Ramon Zenhäusern gewinnt den letzten Weltcup-Slalom vor den Weltmeisterschaften. Der Walliser setzt sich in Chamonix mehr als eine Sekunde vor dem für Griechenland startenden AJ Ginnis und seinem Landsmann Daniel Yule durch.
In Abwesenheit des am Blinddarm operierten Lucas Braathen, dem nach wie vor Führenden in Disziplinenwertung, profitierte Zenhäusern vom Ausfall des Halbzeitführenden Clément Noël. Wobei ihn der Franzose wohl ohnehin nicht mehr abgefangen hätte. Zenhäusern war von den Spitzenfahrern der einzige, der auf dem unkonventionell ausgesteckten, mit mehreren Vertikal- und Doppeltoren versehenen Kurs an die Laufbestzeit von AJ Ginnis, der grossen Überraschung des Rennens, herankam. Noël lag bei den Zwischenzeiten bereits hinter Zenhäusern. Am Ende setzte sich der Schweizer mit mehr als einer Sekunde Vorsprung vor Ginnis und Daniel Yule durch.
Zenhäuserns Reaktion im Ziel – der Walliser warf seine Stöcke in hohem Bogen in die Luft und streckte die Fäuste in den Himmel – war vielsagend. «Es dauerte ziemlich lange, mehr als zwei Jahre, bis es im Ziel wieder einmal grün aufleuchtete. Das ist ein echter Befreiungsschlag», sagte der 30-Jährige, der nach einer durchwachsenen, von gravierenden Rücken- und Schulterproblemen begleiteten letzten Saison aus dem Nationalkader von Swiss-Ski geflogen war und nun den Anschluss an die Weltspitze in beeindruckender Manier wieder geschafft hat. Die Plätze 14, 21, 12, 8, 9, 7, 2 und 1 veranschaulichen Zenhäuserns Steigerungslauf über die letzten Monate.
Ginnis machte mit seinem nahezu perfekten zweiten Lauf 21 Plätze gut und avancierte zum ersten griechischen Athleten auf einem Weltcup-Podest. Der 28-Jährige kam in Griechenland zur Welt, wurde aber in den USA zum Skirennfahrer und verbrachte ausserdem einen Teil seiner Kindheit in Österreich. Er trainierte auch schon mit dem Schweizer Slalom-Team und fiel dabei keineswegs ab, wie Zenhäusern nach dem Rennen im SRF-Interview schilderte.
Wenige Wimpernschläge hinter Ginnis demonstrierte auch der zweifache Saisonsieger Daniel Yule, dass die Form vor der WM stimmt. Zum ersten Schweizer Doppelsieg im Slalom seit Martial Donnet und Peter Lüscher 1978 in Madonna di Campiglio fehlten vier Hundertstel. Doch auch mit den Plätzen 1 und 3 hat das Ergebnis vom letzten Slalom vor der WM in Courchevel und Méribel Seltenheitswert. Das einzige Mal, dass nach 1978 zwei Schweizer gleichzeitig auf das Slalom-Podest stiegen, war vor zwei Jahren ebenfalls in Chamonix, als Zenhäusern und Simonet die Plätze 2 und 3 belegten.
Dass ihm die Piste «Verte des Houches» von Chamonix liegt, hatte Zenhäusern vor zwei Jahren doppelt bewiesen. Innerhalb von 24 Stunden war der Doppelmeter damals zweimal Zweiter geworden. Nun feierte er seinen dritten Weltcupsieg im Slalom und den fünften insgesamt.
Die weiteren Schweizer folgten mit Luca Aerni und Marc Rochat auf den Plätzen 16 und 17. Das letzte Schweizer Start-Ticket für den WM-Slalom vom 19. Februar dürfte damit an Rochat gehen. Der Waadtländer weist in diesem Winter zwei Top-10-Klassierungen vor, Aerni bloss einen Rang in den ersten 15.
Meillard, der nach dem ersten Lauf von ausserhalb der Top 15 zum Angriff blies, schied durch einen Einfädler aus.
(sda)