Um Personalkosten zu sparen, missachtet Coop das Arbeitsgesetz und den eigenen Gesamtarbeitsvertrag. Dies deckt der «Kassensturz» in seiner heutigen Sendung auf. (21.05 Uhr, SRF 1)
Ein Beispiel: Metzger Milos P. musste über 50 Stunden in der Woche hinter der Fleischtheke stehen. Während der vergangenen Grill-Saison war es besonders schlimm: «Ich hatte nur am Sonntag frei, die Freitage haben sie mir gestrichen und die Pausen auch», erinnert sich Milos P. an die belastende Zeit.
Möglich wurde dies durch 120 Minusstunden, die der Metzger in den Wochen zuvor angehäuft hatte und die kompensiert werden mussten. «Wenn nichts lief, hat mich der Chef jeweils früher heimgeschickt, oder weniger eingeteilt», so Milos P. So arbeitete er oft statt täglich 8.2 Stunden nur 6 bis 7 Stunden – gegen seinen Willen. Und Milos P. ist offenbar kein Einzelfall.
Für den Grossverteiler eine lohnende Praxis: In Wochen mit wenig Umsatz wird das Verkaufspersonal nach Hause geschickt. In umsatzstarken Zeiten werden die Minusstunden aufgeholt. So wird das Risiko von saisonalen Schwankungen auf das Personal abgeschoben.
Coop-Verkäuferinnen erzählen Kassensturz zudem, wie ihnen der Chef die Pausen einfach streiche. Oft stünden sie von 6 Uhr bis 12 Uhr allein hinter der Fleischtheke oder der Kioskauslage – ohne Pausenablösung. Trotzdem ziehe ihnen Coop die Pause von der Arbeitszeit ab. Auch das: Ein Verstoss gegen das Arbeitsgesetz.
Die oberste Personalchefin hat gegenüber dem «Kassensturz» eingeräumt: «Wir haben den Vorgesetzten verwarnt und uns bei Milos P. entschuldigt.» Gleichzieitg betont sie, dass der allergrösste Teil der Coop-Filialleiter gesetzeskonform mit dem Personal umgeht.
Coop habe in den letzten Tagen interne Untersuchungen durchgeführt, die Probleme beträfen nur knapp 1 Prozent der Angestellten – mit anderen Worten: hunderte Personen. Coop schreibt, man habe einen Massnahmenkatalog verabschiedet, zu dem auch die Streichung von Minusstunden gehöre. (kri)
Sehen Sie den «Kassensturz» hier im Live-Player ab 21.05 Uhr.