Die Swisscom hat ihre Milliardenübernahme in Italien festgezurrt. Der grösste Schweizer Telekomkonzern hat den Kaufvertrag für Vodafone Italien unterschrieben. Für den Mobilfunker legt die Swisscom 8 Milliarden Euro auf den Tisch.
Vodafone Italien solle mit der Mailänder Swisscom-Tochter Fastweb zusammengelegt werden, teilte der «blaue Riese» am Freitag in einem Communiqué mit. Dadurch entsteht der zweitgrösste Telekomanbieter Italiens hinter dem Platzhirsch TIM mit einem kombinierten Umsatz von 7,3 Milliarden Euro und einem kombinierten Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) nach Leasing von 2,4 Milliarden Euro.
Der Deal war bereits Ende Februar angekündigt worden.
Vodafone Italien und Fastweb ergänzen sich gut: Während Fastweb ein Breitbandnetz hat, steuert Vodafone Italien ein Mobilfunknetz bei. Damit können die beiden Unternehmen ihre jeweiligen Schwächen auf dem italienischen Telekommarkt beheben und Kosten sparen. Denn bisher musste Fastweb für seine Mobilfunkkunden Kapazitäten bei anderen Mobilfunkanbietern dazumieten.
Neu werden die Handykunden von Fastweb mit dem Vodafone-Mobilfunknetz in Italien telefonieren. Damit kann das gemeinsame Unternehmen den Kunden Bündelangebote aus Festnetz und Mobilfunk anbieten. Mit dem Zusammenschluss von Fastweb und Vodafone Italien würden Synergien von 600 Millionen Euro pro Jahr erwartet, hiess es.
Die Übernahme führe zu einem deutlichen Wertzuwachs. Dies wird die Swisscom-Aktionäre, und damit vor allem die Bundeskasse, freuen: Der Schweizer Telekomkonzern will die Dividende von bisher 22 Franken auf 26 Franken ab dem Jahre 2026 erhöhen. Man peile eine weitere Steigerung der Dividende in den folgenden Jahren an, hiess es weiter.
Die Übernahme werde vollständig fremdfinanziert, wodurch der Verschuldungsgrad der Swisscom zum Jahresende 2025 auf 2,6x Nettoverschuldung zum EBITDA ansteige. Gleichzeitig werde die starke Bilanz beibehalten. Die «Swisscom geht davon aus, das Unternehmensrating von ‹A› beibehalten zu können», schrieb der Konzern.
Der Deal soll voraussichtlich im ersten Quartal 2025 abgeschlossen werden, wenn die Regulatoren zustimmen. Eine Zustimmung der Swisscom-Aktionäre ist dagegen nicht erforderlich.
In der Politik hatte es in der letzten Zeit Kritik am Deal gegeben. Dennoch habe der Verwaltungsrat die Transaktion einstimmig genehmigt, hiess es. Damit hat auch der Vertreter des Bundes grünes Licht für den Milliardenkauf gegeben.
Verwaltungsratspräsident Michael Rechsteiner erklärte:
Und mit Italien ist noch nicht Schluss: Die Swisscom und Vodafone Group prüfen auch eine engere Geschäftsbeziehung. Dabei geht es insbesondere um eine mögliche Zusammenarbeit – auch über Italien hinaus – in verschiedenen Bereichen wie IoT (Internet der Dinge), Unternehmensdienste, Beschaffung, betriebliche «Shared Services» und Roaming.
Die Schweizer Volkspartei (SVP) stört sich daran, dass die Swisscom als staatsnahes Unternehmen in Italien expandiert. Mit einem am 13. März eingereichten parlamentarischen Vorstoss wollte die SVP-Fraktion die Vodafone-Übernahme angeblich noch verhindern.
Im Motions-Text heisst es zur Begründung:
Die Swisscom habe bereits «eine Reihe verlustreicher Auslandgeschäfte mit Milliardenabschreibern hinter sich», rufen die SVP-Parlamentarier in Erinnerung. Erwähnt werden Ungarn, Indien, Malaysia, Deutschland und Italien.
Der Bundesrat hat die Übernahme von Vodafone Italia durch die Swisscom «zur Kenntnis genommen». Das Unternehmen, dessen Mehrheitsaktionär der Bund ist, habe dabei alle «risikominimierenden Bedingungen erfüllt».
Der Bundesrat sei «frühzeitig über die Kaufabsicht informiert» worden, teilte dieser am Freitag mit. Die Übernahme stehe seinen strategischen Zielen nicht entgegen.
Eine der wichtigsten Erwartungen des Bundesrates sei, dass das italienische und das schweizerische Geschäft organisatorisch und strukturell getrennt blieben. Swisscom dürfe auch weiterhin keine Grundversorgungsaufträge im Ausland übernehmen, hiess es.
Für die Swisscom bedeute die Übernahme eine «Konsolidierung» ihrer italienischen Tochtergesellschaft Fastweb, die sie mit Vodafone Italia fusionieren wolle. Der Entscheid zur Transaktion liege in der Kompetenz und Verantwortung des Swisscom-Verwaltungsrates.
Unabhängig davon will der Bundesrat im Verlauf dieses Jahres Fragen zur Privatisierung oder Teilprivatisierung klären. Dies sei in den Corporate-Governance-Leitsätzen des Bundes vorgesehen.
(dsc/awp/sda)
Ein kurzer Blick in die Jahresberichte der Swisscom zeigt, dass die Fastweb seit Jahren für den grössten Teil des Swisscom-Gewinnes sorgt. Fasten finanziert das defizitäre Schweizer Telco-Geschäft quer.
Man kann schon die Frage stellen, was ein Unternehmen das zu 51% in Staatsbesitz ist, im Ausland zu suchen hat.
Aber finanziell ist die Auslandsbeteiligung der Swisscom positiv - und sorgt für die Dividende die dann - eben - an Bund und Kantone geht.