Schweiz
Gesellschaft & Politik

Neue Initiative: Jetzt sollen die Schweizer «Vielflieger» gebüsst werden

Passengers are on the way to and from the aeroplanes at Zurich Airport, pictured in Kloten, Switzerland, on July 31, 2014. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Fliegen ist populär wie nie zuvor: Schweizer Flughäfen verzeichnen Rekorde.Bild: KEYSTONE

Die Schweizer lieben das Fliegen – jetzt soll es teurer werden

Die Umweltorganisation Umverkehr bringt die Flugticketabgabe zurück auf die politische Bühne. Mit einer neuen Initiative gegen die «Vielfliegerei» soll klimaschädliches Fliegen teurer werden.
13.11.2025, 05:2313.11.2025, 13:34
Benjamin Rosch / ch media

Es war einer der umstrittensten Punkte aus dem CO2-Gesetz, das die Schweizer Stimmbevölkerung 2021 knapp versenkte: die Flugticketabgabe. Die Idee dahinter ist simpel. Wer aus der Schweiz in die Welt jettet, zahlt abhängig vom Kerosinverbrauch einen Aufpreis. Damit soll dem Klima zuliebe die Lust am Fliegen kleiner werden.

Nun gelangt diese Forderung erneut auf die politische Agenda. Die Umweltorganisation Umverkehr lanciert eine Volksinitiative gegen die «Vielfliegerei» und verschafft der Flugticketabgabe ein Comeback.

«Eigentlich bräuchten wir mehr Klimaschutz, und trotzdem steigt der Flugverkehr in der Schweiz unaufhaltsam an», sagt Co-Präsidentin und Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser. Wolle die Schweiz ihre Klimaziele erreichen, müsse man diese Entwicklung stoppen.

«Denn der Flugverkehr ist für mehr als ein Viertel des Schweizer Klima-Effekts verantwortlich.»

Ryser stört sich an der Ungleichbehandlung zwischen dem öffentlichen Verkehr und der Luftfahrt. Die Bahn müsse Stromsteuern sowie Trassengebühren berappen. «Demgegenüber sind Flugzeuge von einer Kerosinsteuer und der CO-Abgabe befreit.»

Franziska Ryser, Co-Praesidentin umverkehR, Nationalraetin Gruene/SG, spricht waehrend einer Medienkonferenz des Referendumskomitees gegen den "masslosen Autobahn-Ausbau" im Hinblick auf Abs ...
Franziska Ryser: «Beim CO2-Gesetz war die Flugticketabgabe aber nur eine Massnahme unter vielen.»Bild: keystone

Auch darum sei es heute für viele günstiger, einen Wochenendausflug nicht am Bahnhof, sondern am Flughafen zu beginnen. Tatsächlich scheint Flugscham ein Begriff aus dem letzten Jahrzehnt. Seit dem Ende der Pandemie eilen die Deutschschweizer Flughäfen von einem Passagierrekord zum nächsten. «Mit einer Flugticketabgabe wollen wir dies korrigieren», sagt Ryser.

«Diese soll so ausgestaltet sein, dass der Zug konkurrenzfähiger wird.»

Ferienbatzen für eine vierköpfige Familie

Das eingenommene Geld will Ryser grossmehrheitlich an die Bevölkerung auszahlen. Wie, lässt die Initiative offen. «Den genauen Mechanismus muss das Parlament definieren», sagt Ryser.

«Wichtig ist, dass die Menschen deutlich sichtbar eine Gutschrift erhalten, um damit günstiger den öffentlichen Verkehr zu nutzen.»

Eine vierköpfige Familie könne so schnell einmal das nächste Ferienbudget aufstocken.

Dass die Bevölkerung einen ähnlichen Vorschlag schon einmal ablehnte, stellt Ryser nicht in Abrede. «Beim CO2-Gesetz war die Flugticketabgabe aber nur eine Massnahme unter vielen. Umfragen im Nachgang zur Abstimmung zeigten, dass die Flugticketabgabe eine hohe Zustimmung in der Bevölkerung geniesst.»

