Auf diesen Moment hat der gesamte Krypto-Space seit Jahren gewartet: Zum ersten Mal in der Geschichte wurde eine aktive Blockchain auf ein anderes Konsensverfahren umgestellt. Doch gehen wir einen Schritt zurück und betreiben etwas Aufklärung.
Die grössten Kryptowährungen der Welt standen in Vergangenheit oft in der Kritik wegen ihres unglaublichen Stromverbrauchs. Experten berechneten, dass das Mining von Bitcoin jährlich rund 0,59 Prozent des weltweiten Stromverbrauches entspricht. Umweltschädlich ist auch die Ethereum-Blockchain, die so viel Strom wie Österreich verbraucht. Mit einem radikalen Update, genannt «The Merge», wird nun rund 99,95 Prozent des Ethereum-Strombedarfs einspart.
Ethereum hat bisher mit dem Konsensverfahren «Proof of Work» garantiert, Transaktionen auf der Blockchain fälschungssicher zu validieren. Bei diesem Verfahren mussten mit grossen Rechneranlagen komplizierte kryptografische Rätsel gelöst werden, um einen Eintrag in die Blockchain schreiben zu können. Wer das schafft, erhält als Belohnung Ethereum. Dieser Vorgang wird auch «Mining» genannt, weil dadurch neue Krypto-Coins «geschürft» werden.
Mit dem Wechsel auf den «Proof of Stake»-Mechanismus ändert sich nun dieses Verfahren. Anstatt um die Rechenleistung wie beim «Proof of Work», dreht sich beim «Proof of Stake» alles um die Menge der hinterlegten (gestakten) Ethereum-Coins. Je grösser der Anteil an gestakten Coins ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der User den nächsten Block auf der Blockchain validieren kann. Ein wichtiger Unterschied ist zudem, dass beim «Proof of Stake»-Mechanismus ein Zufalls-Algorithmus verwendet wird. Dieser lost einen Teilnehmer aus, der dafür das Recht bekommt, den Block zu minen – und so neue Ethereum zu erhalten.
Vor allem viele Bitcoin-Liebhaber halten von der Ethereum-Umstellung auf «Proof of Stake» wenig. Ein Hauptkritikpunkt ist, dass nur User, die viele Coins gestakt haben, vom neuen Mechanismus profitieren werden. Starke Verluste einfahren werden auch die meisten «Miner», welche viel Geld ausgegeben haben für ihre Rechenzentren, um Bitcoin und Ethereum zu schürfen.
Die Umstellung des Konsensverfahrens hat weitreichende Folgen für den gesamten Krypto-Markt. Energiereiches Ethereum-Mining gehört der Vergangenheit an. Die Auswirkungen spürt der gesamte Krypto-Sektor, der auf Ethereum aufgebaut ist – wie dezentrale Finanzdienstleistungen (DeFi) und der Handel mit NFTs. Auch die Web3-Entwicklung wird grüner, da sie ebenfalls hauptsächlich auf Ethereum basiert.
Für die Köpfe hinter Ethereum läutet die Umstellung ein neues Zeitalter ein. «Bisher gab es zwei grosse Ereignisse in der Geschichte. Das Aufkommen von Bitcoin und die Entwicklung von Ethereum. Der Merge steht nun an dritter Stelle», sagte Joseph Lubin, Ethereum-Mitgründer und CEO bei ConsenSys zu «Bloomberg». Auch der Chefentwickler und das Gesicht hinter Ethereum, Vitalik Buterin, sagte zur Umstellung: «Das wird den weltweiten Stromverbrauch um 0,2 Prozent senken». (sda/kil)
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