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Trump verspricht Billionen-Deals von Nahost-Reise und weckt Zweifel

epa12102762 A handout photo made available by the UAE's Presidential Court shows Sheikh Mohamed bin Zayed Al Nahyan (R), President of the United Arab Emirates and Ruler of emirate of Abu Dhabi, a ...
US-Präsident Donald Trump ist am Donnerstag in den Vereinigten Arabischen Emiraten angekommen.Bild: keystone

Trumps Billionen-Rechnung geht irgendwie nicht auf

15.05.2025, 17:47
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US-Präsident Donald Trump hat sich bei seinem Nahost-Trip mit Wirtschaftsdeals in Billionen-Höhe gebrüstet. An einigen finanziellen Ankündigungen während des Trips gibt es jedoch Zweifel – wie schon bei früheren Aussagen Trumps zu grossen Geldgeschäften.

Der Republikaner sagte, seine Reise durch die Golfregion könnte zwischen 3,5 und 4 Billionen US-Dollar generieren. Trump sprach bei einem Treffen mit Wirtschaftschefs in Katar von einem «sehr historischen Trip». Seine viertägige Nahost-Reise sei mit Blick auf neue Investitionen in den USA eine «Rekord-Tour». Der 78-Jährige schwärmte: «So etwas hat es noch nie gegeben.» Er nannte aber keine Details zu den Summen. Und auch andere Ankündigungen über milliardenschwere Vereinbarungen werfen Fragen auf.

Trump traf auf der letzten Station seines mehrtägigen Trips durch die Golfregion ein: in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort wurde er, wie schon zuvor in Saudi-Arabien und Katar, mit viel Pomp und opulenten Zeremonien empfangen. Die Golfstaaten stellten ihren Reichtum offen zur Schau, wetteiferten um die Gunst des Präsidenten und versuchten, sich mit Investitionszusagen an die Amerikaner gegenseitig zu übertreffen.

Saudi-Arabien unter finanziellem Druck

Saudi-Arabien etwa kündigte Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar in den USA an. Die dazu vom Weissen Haus veröffentlichten Summen einzelner Investitionen blieben während Trumps Besuch aber deutlich unter dieser Summe. Saudi-Arabien finanziert derzeit ein teures Reformprogramm, steuert erneut auf ein grosses Haushaltsdefizit zu und steht unter Druck durch den niedrigen Ölpreis.

Mit Katar einigten sich die USA nach Angaben des Weissen Hauses auf einen «wirtschaftlichen Austausch» im Wert von mindestens 1,2 Billionen Dollar sowie Wirtschaftsdeals im Wert von mehr als 240 Milliarden Dollar. Auch hier gab es aber keine Details, und Katar veröffentlichte überhaupt keine Angaben zu den geplanten Investitionen. Bei einem Deal der Fluggesellschaft Qatar Airways mit dem US-Flugzeugbauer Boeing etwa sprach Trump in Doha zunächst von einem Umfang von «mehr als 200 Milliarden Dollar» und dem grössten Auftrag in der Boeing-Geschichte. Das Weisse Haus bezifferte den Umfang kurz darauf auf 96 Milliarden Dollar.

Die Emirate – die letzte Station auf Trumps Nahost-Trip – wiederum haben neue Investitionen in den USA von 1,4 Billionen Dollar über zehn Jahre angekündigt. Dabei soll es nach emiratischen Angaben unter anderem um die Bereiche Künstliche Intelligenz (KI) und Energie gehen. Eine detaillierte Aufstellung dazu gab es aber ebenfalls nicht.

Grosse Versprechen, nur die Hälfte ist belegt

Seit seinem Amtsantritt im Januar spricht Trump immer wieder davon, dass er Investitionen von mehreren Billionen Dollar für die USA erreicht habe. In Doha sagte der Republikaner, dass er innerhalb von zwei Monaten im Amt «mindestens zehn Billionen (Dollar) an Investitionen und möglichen Investitionen» gesichert habe. Auch an diesen Zahlen gibt es Zweifel.