Ryser bezieht sich damit auf eine repräsentative Befragung des Instituts Gfs Zürich im Auftrag von Umverkehr. In dieser sprachen sich 72 Prozent der Befragten dafür aus, Flugtickets zu verteuern.

Auf die Nachfrage, wie hoch eine Flugticketabgabe ausfallen soll, entschieden sich 42 Prozent der Befragten für die tiefste vorgeschlagene Variante: 30 Franken für einen Kurzstreckenflug, 120 Franken für einen Langstreckenflug. 52 Prozent hingegen würden noch höhere Ticketpreise in Kauf nehmen.

Die geplante Umverkehr-Initiative macht dazu noch keine Angaben. In einem Vorstoss, den Ryser 2022 im Nationalrat einreichte, orientierte sich die Grünen-Nationalrätin aber genau an dieser Grössenordnung: 20 Franken Grundtaxe plus 1 Rappen pro zurückgelegten Flugkilometer. Das würde zu einer Abgabe von 30 Franken für einen Flug innerhalb Europas führen; nach New York würde es 83 Franken und nach Los Angeles 115 Franken ausmachen, rechnete Ryser dem Parlament vor.

Im Parlament stiess Ryser nicht durch

Dieses liess sich allerdings nicht überzeugen. Es folgte dem Antrag von Bundesrat Albert Rösti und wies die Motion zurück. Für den Vorstoss stimmten neben Rysers Grünen die SP sowie vereinzelte Mitglieder aus der GLP und der Mitte.

Umverkehr begibt sich nun auf die Suche nach möglichen Partnern für die Initiative. Es wäre nach dem erfolgreichen Referendum gegen den Autobahnausbau bereits der nächste Abstimmungskampf für den 1992 gegründeten Verein – allerdings erst die zweite nationale Initiative. In der ersten Hälfte des nächsten Jahres will Umverkehr die Unterschriftensammlung starten. (aargauerzeitung.ch)

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227 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raki
13.11.2025 05:48registriert Januar 2024
"20 Rappen pro zurückgelegten Flugkilometer. Das würde zu einer Abgabe von 30 Franken für einen Flug innerhalb Europas führen; nach New York würde es 83 Franken und nach Los Angeles 115 Franken ausmachen" Entweder ist das ein Typo oder Ryser hat es nicht so mit einfachen Rechenaufgaben... ~9500km * 20 Rappen gibt? Na? Kein Wunder ist sie mit den Schwachsinn nicht durchgekommen? Ach ja, nur aus Interesse: Zahlen ausländische Touristen diese Gebühren für den Hinflug und allenfalls Rückflug? Oder ist das mal wieder eine reine "Schweizerabgabe"?
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look-forward
13.11.2025 05:56registriert September 2023
Wenn man den Text so liest hat man den Eindruck, der ÖV bekomme keine Unterstützung.
In Wahrheit bezahlt der Kunde mit seinem Bahnticket in der Schweiz nur 41% der Kosten. Der restliche Teil finanziert die Allgemeinheit mit Subventionen und Zuschüssen aller Art. Zudem werden einzelne Angebote gesondert gefördert: z.B. Nachtzug Malmö pro Zug 45‘000.- Subventionen - oder 100 bis 200.- CHF/Ticket.
Ich finde das politisch sinnvoll und wichtig! Aber bitte nicht lautstark poltern, dass der ÖV generell benachteiligt wird.
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equus asinus
13.11.2025 06:08registriert November 2023
1. @ Redaktion: bitte CO-Gesetz korrigieren (2x)
2. Wenn das kommt, gehe ich davon aus, dass ab ZRH keine Langstrecke mehr abgeboteb wird, aber mehr flüge zu Hubs wie Paris, London, Frankfurt, Amsterdam. Es kann also sein, dass am Schluss mehr CO2 ausgestossen wird. Das kann es ja auch nicht sein.
Wie wäre es mit Flügen ab Basel (Frankreich)?

Mein Hauptproblem: Ein Flug ist schneller verglichen und gebucht als ich eine Preisauskunft für eine Zugverbindung erhalte. Da gibt es einen Ansatz für Verbesserung.
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