Der Schweizer Online-Detailhandel kämpft gegen starke Konkurrenz aus dem Ausland. Vor allem chinesische Billiganbieter wie Temu und Shein «stehlen» den hiesigen Shops inzwischen viel Geschäft. Nach Schätzungen von Bernhard Egger, Geschäftsführer des Handelsverbands Schweiz, haben sich die ausländischen Händler rund 1 Milliarde Umsatz pro Jahr geschnappt.
«Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Gegenwert oft höher wäre, liegen wir bei bis zu 3 Milliarden Franken, die dem Schweizer Handel damit fehlen», erklärte er am Donnerstag am Retail Forum am Flughafen Zürich. Er sieht die Billig-Konkurrenz, vor allem aus China, denn auch als echte Gefahr für Schweizer Händler.
Allerdings vor allem für diejenigen, die selbst im Handel mit günstigen und sehr günstigen Kleidern tätig sind. «Für Firmen, die ein höherpreisiges Segment mit besserer Qualität haben, werden diese Anbieter weniger zur Konkurrenz.»
Für das nächste Jahr sagt Egger dem Schweizer Onlinehandel ein «smartes» Wachstum voraus und verweist auf das Onlinehandels-Plus von rund 10 Prozent in den letzten vier Jahren. Händler müssten sich aber auf Veränderungen in ihren Verkaufskanälen einstellen.
Social Commerce, also der Verkauf über soziale Medien, wird laut Egger immer wichtiger. «TikTok wird das neue Amazon», sagte er. So biete der chinesische Social-Media-Konzern inzwischen die gesamte Abwicklung für Onlinehändler an, von der Bestellung über die Bezahlung bis zur Logistik.
Aktuell macht der Social Commerce laut Egger etwa 10 bis 15 Prozent des Onlinehandels in der Schweiz aus. «Wir gehen aber davon aus, dass sich das auf rund ein Viertel erhöhen wird. Dieses Thema wird uns darum noch sehr umtreiben», so Egger.
Ausserdem bleibe das Thema des hybriden Einkaufens bedeutend. Die häufige Annahme, dass hybrides Shopping – also eine Mischung zwischen Online- und Analogeinkaufen – dazu führt, dass Menschen sich die Ware im Laden ansehen und sie dann online zum günstigsten Preis kaufen, sei nicht korrekt.
«Wir sehen sogar oft Kunden, die sich zuerst online über ein Produkt informieren und dann in den Laden kommen, um es sich in echt anzusehen und auch zu kaufen», sagt er. Für die Händler sei es demnach vor allem wichtig, dass sie sich schon während der Online-Recherche ihrer potenziellen Kundinnen und Kunden als Anbieter dieses Produkts in Szene setzen können.
(dsc/sda/awp)