Wo ich aufgewachsen bin, war die Ankunft der Mauersegler stets das Zeichen für den anstehenden Sommer. Jedes Jahr ungefähr Anfang Mai kehren die Zugvögel aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara zurück und läuten mit ihrem akrobatischen Flug und dem teilweise ziemlich lauten Kreischen den Sommer ein.
In meinem Elternhaus sind die Mauersegler langsam wieder eingetroffen.
Vor zwei Jahren hatte ich einen der am Haus befestigten Nistkästen mit einer Kamera versehen, um das Brüten der Jungtiere beobachten zu können.
In diesem Jahr würde ich diese Live-Kamera gerne mit der watson-Leserschaft teilen. Hier darum gängige Fragen und Antworten zu den Vögeln, der Aufzucht der Jungtiere und der Kamera.
Den Livestream kannst du hier beobachten.
Ich habe diesen Artikel auch unter mauersegler-livestream.ch verlinkt, damit du ihn wieder findest. Es ist gut möglich, dass es zwischenzeitlich zu Unterbrüchen kommt, ich bitte um Verständnis. Ausserdem möchte ich darauf hinweisen, dass es sich um wilde Vögel handelt, die ihr natürliches Verhalten ausleben. Es ist also leider möglich, dass es im Verlauf der Brutsaison unschöne Bilder wie einen toten Jungvogel geben könnte.
Der Mauersegler gehört zur Gattung der Segler. Er ähnelt den Schwalben, ist jedoch nicht mit ihnen verwandt. Er ist ein Zugvogel und migriert jährlich zwischen Winterquartier und Brutort. Dabei kann er auf einer Strecke über 6000 km zurücklegen.
Mauersegler sind vollends auf das Fliegen spezialisiert und verbringen abgesehen von der Brutzeit einen Grossteil ihres Lebens in der Luft. Sie sind auch in der Lage, im Fliegen zu übernachten.
Oft kann man beobachten, dass grössere Gruppen von Mauerseglern abends in grosse Höhen (bis 3000 m) aufsteigen. Früher gab es darum auch die Vermutung, dass die Vögel auf dem Mond übernachten. Heute ist man sich nicht ganz einig, ob dieser Steigflug wirklich nur der Übernachtung dient, da auch morgens ähnliche Steigflüge beobachtet werden können. Sicher ist jedoch, dass viele Vögel in der Luft übernachten. Mauersegler können nur schlecht gehen und sind nur auf sehr ebenem Boden in der Lage, selber zu starten, nicht jedoch im Gras.
Sie ernähren sich von Insekten und Spinnen, welche sie im Fliegen mit ihrem breit geformten Schnabel aus der Luft fangen.
Die Mauersegler leben zumindest für eine Brutsaison als monogames Paar. Meistens brütet das gleiche Paar aber sogar über viele Jahre immer wieder zusammen. Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, aber in unserem Nistkasten ist es vermutlich das dritte Mal, dass dieses Paar brütet.
Das Gelege besteht meistens aus zwei bis drei Eiern. Die Brutzeit hängt von der Witterung ab und liegt ungefähr zwischen 18 und 27 Tagen.
Jungvögel schlüpfen nackt und blind. Die Aufzucht dauert dann wiederum je nach Wetter zwischen 38 und 56 Tagen. Anfangs haben die Jungvögel ein sehr schönes bläuliches Gefieder, je mehr sie wachsen, ähneln sie immer mehr den Eltern, bis sie fast nicht mehr zu unterscheiden sind und es entsprechend im Nistkasten auch sehr eng werden kann.
Sobald die langen Handschwingen völlig ausgebildet sind, gelten die Jungvögel als flügge (meistens Ende Juli bis Anfang August). Sie verbringen dann viel Zeit in einer Art Liegestütz-Position. Man vermutet, dass sie so das Verhältnis von Flügelfläche und Körpergewicht abschätzen können. Sie hören auf, um Futter zu betteln, und verbringen viel Zeit am Flugloch. Sobald sie das perfekte Fluggewicht erreicht haben, fliegen sie schliesslich aus. Meistens verlassen die Eltern das Nest etwas vor den Jungtieren.
Warum ist der Kasten leer?
