In der Wirtschaft gilt: Wer einen Trend verschläft und das nötige Kleingeld besitzt, macht seinen Nachteil durch den Zukauf anderer Unternehmungen wett. Besonders gut lässt sich dies anhand der schnelllebigen Tech-Branche beobachten: Google und Microsoft haben lang gezögert, bis sie über die Zukäufe von Motorola und Nokia selbst in der Lage waren, Smartphones zu entwickeln. Facebook wurde durch den Erfolg von WhatsApp und Instagram wachgerüttelt, die immer mehr junge Nutzer an sich ziehen. Apple hat sich so lange an das Download-Modell von iTunes geklammert, bis boomende Streaming-Anbieter wie Spotify und sinkende Download-Zahlen eine Reaktion erforderten.
Apple schnappte sich daher jüngst den Musikstreaming- und Köpfhörer-Anbieter Beats für 2,7 Milliarden Franken.
Facebook legte fast eine Milliarde Franken für die Foto-Sharing-App Instagram, 1,8 Milliarden für die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift und satte 17 Milliarden für den Smartphone-Messenger WhatsApp auf den Tisch.
Microsoft bezahlte rund 7,7 Milliarden für Skype und 6,5 Milliarden für die Handy-Sparte von Nokia. Google schliesslich übernahm für 10 Milliarden Franken den Handy-Pionier Motorola Mobility und für 2,9 Milliarden den Thermostat- und Rauchmelderhersteller Nest Labs.
Dies sind nur die prominentesten Zukäufe der grossen Vier, die fast im Wochentakt und meist von der Öffentlichkeit unbemerkt kleinere Übernahmen tätigen.
Eine weitere Konstante in der Wirtschaft: Firmengründer, CEOs, Manager, Berater und Banken sahnen bei den Übernahmen ab, die Zeche bezahlen die Mitarbeiter der aufgekauften Firmen, die keine Aktien besitzen. Ein paar Beispiele gefällig?
WhatsApp-Chef Jan Koum ist nach dem Verkauf seiner Chat-App an Mark Zuckerbergs Facebook rund 6 Milliarden Franken schwer.
Instagram-Gründer Kevin Systrom war nach dem Verkauf seiner Foto-App an Facebook über Nacht 360 Millionen Franken reicher.
Der iPod-Erfinder und Nest-Labs-Gründer Tony Fadell hat nach dem Verkauf seiner Rauchmelder-Firma an Google über 700 Millionen Franken auf dem Konto.
Der Verkauf der schlingernden Handy-Sparte an Microsoft hat dem glücklosen Ex-Nokia-Chef Stephen Elop fast 30 Millionen Franken eingebracht.
Noch besser lief es für den ebenfalls erfolglosen Motorola-Chef Sanjay Jha. Er strich nach der Übernahme durch Google über 12 Millionen Franken ein und erhielt ein Aktienpaket im Wert von knapp 50 Millionen Franken.
Die grossen Tech-Konzerne haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten Zehntausende Jobs geschaffen. Nach Firmenkäufen fallen wegen Doppelspurigkeiten aber auch regelmässig Stellen weg: Nach der Motorola-Übernahme kündigte Google an, 20 Prozent der Motorola-Mitarbeiter zu entlassen. Schliesslich wurden mindestens 6200 Angestellte vor die Tür gestellt, bevor die Tochterfirma Anfang 2014 an den chinesischen Tech-Giganten Lenovo weiterverkauft worden ist.
Microsoft kündigte unlängst die grösste Entlassungswelle seiner Firmengeschichte an. Als Erste gehen müssen 12'500 Mitarbeiter, die Microsoft übernommen hatte, als es Nokias Handysparte schluckte. Das ist gut die Hälfte aller Nokia-Leute, die Ende 2013 bei Microsoft gelandet waren. Insgesamt fallen 14 Prozent, respektive 18'000 Stellen bei Microsoft weg.
Ungemach droht auch den Beats-Angestellten, die nun bei Apple auf der Lohnliste stehen. Apple habe bestätigt, dass rund 200 der 700 Beats-Angestellten ihre Stelle verlieren werden, berichtete das Techportal Mashable. Dies entspricht 29 Prozent der Beats-Crew. Apple hat inzwischen bestätigt, dass eine grosse Zahl der Beats-Stellen in den nächsten Monaten auf der Kippe steht.