Wirtschaft
Donald Trump

Millionengewinn dank Trumps Kryptotweets: Dusel – oder Insiderhandel?

Millionengewinn dank Trumps Krypto-Tweets: Dusel – oder Insiderhandel?

04.03.2025, 20:0204.03.2025, 20:02
Mehr «Wirtschaft»

Kein Tag vergeht ohne Trump-Wahnsinn: Auch am Wochenende ist man davor nicht gefeit. Letzten Sonntag verkündete der US-Präsident auf seinem Twitter-Klon Truth Social, er habe per Präsidialerlass angeordnet, eine strategische Reserve mit den Krypto-Coins von Ripple (XRP), Solana (SOL) und Cardano (ADA) zu prüfen. Zwei Stunden später legte er nach, in einer möglichen Reserve wären «offensichtlich» auch Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) enthalten. Er «liebe» auch Bitcoin und Ethereum.

Bild
Offenlegung der Interessenverbindung:
Der Autor besitzt verschiedene Kryptowährungen, darunter die hier erwähnten Bitcoin und Ethereum.

Die Kurse explodierten darauf. ADA legte über 70 Prozent zu, XRP und SOL zwischen 20 und 30 Prozent, Bitcoin und Ethereum rund 10 Prozent. Dies aber nur kurzfristig. Bei Bitcoin, Ethereum und Solana sind die Kurse heute bereits wieder, wo sie vorher waren. Auch ADA und XRP haben in den letzten 24 Stunden wieder viel Boden eingebüsst – was einiges aussagt über das Vertrauen, das dem US-Präsidenten im Kryptosektor noch entgegengebracht wird.

Auch wenn der Kurssprung nur vorübergehend war: Es gab Profiteure. Die, die schlau genug waren, Gewinne mitzunehmen. Und die – und jetzt wird es problematisch –, die wussten, dass Trump nur wenige Stunden nach seiner desaströsen Pressekonferenz mit Wolodymyr Selenskyj, also ziemlich «out of the blue», eine mögliche US-Krypto-Reserve ankündigen würde.

Besonders im Fokus stehen dabei Transaktionen auf Hyperliquid. Hyperliquid ist eine dezentrale Handelsplattform, die im Gegensatz zu zentralisierten Handelsplätzen die Identität ihrer Benutzer nicht kennt. Sie eignet sich deshalb besonders gut, um fern von behördlichen Kontrollen Handel zu betreiben. In den USA und Kanada ist der Dienst deswegen nicht erreichbar – wobei es natürlich Mittel und Wege gibt, die Restriktionen zu umgehen.

Kurz vor Trumps Meldung wurden bei Hyperliquid zwei «Long-Positionen» mit einem Hebel von 50 eröffnet. 2,5 Millionen wurden auf einen Kursanstieg von ETH gesetzt, 1,4 Millionen auf Bitcoin. Ein Hebel von 50 bedeutet, dass die eigentliche Position das 50-Fache des Einsatzes beträgt: bei 3,9 Millionen also rund 200 Millionen. Damit steigt aber auch das Risiko um das 50-Fache. Hätten die beiden grössten Kryptowährungen zu dem Zeitpunkt auch nur 2 Prozent verloren (was schnell möglich ist), wären die knapp 4 Millionen verloren gewesen. Doch dazu kam es nicht. Trump machte seine Idee publik, der Kurs schnellte in die Höhe und der Account schloss die Position kurz danach mit einem Gewinn von 6,8 Millionen. 6,8 Millionen, die mutmasslich nie in einer Steuererklärung auftauchen werden.

«Forbes» formuliert es vorsichtig: Der Zeitpunkt des Trades kann als Riesenglück bezeichnet werden. In den sogenannten Sozialen Medien wird mit weniger angezogener Handbremse diskutiert: Dort glaubt kaum jemand an Glück, dafür viele an Insiderhandel. Wer eine derart hohe Summe mit einem derart hohen Hebel riskiert, muss über die Pläne des US-Präsidenten Bescheid gewusst haben. Deshalb machen bereits Memes der kryptoaffinen Trump-Söhne Barron und Eric die Runde. Der Kreis der Mitwisser dürfte indes einiges grösser sein als Trumps Familie.

Ob die amerikanische Börsenaufsicht dem Fall nachgehen wird, darf bei der aktuellen Wetterlage angezweifelt werden. Der Wind bläst eher in die andere Richtung: Vor kurzem vernichtete Trump ein Gesetz gegen Geldwäsche mit dem Vorwand, es schade Kleinbetrieben.

SNL parodiert die aktuelle Politik in den USA – und es ist schmerzhaft akkurat

Video: watson/lucas zollinger
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Luzerner Fasnacht ist eröffnet
1 / 15
Die Luzerner Fasnacht ist eröffnet
Tausende Fasnächtlerinnen und Fasnächtler begrüssten lautstark die «schönsten Tage des Jahres». Die Luzerner Fasnacht dauert vom 27. Februar bis zum 4. März 2025.
quelle: keystone / philipp schmidli
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Treffen von Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj eskaliert
Video: extern
Das könnte dich auch noch interessieren:
77 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Firefly
04.03.2025 20:33registriert April 2016
Die Welt spinnt, weil einige wenige zu viel Geld gemacht haben.

Ich sags ja immer und immer wieder, tax the rich. Zu viel Geld bei einzelnen Personen ist die grösste Gefahr für die Welt und die Freiheit.
1657
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hanibald
04.03.2025 20:13registriert Dezember 2019
Das Spiel hat Donald schon mit seinem Vater gespielt: "Wir überlegen gerade, diese oder jene Airline zu kaufen..." Insider Handel nennt sich das. Und Crypto ist extra spannend, wenn so ganz einfach Bestechungsgelder fliessen können. Und keiner macht etwas dagegen.
1454
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tschowanni
04.03.2025 20:28registriert Oktober 2015
Jetzt ist klar warum er Regulierungs und Aufsichts -Behörden beseitigt hat.
1284
Melden
Zum Kommentar
77
    Hausdurchsuchungen beim Mann, der den Fall Vincenz ins Rollen brachte

    Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat beim Finanzportal «Inside Paradeplatz» (IP) und dessen Betreiber Lukas Hässig offenbar eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Sie ermittelt im Fall des Ex-Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz.

    Zur Story