» will den Radsport umkrempeln

Der neue Zeitfahrhelm der Visma-Fahrer hat am Montag bei Tirreno-Adriatico für Aufsehen gesorgt. Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass die neue Technologie den Radsport revolutionieren wird.
06.03.2024, 11:2306.03.2024, 12:04
Yoann Graber / watson.ch/fr
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Die Fahrer des Teams Visma-Lease a Bike haben am Montag auf der ersten Etappe von Tirreno-Adriatico einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Grund dafür? Ihr neuer Zeitfahrhelm, der ungewöhnlich und spektakulär aussieht.

Das Visier ist deutlich breiter und höher als die herkömmlichen Produkte, die man auf der World Tour findet. Übertrieben gesagt: Auf den ersten Blick sieht es eher nach Darth Vader als nach Jonas Vingegaard aus. Trotz der Verwunderung vieler Radfans schien dieser Helm jedoch vollständig den Regeln des Internationalen Radsportverbands (UCI) zu entsprechen, die besagen, dass Helme nicht länger als 45 cm, nicht breiter als 30 cm und nicht höher als 21 cm sein dürfen. Oder doch nicht? Die UCI hat unlängst eine Untersuchung angekündigt.

epa11200269 Team Visma Lease A Bike riders in action during the 3rd stage of the Paris Nice cycling race, a Team time trial over 26.9 km in Auxerre, France, 05 March 2024. EPA/YOAN VALAT
Das Team Visma mit den neuen Zeitfahrhelmen.Bild: keystone
epa11198680 Spanish rider Juan Ayuso of UAE Team Emirates in action during the 1st stage of the 59th Tirenno-Adriatico cycling race, an individual time trial over 10km in Lido di Camaiore, Italy, 04 M ...
Zum Vergleich: das «Standardmodell» von Juan Ayuso.Bild: keystone

Es ist nun aber so, dass die Entwickler der Firma Giro nicht der berühmten Star-Wars-Figur huldigen, sondern möglichst effizientes Material herstellen wollen, mit dem man Rennen gewinnen kann. «Es ist eine neue Art, über die Aerodynamik eines Helms nachzudenken. Wir glauben wirklich, dass wir eine echte Verbesserung in unserem System für die Zeitmessung gefunden haben», freut sich Paul Martens, Materialmanager des Visma-Teams.

Der neue Helm kommt aber nicht aus dem Nichts. Bevor sie ihn herstellten, beobachteten das niederländische Team und sein Zulieferer die Konkurrenz und liessen sich von ihr inspirieren, wie «L'Equipe» berichtet:

«Dieses Modell baut auf zwei neueren Entwicklungen auf. Specialized hatte bereits einen Helm für Remco Evenepoel entwickelt, bei dem die Spitze nach vorne ragte. Und POC, das unter anderem die EF-Truppe ausrüstet, hatte einen sehr breiten Helm in Form einer fliegenden Untertasse herausgebracht, der die Schultern der Fahrer bedeckte. Die Designer des Visma-Helms haben diese beiden charakteristischen Merkmale weiterentwickelt.»
L'Equipe
FILE - In this Oct. 27, 2010 file photo, a Darth Vader costume produced for the second Star Wars movie "The Empire Strikes Back," released in 1980, is on display at Christie's auction h ...
Eine gewisse Ähnlichkeit gibt es schon, oder?Bild: AP

Die französische Sporttageszeitung berichtet, dass Visma auch zahlreiche Tests durchgeführt haben, um den Kopfschutz so eng wie möglich an die physischen Eigenschaften der beiden Anführer und besten Fahrer des Teams – Jonas Vingegaard und Wout Van Aert – anzupassen.

Fünf bis zehn Prozent schneller

Was bietet dieser neue Helm konkret? Zunächst einmal bietet er den Fahrern dank seines grossen Visiers eine hervorragende Sicht. Ausserdem wird die Luftmenge, die frontal auf die Oberfläche (Körper und Material) des Radfahrers trifft, noch weiter reduziert, indem die Luft an den Seiten «abrutscht». Ziel ist es, dass der Sportler die Luft besser durchdringen kann, oder anders gesagt, dass die Luft ihn möglichst nicht bremst. Das ist das Prinzip der Aerodynamik.

Im Gespräch mit «L'Equipe» lobt Frédéric Grappe, Leistungsdirektor bei Visma-Konkurrent Groupama-FDJ, die Eignung des neuen Materials für die Art und Weise, wie man heute ein Zeitfahren fährt:

Die Fahrer nehmen bei einem Zeitfahren den Kopf quasi in die Hände und bilden so eine Art Pfeil nach vorne. Der Helm der Visma, wenn man ihn von der Seite betrachtet, ermöglicht es, den Lufteintritt zwischen Kopf und Händen zu begrenzen.
epa11198688 Danish rider Jonas Vingegaard of team Team Visma - Lease a Bike in action during the 1st stage of the 59th Tirenno-Adriatico cycling race, an individual time trial over 10km in Lido di Cam ...
Mit der «Pfeil-Position» soll der neue Helm extrem aerodynamisch sein.Bild: keystone

Ob man ihn mag oder nicht, der neue Visma-Helm beweist, dass die Teams ständig nach Detailverbesserungen suchen. Frédéric Grappe schätzt, dass man mit dieser neuen Technologie und einem aerodynamischen Anzug «fünf bis zehn Prozentschneller» sein kann als mit Standardmaterial. Auf einer 10-km-Strecke wie der Tirreno-Adriatico-Strecke am Montag entspreche dies einer Zeitersparnis von 10 Sekunden (1 Sekunde pro km), rechnet der Experte vor.

Trotz ihres neuen Schmuckstücks gelang es den Visma-Fahrern nicht, dieses anfängliche Zeitfahren des italienischen Rennens zu gewinnen. Der beste von ihnen, Jonas Vingegaard, kam nur auf den 9. Platz, 22 Sekunden hinter dem Sieger, dem Spanier Juan Ayuso (der mit einem Standard-Helm fährt). Dies könnte den Helmdesignern des niederländischen Teams einige Kopfschmerzen bereiten – diesmal im übertragenen Sinne …

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zeratul
06.03.2024 11:30registriert Januar 2024
Erinnert eher and Lord Helmchen als an Darth Vader.
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goschi
06.03.2024 12:08registriert Januar 2014
Wo genau ist an diesem Helm "Darth Vader"?
Also.... Es ist ein Helm, er ist rund....

Okay?

Aber wo genau ist da die Ähnlichkeit?
618
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Bakunin
06.03.2024 11:50registriert März 2021
Kann mir mal jemand die Mathematik erklären?

1 Sekunde schneller pro KM. sollen 5-10% schneller sein. Das heisst der Fahrer benötigt 10-20 Sekunden für einen Kilometer. Das hiesse er schafft 3-6km pro Minute, also 180-360km/h.

Sind deren Angaben Blödsinn oder habe ich einen Denkfehler?
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