Der Euro-Franken-Kurs befindet sich nach einem kurzen Zwischenhoch aufgrund der Leitzinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wieder auf Tauchfahrt. In der Nacht auf Montag sackte die europäische Gemeinschaftswährung erneut kräftig ab und fiel auf einen 20-jährigen Tiefstand. 0.9405 Franken war der Euro noch wert.
Auch das britische Pfund hat in den vergangenen Tagen drastisch an Wert verloren und näherte sich am Montagmorgen gar der Franken-Parität: Mit 1.0178 Franken sank das Pfund zwischendurch auf den tiefsten jemals erreichten Stand. Zu Beginn des Jahres lag der Kurs noch bei 1.2336 Franken für ein Pfund. Für Fachleute sind vor allem die starken Steuersenkungen und sonstigen wirtschaftlichen Entlastungen der neuen Regierung unter Premierministerin Liz Truss die grossen Unsicherheitsfaktoren, die das Pfund in Bedrängnis bringen.
Einer der unmittelbaren Auslöser für den neusten Kursrutsch waren die schwachen Einzelhandelsumsätze im August. Um 1,6 Prozent haben die Briten ihre Einkäufe gegenüber dem Vormonat dem Volumen nach reduziert – auch wenn sie wegen der hohen Inflation mehr Geld dafür ausgeben mussten. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Minus von 0,5 Prozent gerechnet.
Mit einer raschen Besserung kann nicht gerechnet werden. Laut Ökonomen der Bank of England wird die britische Wirtschaft im vierten Quartal in eine Rezession rutschen. Sie rechnen damit, dass sich die negative Entwicklung über 15 Monate hinziehen wird.
Das Pfund dürfte also weiter fallen, dabei galt es einst als stärkste Währung der Welt. 1981 war das Pfund Sterling noch satte 4,6 Franken wert, im Jahr 2000 fast 2,7 Franken. Seit der Einführung der flexiblen Währungskurse in den 1970er-Jahren haben eine schwächelnde Wirtschaft, wenig Vertrauen während Wirtschaftskrisen und der Brexit den Kurs in den letzten Jahren jedoch immer weiter nach unten gedrückt. Mit der Beinahe-Parität zum Franken als vorläufigem Tiefpunkt.
Mittlerweile haben sich das Pfund und der Euro zwar wieder etwas von ihren Tiefstständen erholt, eine langfristige Erholung ist aber nicht in Sicht. Der Franken wie auch der US-Dollar profitieren schon seit Längerem als sichere Alternative während den vielen krisenhaften Entwicklungen auf der Welt. Der Euro und das Pfund werden vor allem durch den Russland-Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise in Europa belastet. Der Wahlausgang in Italien, wo politisch rechte Kräfte die Oberhand gewannen, soll vor allem den Euro am Wochenende noch zusätzlich belastet haben. (pre)