Mit seinem Spiel verzauberte er während über eines Vierteljahrhunderts Menschen rund um den Globus. Er brach Rekorde und wurde zu einer Ikone der Sportgeschichte. So erfolgreich er auf dem Tennisplatz war, so geschickt positionierte sich Roger Federer daneben. 2023, im Jahr nach dem Rücktritt, war er der bestverdienende Tennisspieler der Welt. Auf 95 Millionen Dollar schätzt das Wirtschaftsmagazin «Forbes» die Einkünfte.
Ermöglicht hat Federer das ein über Jahrzehnte gewachsenes Portfolio an Sponsoren, das in der Sportwelt seinesgleichen sucht. Das Geschäft seines Lebens gelang dem 42-Jährigen 2018, als er beim japanischen Ausrüster Uniqlo einen Zehnjahresvertrag unterzeichnete, der ihm 300 Millionen Dollar einbringen soll. Ein Jahr später stieg er mit 50 bis 100 Millionen als Investor und Werbeträger bei On ein. Spätestens 2021, als der Schweizer Laufschuhhersteller an die Börse ging, wurde Federer zum Milliardär.
Nicht weniger euphorisch als On verkündeten Federer und Barilla 2017, dass der Baselbieter globaler Markenbotschafter des italienischen Pasta-Giganten werde. «Roger ist einer der wenigen globalen Superstars. Er steht für Exzellenz, für Aussergewöhnliches», sagte Vizepräsident Paolo Barilla.
Wie Barilla sei Federer «per Definition» eine echte Nummer 1 der Welt. Er verkörpere Werte wie Zuverlässigkeit, Bescheidenheit, Einsatzbereitschaft, Respekt und Leidenschaft. Auch Federer, der einst bekannte, nicht kochen zu können, zeigte sich begeistert: «Die Pasta und die Saucen von Barilla waren schon lange Teil meiner Ernährung», sagte er. Die «langjährige Partnerschaft» fühle sich für ihn deshalb «sehr natürlich» an.
Inzwischen ist klar: Die Liebe ist erkaltet. Federer und Barilla haben sich heimlich getrennt. Der Vertrag ist ausgelaufen, wie der Pasta-Hersteller erst nach mehrfacher Anfrage gegenüber CH Media bestätigt. Nicht einmal wann genau dies der Fall war, will Barilla mitteilen. Einen Fragenkatalog beantwortet die Italiener nur summarisch. Man sei dankbar für Federers grossen «professionellen und menschlichen Beitrag» in den letzten Jahren.
Auf die Bitte, die konkrete Fragen zu beantworten (unter anderem nach den Höhepunkten der Zusammenarbeit und danach, ob eine Absicht bestanden habe, den Vertrag zu verlängern), reagierte Barilla flapsig und schrieb: «Wir haben keine weiteren Kommentare abzugeben. Danke.» Roger Federers Manager Tony Godsick reagierte nicht auf die Fragen.
Möglicherweise erfüllte die Partnerschaft zwischen Barilla und Federer nie die hohen Erwartungen. Letztmals trat er im August 2022, kurz vor seinem Rücktritt, für Barilla in Erscheinung, als er ein altes Versprechen einlöste. 2017 hatte er einem Jungen während der US Open gesagt, noch so lange weiterzuspielen, bis dieser gegen ihn antreten könne. Fünf Jahre später liess Barilla den Jungen nach Zürich einfliegen, wo er auf Federer traf.
Zwar kursieren auf Youtube Kopien des aufwendig inszenierten Kurzfilms mit dem Titel «The Promise» («Das Versprechen»), Barilla selber hat das Original indessen gelöscht, oder auf privat gestellt. Wer nach Spuren der beendeten Partnerschaft mit Federer sucht, wird erst im Jahr 2020 fündig.
Denkbar unglücklich begonnen hatte diese mit dem Werbevideo mit dem Titel «Masters of Pasta», das auf Youtube 22 Millionen Mal angesehen wurde. Federer assistiert darin dem italienischen Spitzenkoch Davide Oldani. Dabei schnetzeln und werkeln die beiden zum weltberühmten Sirtakistück «Zorba's Dance» - und damit zu griechischer Musik. Barilla erklärte die Wahl damit, die Musik repräsentiere die sonnige und fröhliche Atmosphäre am Mittelmeer perfekt. Man wolle die eigene Marke mit dem Geist Italiens und der mediterranen Lebensart in Verbindung setzten.
Federer wird das Ende der Partnerschaft mit Barilla verschmerzen können. Fast wöchentlich demonstriert er, dass er den Wandel von der Sportikone zum Geschäftsmann vollzogen hat. Am Laver Cup in Vancouver lockte er im vergangenen September Coldplay-Sänger Chris Martin ins Stadion, der auf der anderen Strassenseite zwei Konzerte gab. Als er in San Francisco weilte, wo der Laver Cup 2025 stattfindet, besuchte er ein Basketballspiel der Golden State Warriors und warf ein paar Körbe mit Stephen Curry.
Weiter reiste er nach Hollywood an die Oscar-Verleihung, wo er selber wie ein Filmstar auftrat, im weissen Anzug mit Fliege und mit einer eleganten schwarzen Sonnenbrille im Retro-Look. Es war das neu lancierte Federer-Modell der Luxus-Sonnenbrillenmarke Oliver Peoples. Kostenpunkt: 452 oder 502 Dollar, je nach Farbe der Fassung der Gläser.
Wo auch immer Federer auftaucht, fährt er Mercedes, trägt meist Schuhe von On, am Handgelenk eine Rolex und - wenn nicht gerade Anzug, Hemd und Krawatte Hemd gefragt sind - Kleidung von Uniqlo. Noch verkauft sich die Marke Federer wie von selbst. Dafür, dass das so bleibt, zeichnet neuerdings eine Österreicherin mitverantwortlich. Sie arbeitet bei einem im noblen Zürcher Seefeld domizilierten Unternehmen und zieht bei allen fünf im Handelsregister eingetragenen Federer-Firmen die Fäden.
Und damit auch beim jüngsten Spross unter dem Dach der Tenro Holding, der Tenro Investments AG. Zweck: Erwerb, Verkauf und Verwaltung von Beteiligungen an Unternehmen aller Art im In- und Ausland sowie die Durchführung von Finanzgeschäften. Federer arbeitet munter weiter an der Diversifikation seiner Geschäfte. Nudeln gehören nicht mehr dazu. (aargauerzeitung.ch)
Schade.
Es wird ja nicht besser sondern nur teurer. ;-)