International
Naher Osten

1 Jahr seit dem Hamas-Angriff auf Israel – Chronologie der Ereignisse

epa10920409 Blood is seen on the walls of a room inside the Kfar Aza Kibbutz, Israel 15 October 2023. The Kibbutz was the scene of an Hamas attack on 7 October which resulted in the deaths of dozens o ...
Ein Zimmer in einem Haus im Kibbuz Kfar Aza nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023. Bild: keystone

Was geschah nach dem 7. Oktober? Rückblick auf ein schreckliches Jahr

07.10.2024, 09:0307.10.2024, 14:23
Daniel Huber
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Das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 hat nicht nur die israelische Gesellschaft bis ins Mark erschüttert, sondern den ohnehin konfliktreichen Nahen Osten weiter destabilisiert. Das Kalkül der palästinensischen Terrororganisation, die Annäherung zwischen Israel und den arabischen Staaten zu torpedieren und die palästinensische Frage wieder ins Zentrum der politischen Agenda zu rücken, dürfte vorerst aufgegangen sein – zum Preis von Zehntausenden Toten im Gazastreifen.

Seit dem 7. Oktober ist ein Jahr vergangen – ein Jahr, in dem sich die Lage in der Region dramatisch verschärft hat. Mittlerweile ist der Krieg im Gazastreifen selbst in den Hintergrund gerückt; jetzt droht ein umfassender Krieg zwischen den Regionalmächten Israel und Iran. Wie es dazu gekommen ist, zeigt dieser Rückblick.

7. Oktober 2023
Grossangriff der Hamas

Im Morgengrauen des jüdischen Feiertags Simchat Tora startet die islamistische Terrororganisation Hamas, die den Gazastreifen beherrscht, einen Grossangriff auf das umliegende Gebiet in Israel. Mehrere Tausend Raketen werden aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Mehrere tausend Terroristen überwinden zum Teil mit Gleitschirmen die Grenzbefestigungen und töten an einem Musikfestival und in mehreren Ortschaften wahllos Soldaten und vor allem Zivilisten. Manche streamen die bestialische Schlächterei voller Stolz.

Palästinenser mit einem erbeuteten Panzer der israelischen Armee.
Palästinenser mit einem erbeuteten Panzer der israelischen Armee am Vormittag des 7. Oktober.Bild: Keystone

Insgesamt fallen dem Massaker nach israelischen Angaben 1205 Menschen zum Opfer; 251 weitere werden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt und dort zum Teil durch die Strassen paradiert. 97 Geiseln sind derzeit noch in der Gewalt der Hamas – falls sie überhaupt noch am Leben sind. Die völlig überraschte israelische Armee startet die «Operation Eiserne Schwerter», die zunächst die von der Hamas besetzten Ortschaften zurückerobert und Ziele im Gazastreifen bombardiert.

8. Oktober
Hisbollah beginnt mit dem Beschuss Nordisraels

Die schiitische Terrormiliz Hisbollah, die wie die Hamas vom Iran unterstützt wird, beschiesst aus ihren Stellungen im Süden des Libanon das Grenzgebiet im Norden Israels. Die israelische Luftwaffe bombardiert darauf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon. Israel evakuiert Mitte Oktober das unter permanentem Beschuss liegende Grenzgebiet; Zehntausende Einwohner können seither nicht in ihre Wohnorte zurückkehren.

epa10911864 A general view of the wall at the Israeli-Lebanon border, seen from the Dhayra village, southern Lebanon, 10 October 2023. According to Hezbollah, three fighters of the group were killed d ...
Die befestigte Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Bild: keystone

Am Nachmittag verkündet die israelische Regierung offiziell den Kriegszustand.

9. Oktober
Israel riegelt Gazastreifen ab

Israel riegelt den Gazastreifen komplett ab. Die Strom- und Lebensmittellieferungen werden eingestellt und die Wasserversorgung für die rund 2,4 Millionen Einwohner des Gebiets wird gekappt.

