Es ist das wohl grösste Comeback in der Geschichte des Ski-Sports: Rekord-Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher kehrt im kommenden Winter auf die Weltcup-Pisten zurück. Der 35-Jährige hatte seine Karriere im Jahr 2019 beendet, nachdem er im Dress der Österreicher zum achten Mal in Serie die grosse Kristallkugel gewonnen hatte.
Und für den erfolgreichsten Ski-Fahrer der Geschichte liess sich der Ski-Weltverband FIS standesgemäss auch eine neue Regelung einfallen. So dürfen Athletinnen und Athleten, die wie Hirscher den Gesamtweltcup, den Disziplinen-Weltcup, WM- oder Olympia-Gold gewonnen haben, nach einer Wettkampf-Pause von zwei bis zehn Jahren eine Wildcard beanspruchen.
Diese erlaubt es Hirscher auch, bei den Rennen im kommenden Winter unabhängig von seiner Position im Gesamt- oder Disziplinen-Weltcup mit der Startnummer 31 zu starten. Gemäss der alten FIS-Regel müsste der neu für die Niederlande startende Hirscher zumindest zu Beginn der Saison rund 30 Positionen weiter hinten starten. Dies sorgt bei Athleten und Trainern für grosse Wut.
So sagt zum Beispiel der Walliser Justin Murisier zum «Blick», dass er Marcel Hirscher persönlich zwar sehr gut möge und ihn die Regelung aufgrund seiner Entwicklung vom Riesenslalom- zum Speed-Spezialisten nur am Rande betreffe, aber: «Ich ärgere mich trotzdem darüber.» Die Vertreter vom internationalen Ski-Verband würden immer wieder betonen, dass die Fairness bei jeder Regel im Mittelpunkt stehen müsse. «Aber für Marcel Hirscher wird jetzt eine Regel verändert, die definitiv nicht fair ist», so der 32-Jährige.
Noch deutlicher wird der Österreicher Christian Leitner. «Das ist eine absolute Frechheit», zitiert die Schweizer Tageszeitung den einstigen Trainer des Finnen Kalle Palander. Leitner betreibt heute in Kitzbühel eine Race Academy und bemängelt: «Diese neue Regel ist eine Ohrfeige für jeden jungen Athleten, der sich den Platz im ersten Drittel der Startliste knallhart erkämpfen muss.» Hirscher hingegen habe alles gewonnen und brauche keine Almosen. «Zumal er ständig betont, dass er nicht mit grossen sportlichen Ambitionen, sondern aus purer Freude in den Rennsport zurückkehren würde.» Leitner hätte es verstanden, wenn Hirscher für ein Rennen eine solche Sondergenehmigung erhalten hätte, «aber sicher nicht für eine ganze Saison».
Für zusätzliches Unverständnis sorgt im Lager der Athleten auch, dass die FIS erklärte, die Regeländerung mit ihnen abgesprochen zu haben. Slalom-Star Daniel Yule sagt jedoch: «Mit mir hat vor dem FIS-Kongress niemand gesprochen. Und wenn ich gefragt worden wäre, hätte ich eher nein zu dieser Wildcard für Altmeister gesagt, obwohl ein Marcel Hirscher unumstritten einen Mehrwert für unseren Sport darstellt.»
Und nicht nur im Schweizer Team sind einige Fahrer unglücklich über den Hirscher-Bonus. So bezichtigt der griechische Slalom-Spezialist AJ Ginnis den Ski-Verband gemäss «Blick» gar der Lüge: «Wenn die FIS sagt, dass das mit den Athleten abgesprochen wurde, ist das nicht die Wahrheit.» So hätte in der Whatsapp-Gruppe sämtlicher Technik-Spezialisten niemand Bescheid gewusst. Der 29-jährige Vize-Weltmeister fühlte sich an die geplante Einführung der Team-Kombination im letzten Jahr erinnert. Auch dort hätte die FIS behauptet, mit den Athleten gesprochen zu haben, obwohl das laut Ginnis nicht passiert sei.
Verteidigt wird die neue Regel für Altmeister hingegen von Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. Er könne aus sportlicher Sicht zwar verstehen, dass die Athleten diese Entscheidung nicht nur positiv betrachten, doch sieht der 55-Jährige auch einen grossen Vorteil für alle: «Wirtschaftlich gesehen stellt die Wildcard für Hirscher für alle Rennfahrer eine Chance dar.» Lehmann zeigt sich sicher, dass die Zuschauerzahlen durch Hirschers Comeback zum Beispiel beim ersten Rennen in Sölden um einige Millionen steigen könnten.»
Murisier akzeptiert diese Begründung nicht: «Ich glaube nicht, dass ich mehr Geld verdienen werde, wenn Marcel Hirscher anstatt mit der Nummer 55 mit der 31 starten wird.» (nih)
Ja und das Geld landet ganz bestimmt bei den Athleten. Die machen das ja alle für den Sport und nicht fürs Geld. Wie die FIFA. Ah Moment.
Es gibt in vielen Sportverbänden Funktionäre, die benehmen sich wie kleine Fürsten. Recht unappetitlich. Korrupt und würden die Grossmutter für einen Fünfliber verhökern. In demokratischen Institutionen wären solche Menschen längst abgewählt.