Er habe grosse Fehler begangen, sagte Gloor in seinem Schlusswort. «Ich hoffe, dass alle Betroffenen und die Gesellschaft mir eines Tages, so Gott will, vergeben werden.» Er habe so viele Jahre bei der BVK verbracht. «Sie war praktisch mein Leben.» Dass er die Leute dann derart enttäuscht habe, tue ihm sehr leid, sagte der 59-Jährige, der während rund 15 Jahren ein korruptes System am Laufen hielt.
«Ich verstehe, dass mein Verhalten Wut und Hass hervorgerufen hat.» Er entschuldigte sich in aufrichtigem Ton bei seinen ehemaligen Vorgesetzten und damit auch bei den Zürcher Regierungsräten, die er während Jahren hinters Licht geführt hatte, sowie bei den Angestellten der Pensionskasse BVK. «Ich bedauere mein Verhalten.»
Einsicht zeigte auch Gloors Militärfreund, der dem ehemaligen Anlagechef über 800‘000 Franken zusteckte und im Gegenzug lukrative Mandate erhielt. Es tue ihm aufrichtig und von Herzen leid. «Ich bedauere, dass ich Herrn Gloor jemals Geld gegeben habe.»
Keiner Schuld bewusst ist sich hingegen der Financier, der sich bei Gloor mit 200‘000 Franken Bargeld für eine 40-Millionen-Investition in seine Biotech-Gesellschaft bedankte. «Ich hätte nie gedacht, dass ein solches Dankeschön falsch ist.» Es habe zu keiner Zeit Absprachen zwischen ihm und Gloor gegeben, beteuerte er.
Gloors Freund aus Studientagen, der gegen grosszügige Bezahlung und Ferieneinladungen ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit der BVK zählen konnte, wollte sich nicht äussern. Er hoffe nur auf ein gerechtes Urteil, sagte er. Eröffnet wird dies am 27. August.
Gloor ist angeklagt, Schmiergelder und Geschenke im Wert von knapp 1,7 Millionen Franken angenommen zu haben. Das Bezirksgericht verurteilte ihn deswegen im November 2012 in erster Instanz zu 6 Jahren und 3 Monaten Freiheitsstrafe. Gloor fordert nun einen Freispruch oder zumindest eine deutlich mildere Strafe von 3,5 Jahren.
Seine Geschäftsfreunde, die ihn bestochen haben sollen, wurden zu teilbedingten und bedingten Freiheitsstrafen verurteilt. Sie fordern alle einen Freispruch. Entweder wollen sie nicht bestochen haben, oder gaben an, von Gloor quasi dazu genötigt worden zu sein.
Gloors Studienkollege, ein früherer Kadermitarbeiter der Credit Suisse, wird bei der Urteilseröffnung des Obergerichtes allerdings nicht das letzte Mal vor Gericht stehen: Er muss im Oktober erneut vor dem Bezirksgericht erscheinen.
Er und vier weitere Angeklagte sind wegen Kursmanipulationen zulasten der BVK und der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich angeklagt. Der Staatsanwalt fordert für ihn als Hauptangeklagten eine Verurteilung wegen gewerbsmässigen Betrugs. Dafür soll der einst beste Freund von Daniel Gloor fünf Jahre hinter Gitter. (whr/sda)