Sechs Radprofis mit Schweizer Pass stehen in diesem Jahr am Start. Im Fokus ist Marc Hirschi, der im Vorjahr mit offensiver Fahrweise und einem Etappensieg aufgefallen ist. Neben dem jungen Berner verdienten sich auch Stefan Bissegger, Stefan Küng, Silvan Dillier, Michael Schär und Reto Hollenstein ein Aufgebot ihrer Teams. Was den Schweizern zuzutrauen ist, erfährst du morgen.
Im vergangenen Jahr triumphierte der erst 22-jährige Tadej Pogacar. Der Slowene überholte im Bergzeitfahren am vorletzten Tag noch seinen Landsmann Primoz Roglic. Dritter wurde der Australier Richie Porte.
Alle drei bewiesen ihre Klasse auch in diesem Jahr wieder. Pogacar gewann die Gesamtwertungen von Tirreno-Adriatico, der UEA-Tour und der Slowenien-Rundfahrt und dazu auch den Frühlings-Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich.
Für Roglic war jenes Rennen Ende April der letzte Wettkampf. Auf die Tour bereitete sich der 31-Jährige in einem längeren Höhentraining vor. Er gewann im Frühling die Baskenland-Rundfahrt und vergab den Gesamtsieg bei Paris-Nizza als Führender am letzten Tag mit Stürzen. Porte gewann die Dauphiné-Rundfahrt. Dazu wurde der 36-jährige Australier Zweiter der Tour de Romandie, hinter Geraint Thomas.
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Tadej Pogacar.
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Primoz Roglic, Geraint Thomas.
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Richard Carapaz, Richie Porte, Miguel Angel Lopez.
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Rigoberto Uran, Enric Mas, Pello Bilbao, Julian Alaphilippe.
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Guillaume Martin, Wilco Kelderman, Damien Gaudu, Tao Geoghegan Hart, Michael Woods.
Die britische Mannschaft Ineos Grenadiers hat gleich drei heisse Eisen im Feuer. Das kann ein Vorteil sein, wenn einer wegen Krise oder Sturz aus der Entscheidung fällt. Das kann auch ein Nachteil sein, wenn kein «Häuptling» für den anderen arbeiten möchte. Thomas gewann die Tour de France 2018, Carapaz 2019 den Giro d'Italia und 2021 die Tour de Suisse, Porte war Tour-Dritter im Vorjahr und ist ehemaliger Gesamtsieger von Tour de Suisse, Paris-Nizza oder der Dauphiné-Rundfahrt. Für den letztjährigen Giro-Gesamtsieger Tao Geoghegan Hart bleibt da wohl nur die Rolle des Edelhelfers.
"We won’t win this Tour by sitting in the wheels. We have the team to make it a racers' race" - Sir Dave Brailsford
— INEOS Grenadiers (@INEOSGrenadiers) June 18, 2021
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Ineos dürfte das stärkste Team haben und erste Herausforderer bleiben «die Gelben» von Jumbo-Visma um Roglic. Aufgerüstet hat UAE-Team Emirates von Pogacar, das sich die Dienste Hirschis gesichert hat. Der Titelverteidiger könnte, wenn es wirklich hart wird, allerdings wie im Vorjahr auf sich alleine gestellt sein; die anderen Captains haben Helfer, die höher einzustufen sind.
My 11th pre Tour chop... This one could take a while✂️ pic.twitter.com/urRMNcV1lD
— Geraint Thomas (@GeraintThomas86) June 22, 2021
Frankreichs Hoffnungen auf den ersten Heimsieg seit Bernard Hinault 1985 waren zuletzt grösser als in diesem Jahr. Vielleicht kann Weltmeister Alaphilippe über sich hinauswachsen, so wie 2019, als er bis wenige Tage vor dem Ziel das Maillot Jaune verteidigte und Fünfter wurde. Groupama-FDJ versucht es dieses Jahr nicht mit dem glücklosen Thibaut Pinot, sondern mit dem 24-jährigen David Gaudu.
Dem vierfachen Tour-Sieger Chris Froome fällt bei Israel Startup-Nation die Rolle des «Quarterbacks im Sattel» zu, die Touchdowns sollen andere erzielen: Michael Woods und Dan Martin. Der Kolumbianer Nairo Quintana, einst Giro- und Vuelta-Sieger und zweifacher Zweiter der Tour de France, scheint seine besten Tage hinter sich zu haben. Das Movistar-Team besitzt den zweifelhaften Ruf, keine vernünftige Teamtaktik zu leben. Ob nun alle für Miguel Angel Lopez fahren oder ob Enric Mas, Marc Soler und Alejandro Valverde lieber ihr eigenes Süppchen kochen?