Die israelischen Truppen schliessen die Rückeroberung der von Hamas-Kämpfern besetzten Ortschaften ab.

epa11638041 (FILE) - Israeli soldiers walk next to the body of a Hamas militant in Kfar Aza kibbutz, near the border with Gaza, 10 October 2023 (reissued 02 October 2024). Upcoming 07 October 2024, ma ...
Israelische Soldaten am 10. Oktober im Kibbuz Kfar Aza. Bild: keystone

11. Oktober
Notstandskabinett der nationalen Einheit

Die israelische Regierung formiert sich zu einem Notstandskabinett der «nationalen Einheit» um; der Oppositionspolitiker Benny Gantz tritt in die Regierung ein. Zudem wird ein fünfköpfiges Kabinett für das «Krisenmanagement» eingerichtet.

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Premierminister Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Yoav Gallant und Minister ohne Geschäftsbereich Benny Gantz (v.l.) an einer Pressekonferenz.Bild: keystone

13. Oktober
Einwohner sollen Norden des Gazastreifens verlassen

Die israelische Armee fordert die etwa 1,1 Millionen Bewohner des nördlichen Gazastreifens auf, ihre Wohnstätten bis 20 Uhr am selben Tag Richtung Süden auf bestimmten Routen zu verlassen. Hunderttausende folgen dieser Aufforderung.

Karte gazastreifen
Der Gazastreifen ist etwa 40 Kilometer lang und zwischen 6 und 14 Kilometer breit. Im Küstenstreifen wohnten vor dem Krieg rund 2,1 Millionen Menschen. Grafik: ha/t-onlineErstellt mit Datawrapper

Die Wasserversorgung für den Süden des Gazastreifens wird ab dem 15. Oktober wieder hergestellt, die Blockade danach etwas gelockert.

17. Oktober
Explosion beim Al-Ahli-Krankenhaus

Auf dem Gelände des Al-Ahli-Krankenhauses in Gaza-Stadt kommt es zu einer Explosion. Sowohl die Urheberschaft wie die Anzahl der Opfer werden zum Gegenstand einer Kontroverse. Die israelische Armee macht eine fehlgeleitete Rakete der Terrororganisation Islamischer Dschihad für die Explosion verantwortlich, während die Hamas das israelische Militär beschuldigt. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium von Gaza nennt die Zahl von mindestens 471 Toten. US-Geheimdienste schätzen später, dass 100 bis 300 Menschen umgekommen sind. Andere geheimdienstliche Quellen berichten von «eher ein paar Dutzend» Todesopfern.

epa11259986 (FILE) - The scene of destruction at the parking lot of Al-Ahli Hospital after an explosion in Gaza City, northern Gaza Strip, 17 October 2023 (reissued 05 April 2024). On 07 October 2023, ...
Ein Bild der Zerstörung auf dem Parkplatz des Al-Ahli-Krankenhauses. Bild: keystone

21. Oktober
Erster Hilfskonvoi​

Der erste Hilfskonvoi mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe trifft im Gazastreifen ein, nachdem Israel und Ägypten sich über die Öffnung des Grenzübergangs Rafah an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten geeinigt haben. Hunderte von Lastwagen passieren in den Tagen danach die Grenze. Dennoch verschärft sich die Versorgungslage im Küstenstreifen dramatisch.

epaselect epa10928723 Trucks carrying humanitarian aid for the Gaza Strip are parked outside Rafah border gate between Egypt and Gaza, in Rafah, Egypt, 20 October 2023. Guterres said there is need &#0 ...
Lastwagen mit Hilfsgütern am Grenzübergang von Rafah. Bild: keystone

27. Oktober
Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen

Bereits am 26. Oktober dringen israelische Panzer-Einheiten vorübergehend in den Gazastreifen ein. Am nächsten Tag beginnt die erwartete Bodenoffensive der israelischen Truppen, die nun im dicht besiedelten Küstenstreifen vorstossen. Luftangriffe und Artilleriebeschuss treiben die Zahl der Todesopfer, auch von Frauen und Kindern, in die Höhe. Aber auch die israelische Armee muss im Häuserkampf Verluste hinnehmen.

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Israelische Soldaten im Gazastreifen.Bild: keystone

5. November
Gazastreifen in zwei Hälften getrennt​

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben den Gazastreifen entlang des sogenannten Netzarim-Korridors in eine Nord- und Südhälfte geteilt. Zudem sei Gaza-Stadt in der Nordhälfte mittlerweile vollständig eingekreist. Die israelischen Truppen konzentrieren sich auf die Aufspürung und Zerstörung von Tunneln, die der Hamas als Rückzugsbasis und Kommandobunker dienen. Zugleich finden weiterhin unablässige Luftangriffe auf den Nordteil des Küstenstreifens statt.

