Melvin Capital, der Hedge-Fonds, der mit einer enormen Short-Position gegen den Videospiele-Händler GameStop die Amateurtrader und Trading-Foren gegen sich aufgebracht hat, muss seine Geschäftstätigkeit bis Ende Jahr einstellen. Der mit einem Startkapital von 12,5 Milliarden gestartete Fonds ist auf 7,8 Milliarden geschrumpft. Wie Bloomberg berichtete, wurde das den Investoren in einem Schreiben von Fonds-Verwalter Gabe Plotkin mitgeteilt. Der einst gefeierte Star der Wallstreet will sich zurückziehen: Er habe realisiert, dass er kein externes Kapital mehr verwalten sollte.
An den Börsen war der Krieg zwischen Amateurtradern und Melvin Capital die grosse David-gegen-Goliath-Story der letzten Jahrzehnte. Hedge-Fonds, allen voran Melvin Capital, «shorteten» die Aktie des Videospiele-Händlers GameStop. Will heissen: Melvin Capital wettete mit Leerverkäufen auf sinkende Preise der Aktie. Die Überlegung war einfach: GameStop hatte den aufkommenden Onlinehandel komplett verschlafen und weiterhin auf ein enormes Filialnetz gesetzt. Dutzende GameStop-Ableger mussten aufgrund tiefroter Zahlen schliessen. Ein Kursfall war nur logisch.
Doch Melvin Capital hatte die Rechnung nicht mit den Amateur-Tradern gemacht.
Für viele Amerikaner ist GameStop mehr als einfach nur eine Firma. Es ist das nostalgisch verklärte Portal zurück in die Jugend. Melvin Capital hingegen verkörpert die «böse Wallstreet». Und deshalb wurde es in gewissen Trader-Kreisen zu einem Sport, immer mehr GameStop-Aktien zu erwerben.
Die organisierten Zukäufe, ein vielversprechender Personal-Wechsel an der Spitze und zu viele Short-Positionen (mehr als ausgegeben Aktien) sorgten in der Folge für einen sogenannten Short Squeeze. So nennt man eine Kettenreaktion, die den Preis einer Aktie immer höher treibt. Weil die Shorter ihre Leer-Positionen füllen müssen, begünstigen sie den Preisanstieg gar noch. Melvin Capital verlor dabei rund sechs Milliarden und benötigte Finanzspritzen anderer Hedge-Fonds.
Danach wurde es stiller um Melvin und für eine kurze Zeit sah es sogar danach aus, als könnte sich der Hedgefonds erholen. Doch die jüngsten Kursstürze an den Börsen hinterlassen auch im Portfolio von Melvin Capital ihre Spuren – und sorgen nun für seine endgültige Liquidation.
(tog)
Vor allem waren es garantiert nicht nur die Amateure. Die Idee ja, aber da sprangen früh genug auch andere Grosse mit auf den Zug.
Die Regulierungen die institutionalisiertes Investment fördern und privates Investment ausbremsen haben das exponentielle Verhalten nur noch mehr gefördert. Dies aus dem Grund, dass eine gewisse Frustration in der ganzen Aktion mit ein verbunden wurde.