Mit einem weit überdurchschnittlichen Tarifabschluss hat die Lufthansa den Tarifkonflikt mit ihrem Bodenpersonal beigelegt. «Das Ergebnis beinhaltet einen Inflationsausgleich und zusätzlich eine Reallohnerhöhung», jubelte die Verhandlungsführerin der Gewerkschaft Verdi, Christine Behle, am späten Donnerstagabend.
Auch die Lufthansa scheint nicht unglücklich zu sein über den Tarifvertrag, der Beschäftigten in der unteren Lohngruppe knapp 20 Prozent mehr Geld bringt. Personalvorstand Michael Niggemann lobt das Konstrukt aus hohen Sockelbeträgen und späteren prozentualen Erhöhungen.
«Es war uns wichtig, die unteren und mittleren Einkommensgruppen überproportional zu berücksichtigen. Damit werden wir der sozialen Verantwortung für unsere Beschäftigten gerecht und sichern unsere Attraktivität als Arbeitgeber.»
In der Luftverkehrsbranche konkurriert der Luftfahrtkonzern nämlich mit vielen anderen um die knappen Arbeitskräfte, muss aber bis Ende nächsten Jahres 10'000 zusätzliche Stellen besetzen. Gemeinsam mit den Passagieren braucht Lufthansa nun ebenfalls bis Ende 2023 keine weiteren Streiks des Bodenpersonals mehr zu fürchten.
Gelingt es Personalvorstand Michael Niggemann, nun noch die streikbereiten Piloten der Vereinigung Cockpit zu befrieden, dürfte Lufthansa wieder stabil in der Gewinnzone fliegen.
An den Flughäfen fehlten beim überraschend steilen Neustart in diesem Sommer tausende gering bezahlte, aber systemrelevante Arbeitskräfte. In der Corona-Krise hatte das Kurzarbeitergeld für viele selbst mit Aufstockung nicht ausgereicht, weil die Schichtzulagen fehlten, berichtete beispielsweise der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport.
Die Flucht der einfachen Arbeiter und Angestellten vom Flughafen in andere Jobs begründete das Abfertigungschaos in diesem Sommer, das letztlich nur mit weniger Flügen in den Griff zu bekommen war. Allein Lufthansa musste knapp 7000 Flüge ausfallen lassen, um das System zu stabilisieren. Neue Kräfte waren auch für Fraport kaum zu bekommen und Anwerbungen beispielsweise in der Türkei sind vorerst an bürokratischen Hürden gescheitert.
Für das Bodenpersonal hatte Verdi bei einer Laufzeit von zwölf Monaten durchgehend Gehaltssteigerungen von 9.5 Prozent verlangt, mindestens aber 350 Euro im Monat. Herausgekommen sind nun in 18 Monaten mindestens 325 Euro plus eine weitere Steigerung von 2.5 Prozent.
Der erste Festbetrag von 200 Euro monatlich wird rückwirkend ab dem 1. Juli 2022 gezahlt, ab dem 1. Januar 2023 gibt es weitere 2.5 Prozent, mindestens aber 125 Euro monatlich. Ab Juli 2023 kommt dann noch einmal eine prozentuale Erhöhung von 2.5 Prozent hinzu ohne Mindestbetrag. Die Laufzeit endet am 31. Dezember 2023. (sda/awp/dpa)