24. November
Temporäre Waffenruhe

Katar, Ägypten und die USA vermitteln die bisher einzige offizielle Waffenruhe, die am 24. November in Kraft tritt. Die Hamas lässt innerhalb einer Woche 80 Geiseln frei, darunter solche mit doppelter Staatsbürgerschaft. Israel entlässt im Gegenzug 240 Palästinenser aus der Haft. Zusätzlich kommen 25 Geiseln frei, die nicht israelische Staatsbürger sind – die meisten von ihnen Landarbeiter aus Thailand. Die Kämpfe flammen kurz danach wieder auf, nachdem die Hamas Israel erneut mit Raketen beschossen hat.

epa10998447 Palestinian prisoners freed from the Ofer Israeli military prison react as they get greeted by crowds awaiting their return in Beitonia, near Ramallah, West Bank, 28 November 2023. Israel  ...
Aus einem israelischen Militärgefängnis entlassene Palästinenser bei ihrer Ankunft in Beitonia bei Ramallah. Bild: keystone

26. Januar 2024
Internationaler Gerichtshof warnt Israel

Nachdem Südafrika beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag (IGH) Klage eingereicht hat, fordert das Gremium Israel auf, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um beim Vorgehen gegen die Hamas im Gazastreifen einen «Völkermord» zu verhindern. Der IGH fordert Israel jedoch nicht dazu auf, den Militäreinsatz im Gazastreifen zu beenden, wie Südafrika es verlangt hat. Hingegen weist das höchste UNO-Gericht das von Südafrika angestrengte Völkermord-Verfahren nicht wie von der israelischen Regierung beantragt zurück.

epa11366405 Ambassador Vusimuzi Madonsela (R) of South Africa looks on during a ruling by the International Court of Justice (ICJ) on the situation in Rafah, southern Gaza Strip, in the Hague, Netherl ...
Der südafrikanische Botschafter Vusimuzi Madonsela (r.) während einer Sitzung des IGH. Bild: keystone

29. Februar
Hilfskonvoi attackiert

Bei der Verteilung von Hilfsgütern in Gaza-Stadt kommt es zu einer Massenpanik, als israelische Soldaten das Feuer eröffnen. Nach Angaben der Hamas werden 120 Menschen durch die israelische Armee getötet; diese wiederum versichert, die Soldaten hätten auf «eine Gefahr» reagiert und deshalb geschossen. Die meisten Opfer seien von der Menge zertrampelt oder von den Lastwagen überrollt worden.

Ab März beginnen die USA und weitere Länder mit dem Abwurf von Hilfspaketen über dem Gazastreifen.

epa11224217 A handout photo made available by German Armed Forces shows a C-130 of the bi-national German-French squadron 'Rhein/Rhin' drops relief supplies over the Gaza Strip, 16 March 202 ...
Abwurf von Hilfsgütern aus einer Maschine des binationalen deutsch-französischen Geschwaders «Rhein/Rhin» über dem Gazastreifen. Bild: keystone

1. April
Israelische Rakete tötet Helfer

Sieben Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation kommen ums Leben, als ihre Fahrzeuge durch eine israelische Rakete getroffen werden. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu spricht von einem «unbeabsichtigten» Angriff, die Hilfsorganisation von einem «gezielten» Anschlag.

A man displays blood-stained British, Polish, and Australian passports after an Israeli airstrike, in Deir al-Balah, Gaza Strip, Monday, April 1, 2024. Gaza medical officials say an apparent Israeli a ...
Blutverschmierte Pässe von Mitarbeitern der Hilfsorganisation. Bild: keystone

13. April
Erster direkter iranischer Angriff auf Israel

Zum ersten Mal greift der Iran Israel direkt von seinem Staatsgebiet aus an. Während der Nacht feuert die Islamische Republik mehr als 300 Drohnen und Raketen ab; die meisten werden von der israelischen Luftabwehr – mit Unterstützung der westlichen Verbündeten und Jordaniens – noch ausserhalb des israelischen Staatsgebiets abgeschossen. Teheran bezeichnet den Angriff als Vergeltung für die Tötung von sieben hochrangigen iranischen Revolutionsgardisten in der syrischen Hauptstadt Damaskus, die Israel zugeschrieben wird.