«Historisch gesehen versprechen Ankündigungen von grossen Investitionen häufig zu viel und liefern zu wenig», sagte Professor Roman Yampolskiy von der Universität Louisville, der zu KI forscht, dem Nachrichtenkanal Al-Dschasira. Der Sender kam in einer Aufstellung zu dem Ergebnis, dass nur etwa die Hälfte der von Trump genannten zehn Billionen Dollar tatsächlich durch konkrete Ankündigungen von Unternehmen und anderen Ländern belegt sei. Grosse Summen seien zudem über Jahre oder ein Jahrzehnt geplant.

Die Geschäfte der Trump-Familie

Schon in seiner Vergangenheit als Geschäftsmann machte sich Trump einen Namen damit, es mit Zahlen nicht ganz genau zu nehmen. Vor seinem Start in die zweite Amtszeit war der Republikaner in einem Betrugsprozess zu einer Strafe von mehr als 350 Millionen Dollar verurteilt worden. In dem Zivilverfahren war Trump, dessen Söhnen und Mitarbeitern vorgeworfen worden, den Wert der Trump Organization jahrelang manipuliert zu haben, um an günstigere Kredite und Versicherungsverträge zu kommen.

Den Immobilienkonzern leiten Trumps Söhne Eric und Don Junior. Die Trump Organization ist auch in der Golfregion sehr aktiv. Hochrangige US-Demokraten kritisierten, bei Trumps Trip gehe es offenbar weniger um einen offiziellen politischen Besuch als um persönliche geschäftliche Interessen.

Und dann war da noch das Flugzeug

Derlei Vorwürfe wurden noch befeuert durch das Bekanntwerden eines anderen Vorhabens: Trump erwägt demnach, ein luxuriöses Flugzeug als Geschenk von der Führung in Katar anzunehmen. Die US-Regierung soll von Katar kostenlos eine Maschine vom Typ Boeing 747 erhalten, die zur Präsidentenmaschine Air Force One für Trump umgerüstet werden soll.

Berichten zufolge hat das Flugzeug einen Wert von etwa 400 Millionen Dollar. Es wäre vermutlich das bisher grösste Geschenk eines ausländischen Partners für einen US-Präsidenten, was rechtliche und ethische Fragen aufwürfe. Demokraten sprachen von «blanker Korruption» und drohten mit Protestaktionen im US-Parlament.

Trump verteidigte das Vorhaben in den vergangenen Tagen vehement gegen Kritik. Und auch die katarische Regierung äusserte Unverständnis über die Empörung. Es handele sich um ein «ganz einfaches Geschäft von Regierung zu Regierung», sagte Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani dem Fernsehsender CNN. Es sei eine normale «Transaktion». Offiziell verkündet wurde eine solche «Transaktion» während Trumps Besuch in Katar allerdings nicht. (sda/dpa)

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40 (momoll, vierzig!) Gründe, weshalb man trotz Trump die USA immer noch lieben kann
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40 (momoll, vierzig!) Gründe, weshalb man trotz Trump die USA immer noch lieben kann
Hey Leute. Es ist traurig. Aber wahr. Leider. Dennoch: Viele von uns werden die USA immer lieben. Und zwar aus folgenden Gründen (eine willkürliche Auswahl und in keinerlei bestimmten Reihenfolge – ausser vielleicht der Nummer Eins): ...
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Trump besucht Saudi-Arabien – und wird mit Y.M.C.A. und mobilem McDonald's empfangen
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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dega
15.05.2025 18:40registriert Mai 2021
Nein! Doch!....

Wenn der ein "Finanzgenie" wäre, dann wäre er nicht so viele male Konkurs gegangen. Sogar mit CASINOS! 🤦
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Markus Maag
15.05.2025 18:05registriert Mai 2024
Trump kann nicht rechnen! Der kann nur Tabellen falsch interpretieren!
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George Cloowney & Brad Pildo
15.05.2025 17:59registriert November 2022
Die Frage ist doch wieviele Kamele werden ihm am Ende seiner Reise ins Flugzeug geschoben und kann er die dann im Garten der Trump Bibliothek angemessen versorgen?
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