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Bernardo Ruiz ist heute 90 Jahre alt. Der Spanier war in den 40er- und 50er-Jahren Radprofi, und auch wenn er einige Erfolge (Vuelta-Sieger 1948, Tour-Dritter 1951) feiern konnte: Kaum einer würde sich heute noch an ihn erinnern. Doch nun ist Ruiz in der Szene wieder in aller Munde. Denn heute wird eine Marke gebrochen, die er einst aufgestellt hatte: Zwischen 1954 und 1958 hatte Bernardo Ruiz zwölf Mal in Folge eine dreiwöchige Rundfahrt beendet.
An der Tour de France stellte Adam Hansen die Marke Ruiz' ein. Und heute wird er sie – wenn nichts Unvorhergesehenes mehr passiert – übertreffen. Wenn der Australier in Madrid nach 3376,4 Kilometern über den finalen Zielstrich rollt, dann hat er 13 Grand Tours in Serie beendet. «Ich bin aus Eisen», sagt er in der Zeitung «AS» lachend.
Hansens Rekord hing an einem seidenen Faden. In der Tour de France stürzte er in diesem Sommer schon in der 2. Etappe, kugelte sich dabei die Schulter aus. «Ich esse Schmerzen zum Frühstück. Es sind doch nur Schmerzen», nahm es der 34-Jährige mit Galgenhumor. Durchhalten sei nur schon mit Blick auf die Zukunft von grosser Bedeutung: «Ich habe mal in einer Studie gelesen, dass jeder Radprofi, der eine grosse Rundfahrt beendet hat, fünf Jahre länger lebt. Geht es danach, werde ich nie sterben.»
Auf Twitter stellt sich Adam Hansen mit den Worten vor, er sei «nicht der typische Australier.» Denn er lebt fernab der Heimat in der Tschechischen Republik – wenn er nicht gerade in Italien, Frankreich oder Spanien an einer dreiwöchigen Rundfahrt im Einsatz steht. «Ich muss nicht kochen, putzen oder Wäsche waschen, einfach nur Rad fahren», sieht der Profi des Teams Lotto-Soudal die positiven Seiten. Und auch das wenige, das er selber erledigen muss, hat der Routinier im Griff, wie sein Tweet von gestern Abend beweist:
Are true sign saying it's time to go home. I think I've got one day left..... pic.twitter.com/EvhX0wmVmO
— Adam Hansen (@HansenAdam) 12. September 2015
Es ist aber nicht die Rekordjagd an und für sich, die Hansen antreibt, immer wieder aufs Velo zu steigen, um drei Wochen lang Tag für Tag an seine Grenzen zu gehen. Denn der Sohn eines Piloten-Ehepaars leidet … unter Flugangst. Je mehr er sich mit der Fliegerei beschäftigt habe, desto bewusster sei ihm geworden, was dabei alles schiefgehen könne, sagte er im Gespräch mit der NZZ.
Also reist Hansen nicht für Eintages-Rennen in der Welt herum, sondern konzentriert sich auf die Grand Tours. Er verbringt lieber mehr Zeit im Sattel als im Flugzeug. Abgesehen von Giro, Tour und Vuelta bestreitet der Australier kaum Rennen. So kommt er immer noch auf mehr Renntage als viele Konkurrenten, die oft von Einsatz zu Einsatz hetzen.
Am Donnerstag war Adam Hansen in der 18. Etappe in der Fluchtgruppe, die den Tagessieg unter sich ausmachte. Er wurde Achter und zeigte, dass er nicht bloss in Spanien ist, um den Rundfahrten-Rekord zu holen. Im letzten Jahr gelang ihm ein Etappensieg, 2013 konnte er ein Teilstück des Giros für sich entscheiden. Es waren die grössten Erfolge von Adam Hansen, der erst als 26-Jähriger Profi wurde und bis dahin als Programmierer arbeitete.
Dennoch gab er schon zu Beginn der Vuelta gegenüber cyclingnews.com zu, dass es sein Hauptziel sei, die Rundfahrt beenden zu können. «Ich achte sehr genau darauf, was ich esse. Und im Rennen bin ich vorsichtiger als sonst, versuche einen Sturz zu vermeiden.» Es seien kleine Dinge, die über das Ausscheiden entschieden.
Heute Abend hat Adam Hansen ein ganz grosses Ding geschafft. Und die 13. erfolgreich bewältigte Grand Tour muss nicht seine letzte sein. Hansen hat im Sommer einen neuen Zweijahresvertrag unterschrieben und er sagt: «Ich werde weitermachen wie bis jetzt. Ein Etappensieg an der Tour de France wäre die Krönung.»