epa11306363 A general view of parts of an Iranian ballistic missile discovered by Israeli hikers near the southern city of Arad, Israel, 28 April 2024. Iran's Islamic Revolutionary Guards Corps ( ...
Trümmer einer iranischen ballistischen Rakete bei Arad in der Nähe des Toten Meers. Bild: keystone

Israel schlägt wenige Tage später zurück: Eine Militärbasis nahe bei Isfahan tief im Landesinneren des Iran wird beschossen. Die israelische Reaktion ist jedoch vergleichsweise moderat – ein offener Krieg zwischen den beiden Regionalmächten kommt weder Jerusalem noch Teheran gelegen.

7. Mai
Angriff auf Rafah

Die israelische Armee geht mit «gezielten» Angriffen in der Stadt Rafah vor, die im Süden des Gazastreifens an der ägyptischen Grenze liegt. Ziel der Offensive ist die Zerschlagung der letzten verbliebenen Bataillone der Hamas. Israel fordert rund 100'000 Palästinenser des östlichen Teils von Rafah auf, die Stadt zu verlassen und sich in das nördlich gelegene Al-Mawasi-Lager zu begeben. Damit verschärft sich die ohnehin prekäre Lage der Zivilbevölkerung, die bereits zu einem grossen Teil aus Binnenflüchtlingen besteht.

epa11312274 Israeli soldiers with military vehicles gather at a position on the southern Israeli border with the Gaza Strip, near the Palestinian city of Rafah, 01 May 2024. More than 34,300 Palestini ...
Israelische Panzer vor dem Einmarsch in Rafah.Bild: keystone

Die israelische Armee bringt in der Folge den Grenzübergang nach Ägypten und schliesslich den gesamten Grenzbereich – den sogenannten Philadelphi-Korridor – unter ihre Kontrolle. Sie will damit den Schmuggel von Waffen in den Gazastreifen unterbinden.

Israelische Armee rückt in Rafah ein – die Darstellungen sind unterschiedlich

Video: watson/lucas zollinger

1. Juni
Massenproteste in Israel

Zehntausende von Demonstranten protestieren in Israel gegen die Regierung, der vorgeworfen wird, nichts für die Freilassung der verschleppten Geiseln zu unternehmen. Die Demonstranten – allein in Tel Aviv rund 120'000 Menschen – fordern zudem Neuwahlen. Auch Soldaten der israelischen Armee, welche die israelische Kriegsführung unter anderem als «unmoralisch» kritisieren, nehmen an den Kundgebungen teil.

FILE - People protest against Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu's government and call for the release of hostages held in the Gaza Strip by the Hamas militant group, in Tel Aviv, Israel,  ...
Demonstration in Tel Aviv.Bild: keystone

9. Juni
Gantz tritt aus dem Kriegskabinett aus

Der Politiker der liberalkonservativen Partei Kachol Lavan Chosen LeJisra’el und ehemalige Offizier Benny Gantz, der seit Oktober als Minister ohne Geschäftsbereich dem parteiübergreifenden Kriegskabinett angehörte, verlässt dieses zusammen mit dem ehemaligen Generalstabschef Gadi Eisenkot. Gantz hatte Ministerpräsident Netanjahu zuvor ein Ultimatum gestellt, einen Nachkriegsplan für den Gazastreifen zu präsentieren. Netanjahu liess das Ultimatum verstreichen, ohne einen solchen Plan vorzulegen.

epaselect epa11400589 Israeli War Cabinet Minister Benny Gantz holds a press conference in Ramat Gan, near Tel Aviv, Israel, 09 June 2024. Gantz announced his resignation from Israel's emergency  ...
Minister ohne Geschäftsbereich: Benny Gantz.Bild: keystone

13. Juli
Angriff auf Hamas-Befehlshaber Deif​

Die israelische Luftwaffe führt einen Angriff auf das als «humanitäre Schutzzone» ausgewiesene Gebiet um Al-Mawasi aus. Ziel der Attacke: Mohammed Deif, Befehlshaber des militärischen Flügels der Hamas, und Rafa Salama, Kommandant der Kassam-Brigaden in der Stadt Chan Junis. Nach Angaben der Hamas fordert der Luftangriff 90 Tote und etwa 300 Verletzte. Während der Tod Salamas bestätigt wird, behauptet die Hamas, Deif sei unversehrt geblieben. Die israelischen Streitkräfte geben aber am 1. August bekannt, Deif sei getötet worden.