Die Tour de France 2021 beginnt in der Bretagne. Der erste Träger des gelben Leadertrikots könnte gleich einen prominenten Namen haben: Denn die 1. Etappe endet mit einer drei Kilometer langen und teils 14 Prozent steilen Rampe. Alle Augen werden auf Weltmeister Julian Alaphilippe gerichtet sein und auf andere explosive Fahrer wie Mathieu van der Poel und Wout van Aert. Oder kann gar Marc Hirschi ins Gelbe Trikot schlüpfen?
Die Auftaktetappe wird animiert verlaufen, beinhaltet sie doch sechs kleinere Bergwertungen. Wer sich in der Fluchtgruppe am besten schlägt, kann das gepunktete Trikot des Bergpreisleaders unter Umständen eine Woche lang tragen.
Für reine Sprinter gibt es auch am Sonntag nichts zu holen: Die Etappe endet an der Mûr-de-Bretagne erneut mit einem kurzen, knackigen Anstieg. Apropos Sprinter: Peter Sagan strebt zum bereits achten Mal den Sieg in der Punktewertung an. Mit Spannung wird die Tour-Rückkehr von Mark Cavendish erwartet.
Früh in der Rundfahrt können erste Weichen gestellt werden. Die 27,2 Kilometer lange Strecke zwischen Changé und Laval ist wellig. Zwischen den Favoriten wird es kaum zu wahnsinnig grossen Abständen kommen, aber das Gesamtklassement erhält Konturen.
Zwischen Oyonnax und Le Grand-Bornand stehen erstmals hohe Berge auf dem Programm: Drei Bergwertungen der 1. Kategorie, darunter der Col de la Colombière. Noch dürften alle Favoriten genügend Benzin im Tank haben.
Erneut steht eine Klettertour in den Alpen auf dem Programm. Der Col du Pré ist der erste Hors-Categorie-Anstieg der Rundfahrt, die Etappe endet mit der 21 Kilometer langen Bergankunft in der Skistation Tignes. Da danach ein Ruhetag ansteht, könnte ein Favorit seine Gegner mit einem beherzten Antritt testen.
Der Mont Ventoux zähmte einst selbst Ferdy Kübler. Den kahlen Riesen in der Provence müssen die Fahrer gleich zwei Mal bezwingen: Zunächst von Sault aus, dann geht es hinunter nach Malaucène und von Bédoin aus erneut auf den 1910 Meter hohen Mont Ventoux. Das Etappenziel ist nicht auf dem Berg, sondern nach einer Schussfahrt in Malaucène.
Die Tour de France bleibt in diesem Jahr fast ausschliesslich in Frankreich – diese Pyrenäen-Fahrt bildet die Ausnahme. Über zwei Pässe geht es nach Andorra, wo zwei weitere Anstiege zu bewältigen sind. Der 2408 Meter hohe Port d'Envalira ist dieses Jahr das Dach der Tour und der letzte Berg ist der steile Col de Beixalis – hier werden die Gesamtfavoriten mit Sicherheit nicht geschlossen drüberfahren.
Am Quatorze Juillet feiert Frankreich selbst dann, wenn keiner der Einheimischen gewinnt. Es geht lange sanft bergauf, ehe am Ende drei harte Pässe warten – inklusive Bergankunft auf dem 2215 Meter hohen Col du Portet. Das Podest in Paris dürfte Form annehmen.
Am Etappenziel Luz Ardiden siegten schon ganz grosse Rennfahrer: Miguel Indurain, Lance Armstrong oder Richard Virenque. Vor der Bergankunft steht schon der mythische Col de Tourmalet auf dem Programm. Es ist die letzte Chance für diejenigen Anwärter auf den Gesamtsieg, deren grösste Stärke das Klettern ist.
Die 20. und vorletzte Etappe ist das zweite Einzel-Zeitfahren der «Grande Boucle». Die 31 Kilometer zwischen Libourne und Saint-Émilion sind flach und technisch nicht besonders anspruchsvoll. Grosse Abstände sind nicht zu erwarten, aber wer in den Bergen Sekunden verloren hatte, hat nun die letzte Chance, diese wiedergutzumachen.
Traditionsgemäss endet die Tour de France tags darauf auf den Champs-Élysées in Paris. Während an des Spitze des Gesamtklassements keine Verschiebungen mehr zu erwarten sind, stehen ein letztes Mal die Sprinter im Fokus.
Mit Ausnahme der Zeitfahren erhalten die ersten Drei jeder Etappe eine Zeitgutschrift von zehn, sechs und vier Sekunden.
Diese «Bonifikation» genannte Gutschrift gibt es auch bei den sechs Bergen zu gewinnen, die zur schwierigsten Kategorie («Hors Catégorie») klassifiziert wurden.
SRF und ARD übertragen jeweils die Entscheidung der Etappen live. Von der Start- bis zur Ziellinie begleitet Eurosport die Fahrer durch Frankreich.
(Quellen: letour.fr, procyclingstats.com)
Schöner Bericht insgesamt. Ob allerdings Geraint Thomas wirklich noch so stark ist bezweifle ich ein wenig, lasse mich aber gerne überraschen.