Der Online-Riese Amazon ist der zweitgrösste Arbeitgeber in den USA, doch Gewerkschaften haben bei dem Konzern bisher nichts zu melden. Das könnte sich bald ändern: Am Montag (Ortszeit) hat die Abstimmung über eine Arbeitnehmervertretung in einem Logistiklager in Bessemer im südöstlichen US-Bundesstaat Alabama begonnen.
Bis zum 29. März können die rund 6000 Beschäftigten per Briefwahl entscheiden, ob sie sich der ersten grossen Gewerkschaftsinitiative bei Amazon seit dem Jahr 2014 anschliessen. Der Konzern sträubte sich bis zuletzt dagegen.
Sollte die US-Handelsgewerkschaft RWDSU mit ihrem Versuch erfolgreich sein, wäre der Weg für den ersten US-Standort von Amazon mit einer Arbeitnehmervertretung in der über 26-jährigen Geschichte des Konzerns geebnet. Besonders gross wäre der Einfluss jedoch nicht - Amazon hat insgesamt über eine Million Mitarbeiter. Der jüngste Versuch einer gewerkschaftlichen Organisation war vor rund sechs Jahren in Delaware gescheitert.
Amazon steht wegen seiner Arbeitsbedingungen seit langem in der Kritik, der angeblich unzureichende Schutz von Mitarbeitern rückte während der Pandemie verstärkt in den Fokus.
In einer Stellungnahme gegenüber US-Medien erklärte Amazon, dass das Unternehmen seinen Beschäftigten bereits alles biete, wofür Gewerkschaften sich einsetzten: einen der im Branchenschnitt höchsten Löhne, umfassende Nebenleistungen ab dem ersten Tag im Job sowie Karrieremöglichkeiten und ein sicheres sowie modernes Arbeitsumfeld. Zudem hätten die Mitarbeiter die Möglichkeit, direkt mit der Konzernführung zu kommunizieren.
Die Initiative der Gewerkschaft wirbt bei den Mitarbeitern in Bessemer damit, gemeinsam einen «echten Sitz am Tisch» von Amazon zu gewinnen, um sicherere Arbeitsbedingungen und faire Arbeitgeberleistungen erstreiten zu können. Amazon hatte bis zuletzt versucht, die Abstimmung zu verzögern, war jedoch mit einem Einspruch gegen die Briefwahl bei der Arbeitsschutzbehörde National Labor Relations Board abgeblitzt. (aeg/sda/dpa)