Palestinians inspect the damage at a site hit by an Israeli bombardment on Khan Younis, southern Gaza Strip, Saturday, July 13, 2024. Israel said it targeted Hamas' shadowy military commander in  ...
Der Ort des Luftangriffs in Chan Junis. Bild: keystone

19. Juli
Huthi-Drohne trifft Tel Aviv

Eine von der Huthi-Miliz im Jemen, 1800 Kilometer von Israel entfernt, abgefeuerte Drohne aus iranischer Produktion explodiert in Tel Aviv. Ein Zivilist stirbt, acht weitere werden verletzt. Die Drohne wurde aufgrund «menschlichen Versagens» nicht abgefangen, erklärt ein israelischer Militärsprecher. Zuvor wurden nahezu sämtliche von den Huthis auf Israel abgefeuerten Geschosse abgefangen. Die Huthis, eine schiitische, mit dem Iran verbündete Miliz, haben seit Beginn des Gazakriegs Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert und zudem die Schifffahrt im Bab El-Mandeb, dem Zugang zum Roten Meer, attackiert. Damit bilden sie eine weitere Front gegen Israel.

epa11492623 A handout screen grab taken from a video released by the Houthis media center on 23 July 2024 to show the 'Jaffa' drone they claim used in attack on Tel Aviv on 19 July 2024. Acc ...
Die «Jaffa»-Drohne der Huthi-Miliz, die beim Angriff auf Tel Aviv eingesetzt worden sein soll. Bild: keystone

Die israelische Luftwaffe führt am 20. Juli einen Vergeltungsangriff auf die von den Huthis kontrollierte jemenitische Hafenstadt Hudaida durch.

27. Juli
Hisbollah-Rakete trifft drusische Kinder

In der überwiegend von Drusen bewohnten Kleinstadt Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen schlägt auf einem Fussballfeld eine Rakete ein, die vermutlich von der Hisbollah abgefeuert wurde. Zwölf Kinder und Jugendliche kommen ums Leben.

Residents rush to help injured children moments after a rocket attack hit a soccer field in the Druze town of Majdal Shams in the Israeli-controlled Golan Heights, Saturday, July 27, 2024. (AP Photo/H ...
Der Fussballplatz in Madschdal Schams nach dem Einschlag der Rakete. Bild: keystone

31. Juli
Hamas-Chef Hanija wird in Teheran getötet

Bei einem Anschlag in Teheran wird Ismail Hanija getötet, der seit 2017 das Hamas-Politbüro leitete. Hanija hielt sich in Teheran auf, um an der Vereidigungszeremonie des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilzunehmen. Die Tötung des bisher ranghöchsten Hamas-Funktionärs ausgerechnet in der iranischen Hauptstadt ist eine Demütigung des Mullah-Regimes.

epa11514422 Iranian women hold pictures of Hamas late political leader Ismail Haniyeh during his funeral procession in Tehran, Iran, 01 August 2024. Haniyeh and one of his bodyguards were targeted and ...
Iranische Frauen mit Porträts von Hanija bei dessen Beerdigung in Teheran. Bild: keystone

Nur einen Tag zuvor hat die israelische Armee zudem in Beirut einen hochrangigen Kommandanten der Hisbollah, Fuad Schukr, bei einem Luftangriff getötet.

12. August
USA erhöhen Militärpräsenz im Nahen Osten

Angesichts eskalierender regionaler Spannungen verstärkt das Pentagon die amerikanische Militärpräsenz im Nahen Osten. Verteidigungsminister Lloyd Austin befiehlt die Verlegung des Atom-U-Boots «USS Georgia» in die Region. Zudem sollen der Flugzeugträger «USS Abraham Lincoln» und seine Begleitschiffe schneller zu der bereits vor Ort befindlichen Flugzeugträgerkampfgruppe um die «USS Theodore Roosevelt» stossen.

