Wirtschaft
Digital

Tesla-Geschäftsbericht überrascht die Anleger – Aktie stürzt erneut ab

FILE - In this Dec. 3, 2018 photo, robots at the Tesla Gigafactory help assemble battery cells from Panasonic into battery packs for Tesla's Model 3 sedan and other products in Reno, Nev. Tesla s ...
Blick in die Tesla Gigafactory.Bild: AP

Tesla-Geschäftsbericht überrascht die Anleger – doch das ist keine gute Nachricht

24.07.2019, 23:5225.07.2019, 09:45
Mehr «Wirtschaft»

Hohe Kosten für Produktion und Auslieferung des Hoffnungsträgers Model 3 haben den Elektroautobauer Tesla im zweiten Quartal überraschend tief in die roten Zahlen gebracht. Zwar drückte Tesla den Verlust im Jahresvergleich von 717,5 auf 408,3 Millionen Dollar. Doch damit wurden die Erwartungen der Wall-Street-Analysten trotzdem weit verfehlt.

Bei Anlegern kam der Geschäftsbericht überhaupt nicht gut an: Die Aktie stürzte im nachbörslichen Handel am Mittwoch um mehr als zehn Prozent ab. Seit Jahresbeginn ist der Kurs bereits um über 20 Prozent gefallen, obwohl es zuletzt eigentlich eine Weile wieder ziemlich steil bergauf gegangen war.

Tesla hatte die Börse zwar auf rote Zahlen eingestellt, doch mit so viel Verlust war nicht gerechnet worden. Auch der Umsatz konnte die Prognosen der Analysten nicht erfüllen – trotz eines starken Anstiegs um fast 60 Prozent im Jahresvergleich auf 6,4 Milliarden Dollar. Das Unternehmen kurbelt sein Geschäft mit dem ersten günstigeren E-Auto Model 3 seit einiger Zeit massiv an, was jedoch viel Geld kostet.

Das Auslieferungsziel von 360'000 bis 400'000 Fahrzeugen im Gesamtjahr 2019 bestätigte Tesla, obwohl dies trotz eines Rekordwerts im zweiten Quartal sehr ambitioniert erscheint. «Wir arbeiten daran, unsere Auslieferungen zu erhöhen», schrieb Firmenchef Musk in einem Brief an die Aktionäre. In den ersten sechs Monaten hat Tesla lediglich knapp 160'000 Fahrzeuge an die Kundschaft gebracht, vor allem zu Jahresbeginn gab es grosse logistische Schwierigkeiten bei den ersten Lieferungen des Model 3 nach Europa und China.

Bild
Quelle: Tesla / Grafik: The Verge

Tesla-Chef Elon Musk hatte Ende vergangenen Jahres die lange Durststrecke mit zum Teil sehr hohen Verlusten für beendet erklärt – doch der Konzern rutschte danach wieder in die roten Zahlen ab. Nun bereitete er Anleger auf weitere schwierige Quartale im kommenden Jahr vor. Im aktuellen Vierteljahr könne es eine «schwarze Null» geben, im Schlussquartal rechne man mit einem Gewinn. Die ersten beiden Quartale 2020 würden dann «hart», bevor die zweite Jahreshälfte «unglaublich» sein werde, prognostizierte der Tech-Milliardär. Tesla bereitet sich für den Anlauf der Produktion des nächsten Fahrzeugs vor – des Kompakt-SUV Model Y, das auf der 3er-Reihe basiert. Bisherige Produktionsstarts bei Tesla waren schwierig und teuer.

FILE - In this March 14, 2019, file photo Tesla CEO Elon Musk speaks before unveiling the Model Y at Tesla's design studio in Hawthorne, Calif. Musk says in an internal memo that Tesla has enough ...
Hat gerade wenig zu lachen: Elon Musk. Bild: AP

Musk wies abermals Zweifel an der Nachfrage bei Elektroautos zurück. Er sehe Potenzial für eine weltweite Produktion von 15'000 Model 3 pro Woche, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Zunächst einmal sei das Ziel, die wöchentliche Fertigung auf rund 8500 Fahrzeuge des Model 3 und rund 1500 Wagen der älteren und teureren Modelle S und X hochzufahren.

