Kein Tag vergeht ohne Trump-Wahnsinn: Auch am Wochenende ist man davor nicht gefeit. Letzten Sonntag verkündete der US-Präsident auf seinem Twitter-Klon Truth Social, er habe per Präsidialerlass angeordnet, eine strategische Reserve mit den Krypto-Coins von Ripple (XRP), Solana (SOL) und Cardano (ADA) zu prüfen. Zwei Stunden später legte er nach, in einer möglichen Reserve wären «offensichtlich» auch Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) enthalten. Er «liebe» auch Bitcoin und Ethereum.
Die Kurse explodierten darauf. ADA legte über 70 Prozent zu, XRP und SOL zwischen 20 und 30 Prozent, Bitcoin und Ethereum rund 10 Prozent. Dies aber nur kurzfristig. Bei Bitcoin, Ethereum und Solana sind die Kurse heute bereits wieder, wo sie vorher waren. Auch ADA und XRP haben in den letzten 24 Stunden wieder viel Boden eingebüsst – was einiges aussagt über das Vertrauen, das dem US-Präsidenten im Kryptosektor noch entgegengebracht wird.
Auch wenn der Kurssprung nur vorübergehend war: Es gab Profiteure. Die, die schlau genug waren, Gewinne mitzunehmen. Und die – und jetzt wird es problematisch –, die wussten, dass Trump nur wenige Stunden nach seiner desaströsen Pressekonferenz mit Wolodymyr Selenskyj, also ziemlich «out of the blue», eine mögliche US-Krypto-Reserve ankündigen würde.
Besonders im Fokus stehen dabei Transaktionen auf Hyperliquid. Hyperliquid ist eine dezentrale Handelsplattform, die im Gegensatz zu zentralisierten Handelsplätzen die Identität ihrer Benutzer nicht kennt. Sie eignet sich deshalb besonders gut, um fern von behördlichen Kontrollen Handel zu betreiben. In den USA und Kanada ist der Dienst deswegen nicht erreichbar – wobei es natürlich Mittel und Wege gibt, die Restriktionen zu umgehen.
Kurz vor Trumps Meldung wurden bei Hyperliquid zwei «Long-Positionen» mit einem Hebel von 50 eröffnet. 2,5 Millionen wurden auf einen Kursanstieg von ETH gesetzt, 1,4 Millionen auf Bitcoin. Ein Hebel von 50 bedeutet, dass die eigentliche Position das 50-Fache des Einsatzes beträgt: bei 3,9 Millionen also rund 200 Millionen. Damit steigt aber auch das Risiko um das 50-Fache. Hätten die beiden grössten Kryptowährungen zu dem Zeitpunkt auch nur 2 Prozent verloren (was schnell möglich ist), wären die knapp 4 Millionen verloren gewesen. Doch dazu kam es nicht. Trump machte seine Idee publik, der Kurs schnellte in die Höhe und der Account schloss die Position kurz danach mit einem Gewinn von 6,8 Millionen. 6,8 Millionen, die mutmasslich nie in einer Steuererklärung auftauchen werden.
«Forbes» formuliert es vorsichtig: Der Zeitpunkt des Trades kann als Riesenglück bezeichnet werden. In den sogenannten Sozialen Medien wird mit weniger angezogener Handbremse diskutiert: Dort glaubt kaum jemand an Glück, dafür viele an Insiderhandel. Wer eine derart hohe Summe mit einem derart hohen Hebel riskiert, muss über die Pläne des US-Präsidenten Bescheid gewusst haben. Deshalb machen bereits Memes der kryptoaffinen Trump-Söhne Barron und Eric die Runde. Der Kreis der Mitwisser dürfte indes einiges grösser sein als Trumps Familie.
Ob die amerikanische Börsenaufsicht dem Fall nachgehen wird, darf bei der aktuellen Wetterlage angezweifelt werden. Der Wind bläst eher in die andere Richtung: Vor kurzem vernichtete Trump ein Gesetz gegen Geldwäsche mit dem Vorwand, es schade Kleinbetrieben.
Ich sags ja immer und immer wieder, tax the rich. Zu viel Geld bei einzelnen Personen ist die grösste Gefahr für die Welt und die Freiheit.