Dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gehen die Bewerber aus. Ob wegen Klimawandel oder Kritik aus der Bevölkerung: Immer weniger Länder sind zu einer Kandidatur für Winterspiele bereit.
Sechseinhalb Jahre vor den Olympischen Spielen 2030 weiss die Sportwelt deshalb noch nicht, wo sie sich dann zum Wettstreit treffen wird. Vielleicht wird es nach 1928 und 1948 (jeweils mit St.Moritz) die Schweiz sein.
Swiss Olympic jedenfalls glaubt, dass die Schweiz dazu in der Lage wäre, die Spiele auszurichten. Zu diesem Schluss kommt der Dachverband des Schweizer Sports in einer Machbarkeitsstudie, die am Mittwoch veröffentlicht wurde (hier als PDF). Eine im September durchgeführte repräsentative Umfrage zeigt, dass 67 Prozent der Bevölkerung eine Durchführung Olympischer Spiele in der Schweiz befürworten.
«Die Schweiz hat das Potenzial, das Wissen und die Unterstützung der Bevölkerung, um ab 2030 Olympische und Paralympische Winterspiele nach neuem Konzept durchzuführen», so Swiss Olympic. Die Spiele wären «dezentral, auf bestehenden Anlagen, in allen vier Sprachregionen und weitgehend privatfinanziert». Die Vision des Verbands ist es, dass erstmals nicht eine Stadt zur Host City Olympischer Spiele ernannt wird, sondern ein ganzes Land zum Host Country.
Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd steht Bemühungen um die Durchführung von nachhaltigen Olympischen Winterspielen in der Schweiz grundsätzlich positiv gegenüber. In den vergangenen Jahren habe der Bundesrat ähnliche Bestrebungen ebenfalls befürwortet. Das teilte das Bundesamt für Sport (Baspo) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Der Bundesrat erkannte in einer Durchführung der Olympischen Spiele laut Baspo positive Entwicklungsmöglichkeiten für die Schweiz.
Gemäss Swiss Olympic wird die Schweiz bis zum Ende des Jahrzehnts in 13 der 14 olympischen Wintersportarten über eine «zeitgemässe, moderne Infrastruktur» verfügen. Eine geeignete Wettkampfstätte fehlt einzig im Eisschnelllauf, weshalb man ins nahe Ausland ausweichen müsste.
Es sei im Sinne der Nachhaltigkeit, weder eine fixe noch eine temporäre Anlage zu erstellen, sagte Urs Lehmann, Präsident von Swiss-Ski und Mitglied des Lenkungsauschusses von Swiss Olympic. Lehmann nannte als mögliche Austragungsorte für das Eisschnelllaufen das deutsche Inzell, Heerenveen in der Niederlande und die Infrastruktur der Winterspiele 2026 in Mailand.
Die Eröffnungsfeier soll in Lausanne, wo das IOC seinen Sitz hat, steigen, die Schlussfeier in Bern. Noch nicht bestimmt ist, welche Sportarten im Tessin ausgetragen werden. Lehmann wies darauf hin, dass die Planung noch nicht in Stein gemeisselt sei.
Gemäss der Studie ist es möglich, ein Organisationsbudget, das weitestgehend aus privaten Mitteln generiert wird, in der Höhe von rund 1,5 Milliarden Franken zu generieren. Dies sei auch möglich dank eines Direktbeitrags des IOC in der Höhe von 710 Millionen Franken.
Der Exekutivrat des Sport-Dachverbands beantragt dem Sportparlament, das aus den Delegierten der Sportverbände besteht und am 24. November in Ittigen seine jährliche Versammlung abhalten wird, die Schweizer Olympia-Kandidatur formal zu beschliessen.
Für 2030 haben neben der Schweiz bislang Frankreich und Schweden Interesse signalisiert. Das IOC gab in der vergangenen Woche an der Session im indischen Mumbai zudem bekannt, dass die Winterspiele 2030 und 2034 zusammen vergeben werden. Diese Doppelvergabe soll an der IOC-Session im kommenden Juli in Paris erfolgen. Der Fokus von Swiss Olympic liegt auf der Durchführung 2030. Die Spiele 2034, für die Salt Lake City (USA) als erster Anwärter für den Zuschlag gilt, bleiben als Alternative eine Option.
In jüngerer Vergangenheit hatten Bewerbungen von Sion für die Austragungen 2002 und 2006 bei der IOC-Abstimmung das Nachsehen. Spätere geplante Kandidaturen scheiterten bereits am Nein des Stimmvolks in Bern, Graubünden und im Wallis. (ram/sda)
MMn sind solche großen Veranstaltungen für Länder gedacht, die etwas zu beweisen haben, was in diesem Fall nicht zutrifft.
Persönlich werde ich mich nur schwer damit einverstanden erklären, dass die Schweiz Austragungsort der Olympischen Spiele ist, es sei denn, es wird sichergestellt, dass dies nicht zu einem Verlust für die nationalen Finanzen führt, wie es fast immer der Fall ist. Sie sollten private Sponsoren suchen, die das unternehmerische Risiko übernehmen.