August 3, 2024: The US is sending a carrier strike group, a fighter squadron and additional warships to the Middle East as the region braces for an Iranian retaliation to the killing of a senior Hamas ...
Der Flugzeugträger «USS Abraham Lincoln» der Nimitz-Klasse.Bild: www.imago-images.de

Die USA haben derzeit gegen 40'000 Soldatinnen und Soldaten im Nahen Osten stationiert, auf Stützpunkten in Kuwait, Bahrain, Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in weiteren Ländern.

31. August
Sechs tote Geiseln geborgen

Aus Tunneln unter Rafah birgt die israelische Armee die Leichen von sechs israelischen Geiseln, von denen fünf beim Angriff auf das Supernova-Festival entführt wurden. Während die Hamas erklärt, die Geiseln seien bei einem israelischen Luftangriff ums Leben gekommen, zeigen Obduktionen laut israelischen Angaben, dass alle sechs in den Tagen zuvor aus nächster Nähe erschossen wurden.

An Israeli soldier lights candles at the entrance of a tunnel where the military says six Israeli hostages were recently killed by Hamas militants in the southern Gaza Strip on Friday, Sept. 13, 2024. ...
Der Eingang zum Tunnel, in dem die Leichen der Geiseln gefunden wurden. Bild: keystone

17. September
Pager-Explosionen treffen Hisbollah

Bei einem mutmasslich von Israel koordinierten Angriff im Libanon und in Syrien explodieren Pager der Hisbollah; in einer zweiten Welle am folgenden Tag explodieren auch Walkie-Talkies, Smartphones, Radios oder Autobatterien. Nach libanesischen Angaben werden durch die Pager-Detonationen 2750 Menschen verletzt und 31 – darunter drei Kinder – getötet. Der Angriff schwächt die Hisbollah, die diese Geräte eigens angeschafft hat, um mit ihnen zu kommunizieren, ohne dass sie geortet werden können. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah kündigt am 19. September Vergeltung gegen Israel an.

FILE - A Civil Defense first-responder carries a wounded man whose handheld pager exploded at al-Zahraa hospital in Beirut, on Sept. 17, 2024. (AP Photo/Hussein Malla, File)
Ein verletztes Opfer der Pager-Explosionen wird in Beirut ins Spital gebracht. Bild: keystone

27. September
Hisbollah-Führer Nasrallah getötet

Die israelische Luftwaffe fliegt einen massiven Bombenangriff auf südliche Vororte von Beirut und trifft dabei nach eigenen Angaben das Hauptquartier der Hisbollah. Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah kommt dabei ums Leben, daneben auch mehrere hochrangige Hisbollah-Kommandanten. Die Terrormiliz ist mittlerweile nahezu führungslos. Der Tod des vom Iran protegierten langjährigen Hisbollah-Chefs ist eine weitere Demütigung für Teheran.

epa11630873 Smoke rises following Israeli strikes in the Chiyah area in the southern suburbs of Beirut, Lebanon, 28 September 2024. The Israeli army (Tsahal) said on 28 September 2024 on X (formerly T ...
Israelischer Luftangriff auf die südlichen Vororte von Beirut.Bild: keystone

30. September
Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon

Am Abend beginnt die israelische Bodenoffensive im Libanon; mechanisierte Truppen überschreiten die Grenze und dringen in den Süden des Nachbarlandes vor. Ziel der Offensive ist, die Hisbollah aus dem Südlibanon zu vertreiben und zum Rückzug hinter den Litani-Fluss zu zwingen. Damit soll die Rückkehr der aus dem Norden Israels evakuierten rund 60'000 Einwohner in ihre Häuser möglich werden.

epaselect epa11630012 Israeli soldiers man tanks at a gathering point in northern Israel, 28 September 2024. The Israeli army (Tsahal) said on 28 September that military forces continue to strike infr ...
Israelische Panzer an der Grenze zum Libanon. Bild: keystone

1. Oktober
Iran feuert Raketen auf Israel ab​

Nicht einmal 24 Stunden nach dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon attackiert der Iran das Land mit 180 Raketen. Der Angriff gilt als Vergeltung für die Tötung hochrangiger Führungspersonen der mit dem Iran verbündeten Hamas und Hisbollah, darunter Ismail Hanija und Hassan Nasrallah. Wie bereits im April kann die israelische Raketenabwehr, unterstützt von Verbündeten und Jordanien, einen Grossteil der Geschosse eliminieren. Einziges Todesopfer ist ein Palästinenser im Westjordanland. Nach dem Angriff droht der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu dem Iran umgehend mit Vergeltung.

