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Volkswagen Warnstreik: Über 10'000 Mitarbeiter kämpfen gegen Sparpläne

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VW-Mitarbeitende im Warnstreik
Teilnehmende des Warnstreiks gegen die Sparpläne von VW am Hauptwerk in Wolfsburg.
quelle: keystone / julian stratenschulte
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Wegen Sparplänen: Zehntausend VW-Mitarbeitende streiken

02.12.2024, 13:2902.12.2024, 13:53
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Mit flächendeckenden Warnstreiks bei Volkswagen macht die IG Metall gegen die milliardenschweren Sparpläne des Autobauers mobil. An fast allen deutschen Standorten legten am Vormittag mehr als Zehntausend Mitarbeiter zeitweise die Arbeit nieder.

Tausende zogen mit einem Demonstrationszug durch das Stammwerk und versammelten sich zu einer Kundgebung direkt vor dem Vorstandshochhaus. «Streikbereit! Bundesweit!», skandierten sie in Sprechchören. In Zwickau und Emden versammelten sich die Mitarbeiter zu Kundegebungen vor dem Werkstor, in Braunschweig zogen mehr als Tausend Beschäftigte mit einem Demonstrationszug durch die Stadt.

IG Metall droht mit weiterer Eskalation

Der heutige Ausstand an fast allen Standorten schmerze Volkswagen, sagte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger in Wolfsburg. «Aber das ist nur eine Warnung!» Sollte Volkswagen weiter auf seinen Maximalforderungen bestehen, drohe eine weitere Zuspitzung. «Wer die Belegschaft ignoriert, spielt mit dem Feuer – und wir wissen, wie man Funken in Flammen verwandelt!»

Die nächste Verhandlungsrunde in einer Woche werde hier eine Weichenstellung bringen, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Wenn es sein müsse, «werden wir einen Arbeitskampf durchziehen, der zu Volkswagen passt».

In Zwickau erklärte der dortige IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze: «Wir werden erbittert kämpfen um jeden Arbeitsplatz.» Mit seiner Sparankündigung vor drei Monaten habe der Vorstand den Laden Volkswagen angezündet«. Jetzt »brennt dieser Laden lichterloh".

Warnstreik auf zwei Stunden begrenzt

Die Warnstreiks dauern jeweils rund zwei Stunden und sollen danach in jeder Schicht wiederholt werden. Im Streit um Lohnkürzungen, Werksschliessungen und Stellenabbau erhöht die IG Metall damit den Druck. «Wir wünschen uns diesen Konflikt nicht – aber wir führen ihn, solange der Vorstand nur auf Kürzungen und Entlassungen statt auf Perspektiven setzt», sagte Gröger. «Wenn nötig, wird das einer der härtesten Konflikte, den Volkswagen je gesehen hat.»

Zu möglichen Ausfällen in der Produktion machte Volkswagen zunächst keine Angaben. Man wolle die Auswirkungen so gering wie möglich halten, sagte ein Sprecher. Deswegen habe das Unternehmen gezielt Massnahmen ergriffen, die eine Notversorgung sicherstellten.

In dem Konflikt geht es um die Bezahlung der rund 120'000 Beschäftigten in den Werken der Volkswagen AG, wo ein eigener Haustarif gilt. Hinzu kommen mehr als 10'000 Mitarbeiter bei VW Sachsen, für die 2021 eine Angleichung an den Haustarif vereinbart wurde. VW fordert wegen der schwierigen Lage des Konzerns zehn Prozent Lohnkürzung. Zudem stehen Werksschliessungen und betriebsbedingte Kündigungen im Raum. Die IG Metall will das verhindern und fordert stattdessen eine Zukunft für alle Standorte – ohne Werksschliessungen und betriebsbedingte Kündigungen.

VW lehnt IG-Metall-Vorschlag ab

VW hatte zuvor erklärt, man respektiere das Recht der Mitarbeiter auf Warnstreiks und setze weiter auf eine einvernehmliche Lösung mit der Arbeitnehmerseite. In der Sache zeigte sich der Konzern aber hart: Ein Gegenkonzept von IG Metall und Betriebsrat für Einsparungen ohne Entlassung und Werksschliessung hatte VW erst am Freitag als unzureichend abgelehnt.

VW begründet die Einschnitte mit hohen Kosten und einer geringen Auslastung. Angesichts der schwachen Nachfrage nach Neuwagen müsse VW seine Sparbemühungen verstärken. Laut Markenchef Thomas Schäfer werde man dabei um Werksschliessungen wohl nicht umhin kommen.

Erst am Wochenende war bei Europas grösstem Autobauer die Friedenspflicht ausgelaufen, in der Arbeitskämpfe nicht erlaubt waren. Bei Volkswagen ist es der grösste Ausstand seit Jahren. Flächendeckende Warnstreiks an allen grossen Werken in Westdeutschland gab es zuletzt 2018. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich damals mehr als 50'000 Beschäftigte. (sda/awp/dpa/thw)

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