Der Absatzrückgang bei den lukrativeren Reihen S und X in diesem Jahr trägt zu den roten Zahlen bei. Eine Vermutung von Analysten ist, dass das Model 3 potenzielle Käufer der grösseren Tesla-Modelle auf sich zieht. Musk sagte, das Tesla-Management sei selbst nicht sicher, ob das passiere. Er mutmasste, vielleicht warteten Interessenten auch nur auf eine mögliche Auffrischung der Fahrzeuge – die aber nicht geplant sei. Gemessen an den Stückzahlen seien ohnehin Model 3 und Model Y die Zukunft.

epa05243588 An undated handout photo made available by Tesla late 31 March 2016 shows the Tesla Model 3 electric car that was unveiled in Hawthorne, California, USA, 31 March 2016. According to Tesla, ...
Tesla Model 3.Bild: EPA/TESLA

Platz für die Produktion des Model Y im kalifornischen Stammwerk Fremont solle unter anderem durch den Abbau von Lagerplatz bei Bauteilen der S- und X-Modelle freigemacht werden, sagte Musk. Tesla hatte eine Fertigungslinie des Model 3 bereits in ein grosses Zelt auf dem Hof verlagern müssen, weil die Fabrikfläche komplett ausgefüllt war.

In der Telefonkonferenz sagte Musk auch, dass Kunden in der EU aus regulatorischen Gründen länger als im Rest der Welt auf ein grosses Update des Assistenzsystems Autopilot mit einigen Funktionen zum automatisierten Fahren werden warten müssen. Nähere Details dazu gab es zunächst nicht.

Der langjährige Technik-Chef JB Straubel wird sich auf eine Berater-Position zurückziehen, gab Tesla ausserdem bekannt. In den vergangenen Monaten hatten diverse ranghohe Manager das Unternehmen verlassen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Tesla präsentiert E-Brummi auf Steroiden
1 / 13
Tesla präsentiert E-Brummi auf Steroiden
Der feuchte Traum jedes Brummifahrers?
quelle: tesla
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das ist Elon Musk, einer der erfolgreichsten Unternehmer
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
AfterEightUmViertelVorAchtEsser___________________
25.07.2019 08:37registriert August 2017
Man kann von Tesla halten was man will. Aber Fakt ist, Tesla hat die Elekromobilität aus dem Birkenstock-Mief herausgeholt, und davon profitieren alle E-Hersteller.
20032
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ökonometriker
25.07.2019 08:13registriert Januar 2017
Nun ja, einen Milliardenkonzern aus dem Nichts zu schaffen kostet im kapitalintensiven Industriebereich eben Milliarden. Das sagt eher etwas über die Produktionstechnologie als über die produzierte Technologie aus. Der wachsende Umsatz lässt aber vermuten, dass die Nachfrage da wäre.

Die interessantere Fragen für Investoren lautet: Wie hoch wird die Gewinnmarge sein? Das entscheidet langfristig über den Wert der Aktie.
10412
Melden
Zum Kommentar
avatar
Markus97
25.07.2019 09:09registriert August 2018
Meiner Meinung nach ist Tesla technisch sehr stark, logistisch aber eine absolute Katastrophe. Wenn man ein Auto für den Massenmarkt herstellt ist jedoch 80-90% des Know-Hows in der Logistik. Stichwort Just in Time, niemals stillstehende Fliessbänder etc. Es gibt 100e Autobauer welche ausgezeichnete Kleinserien herstellen, aber nur wenige Riesen. Wenn Tesla einer werden will müssen dringend die Prioritäten geändert werden. Diese ständigen Neu-ankündigungen und entwicklungen, machen alles nur noch schlimmer. Das sage ich übrigens als grosser Fan der Firma, der sich jedoch grosse Sorgen macht.
5313
Melden
Zum Kommentar
38
Immer neue Ölfelder: Wie die Produzenten eine Vervierfachung anstreben
Die Produzenten fossiler Brennstoffe weltweit sind gerade auf dem besten Weg, die Menge des geförderten Öls und Gases massiv aufzustocken. Besonders die USA genehmigen immer mehr entsprechende Projekte, wie ein neuer Bericht zeigt.

Will die Welt das 1,5-Grad-Ziel, das sie sich selbst gesetzt hat, einhalten, darf es keine neue Öl- und Gas-Infrastruktur geben. Zu diesem Schluss kam die Internationale Energieagentur (IEA) im Jahr 2021. Das Überschreiten dieser Schwelle, auf die sich die Regierungen im Pariser Klimaabkommen geeinigt haben, wird zu immer drastischeren Auswirkungen wie Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren und mehr führen, warnt die Wissenschaft.

Zur Story