Kaum hatte Präsident Obama seine Absicht verkündet, die Kohlekraftwerke abzuschalten, da meldeten die Republikaner die totale Opposition an. Selbst das «Wall Street Journal», das anständige Sprachrohr der Konservativen, spricht von einem «Klima-Putsch», jammert über einen Machtmissbrauch und fordert die einzelnen Bundesstaaten auf, sich dem Willen des Präsidenten zu widersetzen.
Dabei sind Obamas Pläne keineswegs revolutionär. Der Präsident will die alten Kohledreckschleudern in den nächsten 20 bis 30 Jahren abschalten und den CO2-Ausstoss bis 2030 um 32 Prozent zu verringern. Dabei will er einen Konstruktionsfehler des schon unter Präsident Richard Nixon in den Siebzigerjahren beschlossenen Umweltgesetzes, dem Clean Air Act, beheben.
Der Clean Air Act sieht zwar Umweltauflagen für Kohlekraftwerke vor, liess jedoch die bestehenden Anlagen unbehelligt in der Annahme, dass sie aus wirtschaftlichen Gründen ohnehin bald stillgelegt würden. Ein fataler Irrtum. Die Dreckschleudern wurden stets wieder renoviert mit dem Resultat, dass heute das Durchschnittsalter der amerikanischen Kohlekraftwerke 42 Jahre beträgt. Viele stammen sogar noch aus den Fünfzigerjahren.
Die Tatsache, dass die Konservativen selbst gegen einen umweltpolitisch unvermeidbaren und wirtschaftlich sinnvollen Plan Sturm laufen, bestätigt auf den ersten Blick Naomi Klein. Die Öko-Aktivistin stellt in ihrem Buch «Die Entscheidung» die These auf: Die Konservativen haben – im Gegensatz zu den Liberalen – erkannt, dass eine nachhaltige Umweltpolitik nur mit einer neuen Wirtschaftsordnung möglich ist.
Aus Angst um die freie Marktwirtschaft werden die Konservativen jeden noch so kleinen Schritt in Richtung nachhaltige Energie bekämpfen. Wer eine ökologische Wirtschaft will, muss daher zuerst die bestehenden Interessen – beispielsweise der Erdöl- und Kohleindustrie – ausschalten. Nur so können Klimaerwärmung und die Zerstörung des Planeten verhindert werden.
Es gibt auch eine marktwirtschaftliche Gegenthese zu Naomi Klein. Sie besagt: Sonnen- und Windenergie sind mittlerweile wettbewerbsfähig geworden. Der Anteil an Kohlekraft ist von einst 50 Prozent auf unter 40 Prozent gefallen, Tendenz weiter fallend. Im Bereich der nachhaltigen Energie werden heute deutlich mehr Jobs geschaffen als in den Kohleminen. Kurz: Wer rechnet, setzt auf Cleantech.
Elon Musk ist der bekannteste Vertreter des Öko-Kapitalismus. Der IT-Milliardär ist der am meisten bewunderte Unternehmer der Gegenwart und wird bereits als Nachfolger von Steve Jobs gehandelt. Musk ist nicht nur der Vater des Elektroautos Tesla, er ist auch die treibende Kraft hinter dem Projekt SolarCity. Für den genialen Ingenieur und Geschäftsmann Musk ist Sonnenenergie beides: technisch machbar und rentabel. Fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdöl hingegen sind eine Beleidigung für die Intelligenz des Menschen. Musk ist deshalb im Begriff, die USA mit einem Netz von Solartankstellen zu überziehen.
Gleichzeitig will Musk Batterien entwickeln und im grossen Stil produzieren, die es erlauben, dass auch gewöhnliche Haushalte auf Solarenergie umstellen können. «Wir sind absolut davon überzeugt, dass Solarenergie die wichtigste Energiequelle noch zu unseren Lebenszeiten werden wird», stellt Musk klar.
Ob Öko-Aktivisten oder Öko-Kapitalisten: Beide müssen eine Herkules-Arbeit verrichten. Die beiden Ökonomen Gernot Wagner und Martin L. Weitzman stellen in ihrem kürzlich erschienenen Buch «Climate Shock» klar: «Wer glaubt, es werde simpel sein, die fossilen Brennstoffe zu ersetzen, der macht sich etwas vor. Es wird eine der schwierigsten Herausforderungen der modernen Zivilisation werden, und es wird die längste, am schwierigsten zu managende Aufgabe sein, welche die Menschheit je bewältigen musste.»