Jetzt kommen die wichtigsten Rennen: Kitzbühel und dann die WM. Die Österreicher klammern sich daran, oder wie die «Kronen Zeitung» kommentiert: «Schlägt Rot-Weiss-Rot in den Wochen der Wahrheit zu, wird keiner mehr jammern, dass unsere Herren im Nationen-Weltcup hinter der Schweiz und Norwegen aktuell nur Dritter sind.»
Die auflagenstärkste Zeitung Österreichs ist Medienpartner des heimischen Skiverbands ÖSV und widmete der Krise zum Auftakt in die Kitzbühel-Woche eine Doppelseite, auf der zahlreiche Ex-Stars zu erklären versuchten, was derzeit im Skisport alles schiefläuft.
882 Punkte liegen die österreichischen Männer hinter den führenden Schweizern zurück. Bei den Frauen, wo die Österreicherinnen ebenfalls nur auf Rang drei liegen, sind es 696. Für die stolze Skination ist das ein Desaster. Darum blicken nun alle gebannt auf die Highlights, welche die Saison noch retten könnten.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war auch Swiss-Ski in einer ähnlichen Situation. Doch während in der Schweiz reagiert und die Nachwuchsarbeit verbessert wurde – es ist ein Grund, warum Swiss-Ski derzeit auch in der Breite überzeugen kann – hat sich der ÖSV lange auf den Erfolgen von Marcel Hirscher ausgeruht. So sagt etwa der ehemalige Kitzbühel-Sieger Hans Knauss: «Es wurde zu sehr und zu lange nur auf die Top-Leute geschaut. Dadurch fehlt uns jetzt der Unterbau.»
Einige gehen in ihrer Analyse noch weiter. Der österreichische Trainer Christian Mitter, der drei Jahre lang Cheftrainer im ÖSV-Frauenteam war und davor lange die norwegischen Männer betreute und jetzt wieder in Norwegen arbeitet, sagte den «Salzburger Nachrichten»: «Würden wir (die Norweger; die Red.) mit unseren Talenten so umgehen wie der ÖSV, hätten wir in ein paar Jahren kein Team mehr.» In Österreich würden Kinder knallhart und früh aussortiert, weil es nicht an skifahrerischem Nachwuchs mangle, der die Unerwünschten ersetzen könne. Dabei sei Geduld nötig.
Es ist ein Schluss, den auch Swiss-Ski gezogen hatte, als der Verband begann, auf die Krise zu regieren, die sich zum Beispiel in der Saison 2012/13 in den Resultaten spiegelte, als es nach dem Rücktritt von Didier Cuche und dem verletzungsbedingten Ausfall von Beat Feuz bei den Männern nur einen Podestplatz im ganzen Winter gab.
Ganz so schlimm ist es in Österreich zwar nicht, doch geschlechterübergreifend nur zwei Siege und elf Podestplätze sind eine ziemlich überschaubare Ausbeute für ein im Skisport lange so erfolgsverwöhntes Land.
Nach dem überraschenden Rücktritt von Matthias Mayer kurz nach Weihnachten ruht die Hoffnung im Speedteam der Männer und somit für Kitzbühel nun beinahe ausschliesslich auf Vincent Kriechmayr. Und wehe, er liefert nicht: Dann ist die ganz grosse Krise definitiv da und die Kritik wird dann wohl schärfer werden.