Rockets are launched from Iran streak across the night sky towards Israel, are seen in the West Bank city of Nablus, Tuesday, Oct. 1, 2024. (AP Photo/Majdi Mohammed)
Iranische Raketen am Nachthimmel über dem Westjordanland bei Nablus. Bild: keystone

Verheerende Bilanz

Ein Jahr nach dem 7. Oktober 2023 ist die Lage im Nahen Osten brisant. Nach den Eskalationen der letzten Wochen droht ein umfassender israelisch-iranischer Krieg. Die Hamas im Gazastreifen scheint durch die israelische Offensive stark geschwächt zu sein und hat mehrere wichtige Anführer verloren. Derzeit sieht es aber nicht so aus, als ob die Terrororganisation zerschlagen wäre. Auch die Hisbollah im Libanon musste herbe Schläge einstecken, ist aber nach wie vor in der Lage, Raketen auf Israel abzufeuern. Das iranische Mullah-Regime in Teheran musste zusehen, wie seine verbündeten Milizen, die Hamas und die Hisbollah, von Israel in Bedrängnis gebracht wurden.

epaselect epa11626167 A mass burial of victims killed in Israeli strikes and during Israeli military operations in the Gaza Strip at Khan Younis cemetery in the southern Gaza Strip 26 September 2024.  ...
Im Gazastreifen sind seit dem 7. Oktober 2023 mehr als 41'000 Menschen getötet worden. Bild: keystone

Für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen und mittlerweile auch im Südlibanon haben sich die Terrorangriffe der Hamas beziehungsweise der Hisbollah verheerend ausgewirkt. Im Gazastreifen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mehr als 41'000 Menschen umgekommen, fast 100'000 wurden verletzt. Hunderttausende sind innerhalb des kleinen Küstenstreifens auf der Flucht; Wohnhäuser sind grossflächig zerstört. Die Versorgungslage ist katastrophal, auch wenn sich die Befürchtungen vom Frühjahr, es werde zu einer Hungersnot kommen, nicht bewahrheitet haben. Auch im Libanon sind nun Zehntausende auf der Flucht, und die Zahl der Toten und Verletzten, auch unter der Zivilbevölkerung, steigt schnell an.

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Angriff auf Israel
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Angriff auf Israel
Am Morgen des 7. Oktobers 2023 startete die Terrormiliz Hamas einen grossflächigen Angriff auf zahlreiche Ziele in Israel. Es handelt sich um den grössten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
quelle: keystone / abir sultan
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Iran-Raketen aus Passagierflugzeug zu sehen
Video: watson
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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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felixJongleur
07.10.2024 10:51registriert Dezember 2014
Meines Erachtens haben viele Leute ihre wahre Gesinnung gezeigt als sie schon extrem kurz nach dem Überfall auf Israel sofort mit Rechtfertigungen um die Ecke kamen weshalb dies eine Reaktion sei auf die Apartheid etc. Und wenn dem so ist (und es eine unendlich komplexe Vorgeschichte gibt) - dass dies so unmittelbar geschah zeigt, wie viele Menschen sich über den Angriff der Hamas gefreut haben. Ichhabe es aufgegeben zu meinen, was nun genau richtig oder falsch ist, ich verabscheue Hamas & Co. genau gleich wie radikale Siedler und isr. Rechtsextremisten.
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Grobianismus
07.10.2024 10:32registriert Februar 2022
Weiss nicht, wie es anderen ergeht, aber vor dem Angriff der Hamas war ich fest für einen palästinischen Staat. Inzwischen muss ich sagen, dass bei mir alle Sympathien erloschen sind. Sollen die sich doch die Köpfe dort unten einschlagen, wahrscheinlich ist die einzig friedenbringende Lösung die komplette Annexion der palästinischen, sowie der besetzten Gebiete durch Israel.
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Der Micha
07.10.2024 12:08registriert Februar 2021
Was vieles bei der Diskussion verloren geht ist, dass sowohl die Hisbollah als auch die Hamas eine Terrororganisation ist und diese eines der schlimmsten Blutbäder aller Zeiten angerichtet haben.
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