Besonders am Anfang der Saison, bevor die Eier gelegt werden, verbringen die Eltern noch viel Zeit ausserhalb des Nistkastens. Da die Vögel über Jahre am gleichen Ort brüten, bauen sie auch jede Saison an ihrem Nest weiter und holen entsprechendes Material von draussen.
Das Bild steht still, der Stream läuft nicht.
Die Kamera wurde von mir selber installiert und ist relativ weit weg von meinem Wohnort. Entsprechend ist es auch gut möglich, dass es zu Unterbrüchen im Stream kommt. Ich werde natürlich versuchen, diese möglichst rasch zu beheben, bitte aber um Verständnis, falls es einmal länger dauern sollte.
Was sind das für Insekten?
Nebst kleineren Insekten oder Asseln, die sich manchmal in den Nistkästen befinden, findet man bei vielen Mauerseglern auch Parasiten vor. Verbreitet sind vor allem kleinere Milben und öfter auch die relativ grosse Mauersegler-Lausfliege (siehe Bild). Es handelt sich dabei um einen Parasiten, der vollkommen auf den Mauersegler spezialisiert ist. Sie ernähren sich als Blutsauger von den Mauerseglern und auch von den Jungtieren. In den allermeisten Fällen kommen sowohl Mauersegler als auch Jungtiere dabei aber nicht weiter zu Schaden. Das manchmal etwas gestresst wirkende Putzverhalten der Mauersegler ist nicht unbedingt auf den Parasiten zurückzuführen.
Es ist entsprechend auch nicht ratsam, bei einem Befall mit irgendwelchen Mitteln einzugreifen, eher empfiehlt es sich, den Brutkasten vor der Ankunft der Mauersegler vorsichtig zu reinigen.
Stört dieses Licht die Mauersegler nicht?
Tagsüber wird der Nistkasten durch ein schwaches LED-Licht beleuchtet, dieses ist so abgestimmt, dass es nicht heller ist, als es auch an natürlichen Brutplätzen durch die Sonne sein könnte. Viel wichtiger ist dabei, dass es durch die Lichtquelle zu keiner zusätzlichen Erwärmung im Nistkasten kommt. Dies wäre zum Beispiel möglich, wenn man statt einer LED-Lampe ein Sichtfenster in den Kasten machen würde, durch das die Sonne scheint.
Die Lampe hat einen Sensor und schaltet aus, sobald draussen die Dämmerung eintritt, dann wechselt die Kamera in den Nachtmodus. Hier wird der Nistkasten durch ein abgedimmtes Infrarot-Licht beleuchtet. Die Mauersegler sind, wie wir Menschen auch, nicht in der Lage, Infrarot-Licht wahrzunehmen, und sind somit auch nicht dadurch gestört.
Ist der Nistkasten nicht zu klein?
Der Nistkasten wurde von der Vogelwarte Sempach gekauft und entspricht genau den Bedürfnissen der Mauersegler. Er hat eigens eine enge Öffnung, durch die nur die Mauersegler den Nistkasten besetzen können. Wäre der Kasten auch für Stare oder andere Vögel zugänglich, würden die Mauersegler die bereits brütenden Vögel vertreiben. Durch den Einbau der Kamera wurde der Nistkasten nicht in seiner inneren Grösse verändert.
Es ist ein Ei aus dem Nest gefallen.
Die Mauersegler legen meistens zwischen zwei und drei Eier. Je nach Nahrungsangebot entscheiden die Eltern manchmal selbstständig, ein Ei nicht auszubrüten, und rollen es aus dem Nest. Dies ist ein natürliches Verhalten. Es kann auch vorkommen, dass das Ei kaputt gemacht wird oder ein bereits geschlüpftes Jungtier aus dem Nest geworfen wird. Auch das ist leider manchmal ein natürlicher Teil der Aufzucht.
Die Eltern sind weg.
Bei schlechtem Wetter kommt es oft vor, dass Mauersegler sogenannte Wetterflüge machen. Dabei umfliegen sie ankommende Wetterfronten, um möglichst kurz den starken Regenfällen ausgesetzt zu sein, und suchen Orte mit einem besseren Nahrungsangebot auf. Meistens sind vor allem die noch nicht brütenden einjährigen Vögel auf solchen Flügen. Es kann aber auch vorkommen, dass sich Elternvögel an den Flügen beteiligen und die Jungtiere für mehrere Tage in einem Hungerschlaf im Nest ausharren.